Ist ein Kreditinstitut in der Lage auch in Krisenzeiten seinen eingegangenen Verpflichtungen uneingeschränkt nachzukommen, ohne dass Verluste für Dritte entstehen? Spätestens seit dem Ausbruch der globalen Finanzkrise im Jahr 2008 beschäftigen sich nicht nur institutionelle Anleger, Regierungen, Regulatoren und Sparer mit dieser Fragestellung. Grundsätzlich sind Finanz- und Bankenkrisen nichts, was als absolut unwahrscheinlich angesehen würde. Mit den Turbulenzen an den Finanzmärkten im Zuge der Argentinienkrise oder auch mit den Krisen in Asien und Russland in den 1990er Jahre mangelt es nicht an Beispielen für Staats- und Bankenkrisen in der jüngeren Vergangenheit. Dennoch liegt der Fall der globalen Finanzkrise anders. Nachdem zuerst die Banken (und damit das gesamte Finanzsystem inklusive des geldpolitischen Transmissionsmechanismus) ins Wanken gerieten, wurden die Haushalte vieler Industrieländer auf eine harte Probe gestellt. Besonders stark waren die Auswirkungen in einigen Ländern der Eurozone und damit am europäischen Staatsanleihenmarkt zu spüren. Dies hat wiederum Spuren in den Bankbilanzen hinterlassen, da die Schuldtitel der Staaten eine wesentliche Position auf der Aktivseite vieler Häuser waren und sind. Die Wogen der globalen Finanzkrise haben sich zwischenzeitlich geglättet. Die Staaten der Eurozone sind im Begriff, ihre Haushalte zu konsolidieren und ehemals unter den ESM/EFSF-Rettungsschirmen Schutzsuchende finden ihren Weg zurück an die Kapitalmärkte. Die mit Regulation und Aufsicht beauftragten Institutionen haben ihre Regelwerke und Gesetzestexte angepasst. Außerdem haben die Banken intensiv am Ausbau ihrer Kapitaldecke gearbeitet und ihr Risikocontrolling und -management verbessert, was in Summe für eine vergleichsweise krisenfestere Risikotragfähigkeit der Kreditinstitute sprechen sollte. Dennoch kann noch nicht davon gesprochen werden, dass die finanziellen Turbulenzen gänzlich abgeschüttelt wurden. So existieren nach wie vor Zusammenhänge, die das Potenzial für weitere Krisen oder Verwerfungen an den Finanz- und Kapitalmärkten in sich tragen. Vor allem mit Blick auf die gegenseitige Abhängigkeit von Staaten und Banken ist Vorsicht geboten. So besteht nach wie vor die Gefahr von Fehlinterpretationen der tatsächlichen Risikotragfähigkeit von Kreditinstituten, für die beispielsweise von einer impliziten Staatsunterstützung ausgegangen wird. Darüber hinaus können für sich genommen solide aufgestellte Häuser durch Entwicklungen in ihrem Heimatland durchaus unverschuldet in Schieflage geraten. Dieses Kapitel unterteilt sich im Weiteren wie folgt: Als erstes wird ein kurzer Überblick über die Finanzkrise gegeben. Dabei liegt der Fokus auf den krisenbedingten Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen zwischen Staaten und Banken. Anschließend wird ein kurzer Überblick über die regulatorischen Antworten auf die Krise gegeben und die wesentlichen Neuerungen von Basel III werden vorgestellt. Im nachfolgenden Abschnitt wird auf die Bedeutung von Bankenratings eingegangen (Säule 1). Danach werden die in der Säule 2 zu verortenden Anforderungen an die Gesamtbanksteuerung thematisiert und in den Gesamtzusammenhang der Finanzkrise eingeordnet.
Anzeige
Bitte loggen Sie sich ein, um Zugang zu diesem Inhalt zu erhalten