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23.06.2020 | Bankvertrieb | Schwerpunkt | Online-Artikel

Krise gibt der Bankberatung neuen Schwung

verfasst von: Barbara Bocks

3:30 Min. Lesedauer

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Infolge der Corona-Pandemie haben Privat- und Firmenkunden derzeit großen Beratungsbedarf. In der Filiale, per Videochat oder am Telefon suchen die Kunden vor allem nach Orientierung und Hilfe - bei ganz unterschiedlichen Finanzfragen.

Während des Lockdowns haben zahlreiche Kreditinstitute für eine gewisse Zeit ihre Filialen geschlossen, so auch die Volksbank Mittelhessen. "In den Wochen der Kontaktbeschränkungen fanden im Privatkundenbereich naturgemäß weniger persönliche Gespräche statt. Dies ist auch der Tatsache geschuldet, dass ein Teil der Filialen zum Schutz unserer Kunden und der Mitarbeiter vorübergehend geschlossen war", sagt Michael Müller, Bereichsleiter Privatkunden bei der Volksbank Mittelhessen, gegenüber springerprofessional.de.

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Zahl der Beratungsgespräche steigt

Die Hamburger Sparkasse (Haspa) hatte ihre Filialen die ganze Zeit geöffnet, "damit die Wege für die Menschen, die kein Online Banking machen wollen oder können, gerade in diesen Zeiten nicht noch länger werden", erklärt ein Sprecher gegenüber springerprofessional.de. "In den ersten Wochen der Corona-Krise war uns neben der Sicherstellung der Bargeldversorgung besonders wichtig, unseren Kunden Aufklärung, Orientierung und Hilfe anzubieten", so der Sprecher. Dazu gehörte es, über die Möglichkeiten des kontaktlosen Bezahlens mit Girocard, Kreditkarte oder Smartphone sowie des Online Bankings aufzuklären oder Kreditraten auszusetzen.

Inzwischen würde die Zahl der Beratungsgespräche bei der Haspa wieder anziehen. Vergleichsweise viele fänden über Videochat oder Telefon statt. Auch der E-Mail-Verkehr hat laut Angaben des Sprechers zugenommen. "Die Kunden kommen in jüngster Zeit auch wieder vermehrt in die Filialen und fragen verstärkt Beratungen zu Wertpapieranlagen und Immobilienfinanzierungen nach."

"Seit Mitte Mai erleben wir gerade in der Privatkundenberatung, dass unsere Kunden wieder verstärkt den persönlichen Kontakt suchen, ob im Service oder auch in speziellen Beratungsgesprächen zum Anlage-, Wertpapier- oder auch Kreditgeschäft sowie zu Baufinanzierungen und Verbraucherkrediten", betont auch Müller von der Volksbank Mittelhessen.

Börsen sorgen für Beratungsbedarf

Die infolge der Pandemie deutlich stärkere Volatilität an den Börsen führe vor allem in den Gesprächen mit Privatkunden zu einem erhöhten Beratungsbedarf. "Zahlreiche Privatanleger nutzen die zeitweisen Kursrückgänge zum Einstieg. Insbesondere der regelmäßige Vermögensaufbau über Wertpapier-Sparpläne erfreut sich steigender Beliebtheit", so Müller weiter. Im Kreditgeschäft nutzen die Privatkunden die Möglichkeit befristeter Tilgungsaussetzungen, um Corona-bedingte Kurzarbeit oder Freistellungen abzufedern.

"Die weitere Ausbreitung der Corona-Pandemie hat auch in Mittelhessen enorme Auswirkungen auf die Wirtschaft, welche sich von Beginn an in einem deutlich erhöhten Beratungsbedarf manifestiert hat", sagt Martin Frettlöh, Bereichsleiter Firmenkunden bei der Volksbank Mittelhessen, gegenüber springerprofessional.de. "Viele Firmenkunden haben in dieser schwierigen Phase einen akuten Kapitalbedarf", so der Experte weiter. 

Neben dem Programm der Kreditanstalt für Wiederaufbau für Finanzierungen über 100.000 Euro gibt es laut Frettlöh weitere Optionen aus Landesmitteln. "Darüber hinaus nutzen wir den VR Smart flexibel-Förderkredit bis maximal 100.000 Euro mit Sofortzusage", so Frettlöh weiter. Auch die Haspa hat ihren Firmenkunden in erster Linie Fördermöglichkeiten aufgezeigt, Kreditlinien erhöht und Tilgungen ausgesetzt. Bis zu 1.000 Mitarbeiter der Haspa waren laut Angaben des Sprechers ausschließlich im Einsatz, um Corona-Hilfen zu prüfen und zu vermitteln.

Kunden lassen sich telefonisch beraten

Die Mitarbeiter der hessischen Volksbank erhalten nach wie vor täglich zahlreiche Anfragen von ihren Firmenkunden. Um die hohe Nachfrage dieser Klientel zu bedienen, hat das Institut Frettlöh zufolge bereits vor der Zeit der Kontaktbeschränkungen eine online-basierte Lösung installiert. 

In den Filialen hat die Volksbank hat die notwendigen technischen Vorkehrungen unter anderem mit Plexiglas-Scheiben getroffen. "Wir überlassen den Kunden die Wahl, ob sie sich lieber persönlich unter Wahrung der Hygieneregeln vor Ort beraten lassen möchten oder ob sie die Distanzkanäle bevorzugen", so Müller. Insgesamt hat er den Eindruck, dass die Kunden nach den Erfahrungen mit der Pandemie vor allem die telefonische Beratung zu schätzen wissen. 

Die Beratung am Telefon hat auch für Daniela Schweiger, Leiterin des Direkt-Beratungs-Centers der Stadtsparkasse München, Vorteile. Für vergleichsweise einfache Services wie Überweisungen oder Änderungen von Daueraufträgen sollte laut Schweiger ein Telefonat ausreichen, schreibt Bankmagazin-Autor Michael Sudahl in der Mai-Juni-Ausgabe im Beitrag "Warum Filialen weniger Mitarbeiter brauchen". Geht es hingegen um komplexere Beratungen, beispielsweise zur Geldanlage oder zu einem Kredit, könnten Schweiger zufolge die Videokamera sowie die Bildschirmübertragung hinzugezogen werden.

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