Wird in Krisenzeiten das Geld knapp, wünschen sich Kunden von ihren Banken mehr Unterstützung - etwa beim Vermögensaufbau oder der Suche nach einer günstigeren Versicherung. Für entsprechende Angebote sind viele Verbraucher bereit, mehr persönliche Daten freizugeben, belegt eine Untersuchung.
"Viele deutsche Verbraucher stehen in den kommenden zwölf Monaten vor Herausforderungen, die sie so noch nicht kennen", meint Frank Schlein, Geschäftsführer von Crif Deutschland. Ein gutes Drittel (37 Prozent) der Bundesbürger rechnet mit einer Verschlechterung der eigenen finanziellen Situation in den kommenden zwölf Monaten. Jeder Vierte (26 Prozent) geht davon aus, Rechnungen nicht mehr begleichen oder Kredite bedienen zu können. 65 Prozent wollen deshalb die Ausgaben für Essen, Energie und andere lebensnotwendige Güter senken. Jeder Dritte (35 Prozent) glaubt, diesen Kraftakt nur mit einem Zusatzjob zu stemmen. Das sind Kernergebnisse der internationalen Untersuchung "Banking on Banks" des Informationsdienstleisters Crif. Für die Untersuchung wurden im Juli 2022 auch 1.000 deutsche Verbraucher befragt.
Bankkunden erwarten mehr Unterstützung
Von diesen sehen 71 Prozent in ihrer Bank oder Sparkasse nicht nur einen wichtigen Stabilitätsanker bei monetären Engpässen, sondern erwarten insgesamt mehr Unterstützung und Orientierung. 41 Prozent der Befragten wünschen sich, dass die Geldhäuser ihre Produkte und Dienstleistungen besser auf ihre finanziellen Bedürfnisse in der Krise abstimmen. So folgt nach der Familie (33 Prozent) die Bank (27 Prozent) als Ansprechpartner, wenn neues Geld benötigt wird. Der Staat kommt mit seinen Hilfsangeboten auf Rang drei (26 Prozent).
Die Ergebnisse belegen den Studienautoren zufolge, dass die aktuelle Lage nicht nur eine Herausforderung für die Branche ist, sondern auch Potenziale biete, um Kunden zu binden und deren Zufriedenheit zu steigern. Wenn sich Banken der jeweiligen Situation des Kunden anpassen und individuelle Unterstützung bieten, werde das honoriert. Dabei wollen 36 Prozent, dass ihr Institut auf sie zugeht und dabei hilft, Geld zu sparen - zum Beispiel beim bei Versicherungen. Für gleich viele ist mehr Hilfe beim Vermögensaufbau wichtig.
Mehr Daten für individuelle Angebote
Dabei sind die Kunden durchaus bereit, mehr Daten im Wege digitaler Prozesse und Anwendungen preiszugeben. Das gilt vor allem dann, wenn ihnen dadurch der Zugang zu bestimmten Angeboten wie der Kreditaufnahme (30 Prozent) oder die Erhöhung des Kreditlimits (25 Prozent) erleichtert wird. Unter den 18- bis 34-Jährigen sei der Wunsch nach einer stärkeren Digitalisierung deshalb besonders groß. In dieser Altersgruppe sind knapp 40 Prozent bereit, dafür mehr persönliche Informationen zu teilen.
Darüber hinaus lassen sich mit digitalen Lösungen aber auch viele Themen angehen, die von allen befragten Altersgruppen genannt werden: Beispielsweise zusätzliche Hilfe bei der Verbesserung ihrer Kreditwürdigkeit (26 Prozent), Unterstützung bei der Finanzplanung (24 Prozent) oder eine frühere Warnung vor finanziellen Engpässen (24 Prozent). Für all diese Anwendungsgebiete gibt es mittlerweile passende digitale Instrumente", erläutert Schlein.