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31.08.2015 | Bankvertrieb | Schwerpunkt | Online-Artikel

Wie die Deutschen sich verschulden

verfasst von: Eva-Susanne Krah

2:30 Min. Lesedauer

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Jeder zweite Bundesbürger muss derzeit einen Kredit abbezahlen. Die meisten versuchen zwar, die eigene Verschuldung gering zu halten, stehen aber dennoch im Schnitt vierstellig im Soll.

Bereits jeder dritte Deutsche zwischen 14 und 24 Jahren soll laut der Online-Verbraucherplattform Netzsieger schon einmal Schulden gemacht haben. Im Vergleich umgerechnet auf den einzelnen Kreditnehmer, zahlt jeder Bürger hierzulande im Durchschnitt 2.754 Euro Verbindlichkeiten an ab, wie die Studie "Consumer Credit Market in Europe" der Crédit Agricole Consumer Finance (CACF) ergibt, zu der die Creditplus Bank gehört.

Deutschland ist ein Megamarkt für Konsumentenkredite

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Die Gesamtkreditsumme bewegt sich der französischen Studie zufolge mit 222 Milliarden Euro etwa auf Vorjahresniveau. Damit stellt Deutschland europaweit den zweitgrößten Markt für Konsumentenkredite, nach Großbritannien mit 286 Milliarden Euro. Auf Deutschland folgen Frankreich mit 18 Milliarden Euro, Italien mit 103 und Spanien mit Konsumentendarlehen in Höhe von 63 Milliarden Euro. Insgesamt haben die europäischen Verbraucher im Jahr 2014 Kredite in Höhe von 1.069 Milliarden Euro in Anspruch genommen.

Jan F. Wagner, Vorstandsvorsitzender der Creditplus Bank, glaubt, dass die Nachfrage nach privaten Finanzierungsgeldern im laufenden Jahr noch steigen wird, "da der in diesem Jahr eingeführte Mindestlohn zu verstärktem Konsum führt". Die Springer-Autoren Andrew J. Zeller und Stefan Wittlinger führen in ihrem Beitrag zu Entwicklungen und Trends im Konsumentenkreditmarkt (Seite 59-65) im Buch "Banking & Innovation 2015" von Marcel Seidel und Axel Liebetrau an, dass insbesondere Raten- und Internetkredite in Deutschland wie Österreich ein gutes Geschäft seien. In beiden Märkten hätten beispielsweise Onlinekredite einen Anteil von circa 18 Prozent am Neugeschäft der Banken. Auch der Durchschnittskredit steige und liege mittlerweile höher als im stationären Vertrieb.

Geht es nach der Deutschen Bank, so konsumieren deutsche Sparer zu wenig und legen zu viel Geld auf die hohe Kante. Um die Folgen daraus zu verdeutlichen, ließen die Vermögensverwalter des Kreditinstituts unter dem Motto "Ihr Geld schmilzt" dieser Tage Eisblöcke in der Frankfurter Innenstadt aufstellen. Dargestellt wurde die Zahl 2.016.000.000.000 in 13 rund zwei Meter hohen Ziffern aus Eis. Sie standen für die gut zwei Billionen Euro, den deutsche Sparer niedrig- oder unverzinst auf Sparbüchern, Giro- oder Tagesgeldkonten parken.

Weniger Hürden bei Firmenkrediten

Der Blick auf gewerbliche Kredite zeigt derweil, dass die Hürden für die Aufnahme von Fremdkapital insbesondere für Industrieunternehmen deutlich gesunken sind. Das Wirtschaftsforschungsinstitut Ifo befragte rund 4.000 Unternehmen in Deutschland und ermittelte eine aktuell gesunkene Kredithürde auf 15 Prozent. Im Juli 2015 hatte der Wert noch bei 15,4 Prozent gelegen. Der Wert dokumentiert den Prozentsatz derjenigen Befragten, die die Bereitschaft der Banken, Unternehmenskredite zu vergeben, als "restriktiv" einstufen. Allerdings beurteilt der Ifo-Chef und Ökonom Hans-Werner Sinn den Anstieg der Kredite von Banken an Unternehmen als kritisch. Dieser sei wesentlich auf die lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) zurückzuführen und verleite Banken zu einer "beispiellosen Sorglosigkeit bei der Kreditvergabe".

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