Regionales Engagement ihrer Hausbanken ist vielen Kunden wichtig. Laut einer aktuellen Umfrage sollen die Institute die Wirtschaft vor Ort fördern, Netzwerke aufbauen und nachhaltige Services anbieten. Solche Geschäftsmodellen könnten verloren gegangenes Vertrauen zurückbringen.
"Kunden trauen Banken eine aktive Rolle als Förderer der Region zu", erklärt Michael Matt, Partner bei Eurogroup Consulting (EGC). Das Beratungshaus hat in einer Online-Umfrage unter 1.000 Bankkunden in Deutschland im August 2020 ermittelt, dass sich 84 Prozent mehr Engagement der Institute für die Region und das regionale Wirtschaftsleben wünschen. Neben den Aufgaben als klassischer Finanzpartner sollen die Institute dabei vor allem Verantwortung übernehmen, wenn es um den Umweltschutz und den Klimawandel geht.
Junge Kunden vertrauen Banken häufig nicht
Mit einer entsprechenden Ausrichtung könnten Banken das Kundenvertrauen stärken, dass sie laut Umfrage vor allem bei den jungen Verbrauchern verloren haben. Denn gerade einmal 25 Prozent der Befragten im Alter zwischen 16 bis 24 Jahren bezeichnen das Verhältnis zur Hausbank als vertrauensvoll. Mehr als jeder zweite junge Kunde gibt an, lediglich ein neutrales oder gar misstrauisches und distanziertes Verhältnis zu haben.
Laut Studie hilft eine starke regionalen Ausrichtung, diesem Vertrauensverlust entgegenzusteuern. Denn hier haben Regionalbanken in der aktuellen Untersuchung die Nase vorne. Ungeachtet des Alters bezeichnen 45 Prozent der Genossenschaftsbank- und 43 Prozent der Sparkassen-Kunden das Verhältnis zu ihrem Institut als vertrauenswürdig. Privat- und Direktbanken kommen nur auf einen Wert von etwa 30 Prozent. Diese Entwicklung helfe vor allem den Filialbanken mit Regionalität beim Preiskampf mit Direktbanken und Fintechs.
Regionale Online-Marktplätze mit breiten Angebot sind attraktiv
So zeigen sich 88 Prozent der Befragten zum Beispiel regionalen Online-Marktplätzen, die über ein breites Angebot an regionalen und möglichst nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen verfügen, gegenüber offen. Ein Drittel (33 Prozent) würden diese auf jeden Fall nutzen. 55 Prozent sind zumindest interessiert, wenn sie hier attraktive Angebote finden. Aufschlussreich für die Banken: Besonders Haushalte mit einem vergleichsweise hohen Haushaltsnettoeinkommen von jährlich 60.000 bis 80.000 Euro würden solche Online-Netzwerke gerne nutzen.
"Ein regionaler Marktplatz kann die Konkurrenz mit international agierenden Plattformen aufnehmen und die Antwort auf die Bigtechs sein, die immer näher an die Wertschöpfungskette der Banken rücken", erläutert Matt. Regionale Marktplätze könnten dabei zusätzliche Dienstleistungen im Bereich Bauen und Wohnen, aber auch im Bereich Job und Arbeit bieten. Auf diese Weise entstehe ein regionales Ökosystem mit vielfältigem Synergiepotenzial. Die Bank erhöhe so die Zahl der Kontakte mit ihren Kunden deutlich und könne sich neue Ertragsquellen erschließen.
Persönliche Betreuung bleibt wichtig
68 Prozent der Befragten wünschen sich auch, dass die Bank ihnen einen persönlichen Assistenten zur Seite stellt, der über finanzielle Belange hinaus administrative Aufgaben übernimmt - in der Zielgruppe von 16 bis 24 Jahren sind dies sogar 85 Prozent. Eine übergreifende App, in die neben den sozialen Netzwerken, Messenger-Dienste, die Verwaltung von Strom- und Versicherungsverträgen sowie Behördenanliegen auch interessante Online-Shops und Bezahldienste integriert werden, können sich 51 Prozent aller Befragten sowie 64 Prozent der Studienteilnehmer zwischen 16 und 24 Jahren vorstellen.