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01.10.2015 | Basel III | Schwerpunkt | Online-Artikel

Regulierungskosten drücken auf kleine Institute

verfasst von: Eva-Susanne Krah

2:30 Min. Lesedauer

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Die durchschnittlichen Kosten der Regulierung liegen bei genossenschaftlichen Banken um ein Vielfaches höher als bei großen Instituten. Das zeigt ein wissenschaftliches Gutachten der Goethe-Universität im Auftrag des BVR.

Die Studie berücksichtigt 1.000 Primärbanken aus dem Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) und analysiert die regulatorischen Kosten von mehr als 500 Instituten. Dabei zeigt sich, dass Häuser mit einer Bilanzsumme von unter 250 Millionen Euro die höchste Zunahme bei der Ressourcenbelastung durch regulatorische Maßnahmen im Meldewesen aufweisen. Größere Kreditinstitute sind hingegen eher von wachsenden Regulierungskosten im Anlegerschutz betroffen. Unabhängig von ihrer Größenklasse rechnen über 80 Prozent der Bankhäuser damit, dass im Meldewesen weiterhin die höchste Belastung auf sie zukommt.

Regulierung kostet Ressourcen

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Zudem übersteigen die Kosten für Dokumentationen in Zusammenhang mit dem Anlegerschutz bei sehr kleinen Finanzhäusern mit einer Bilanzsumme unterhalb 50 Millionen Euro sogar den Rohertrag aus dem Geschäft mit der Wertpapierberatung, wie das Gutachten zeigt. Einen Grund sehen die Finanzexperten darin, dass es kleineren Instituten schwerer fällt, regulatorische Vorgaben kostengünstig umzusetzen. Es fehlen entsprechende Strukturen in den Häusern und Möglichkeiten zur Anpassung. Aber auch bei Banken mit einer Bilanzsumme bis zu 250 Millionen Euro liegen die Kosten für Regulierungsmaßnahmen deutlich über 50 Prozent des entsprechenden Ertrages. Die jährlichen Gesamtkosten allein für den Anlegerschutz beziffert der BVR aufgrund der Studie über alle betrachteten Genossenschaftsbanken auf rund 100 Millionen Euro für zusätzliche Informations- und Dokumentationspflichten. Die Regulatorik wirkt sich laut den Autoren der Studie, den Professoren Roman Inderst und Andreas Hackethal von der Frankfurter Gothe-Universität, vor allem auf die operativen Kapazitäten der Banken aus. Bei kleineren Geldhäusern binde sie beispielsweise einen erheblichen Anteil der Arbeitszeit des Vorstands.

Auswirkungen auf die Marktstruktur beachten

"Wir wollen die Politik wachrütteln mit diesem Gutachten und darauf hinweisen, dass die Regulierung sicherlich sinnvoll war und ist, um das Finanzsystem zu stabilisieren. Dennoch fordern wir die Regulierer auf, sich stärker mit der Zielgenauigkeit und dem Zusammenwirken der Maßnahmen zu beschäftigen", sagte Uwe Fröhlich, Präsident des BVR bei der Vorstellung des Gutachtens. Die relativ stärkere Belastung kleinerer Banken könne jedoch nicht gewollt sein, so Fröhlich. Er regte an, Gesetzesvorhaben grundsätzlich auf ihre Auswirkungen auf die Marktstruktur hin zu überprüfen. Trotz der zurückliegenden Finanzkrise fällt Fröhlichs Bilanz für die Genossenschaftsbanken positiv aus. Dies macht er unter anderem an der gestärkten Eigenkapitalsubstanz der Ortsbanken um 25 Milliarden auf 75,2 Milliarden Euro fest.

Den enormen Regulierungsaufwand für die Branche insgesamt sieht auch der Springer-Autor Jens Wöhler in der gerade erschienenen zweiten Auflage des Buchs "Bankenrating". Er hat die Auswirkungen der Regulierungen auf die Bank-Geschäftsmodelle (Seite 55-72) untersucht. Dabei stellt er fest, dass die Regulierung am stärksten die Aufbau- und Ablauforganisation von Banken, also deren Betriebsmodell betrifft. Sie belaste die deutsche Bankenindustrie mit geschätzten Kosten von etwa zwei Milliarden Euro jährlich, rechnet er vor.

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