Noch sind nur wenige Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen zu sehen. Dennoch machen sich Wissenschaft und Politik bereits Gedanken darüber, wie die Batterien der in Zukunft zur Ausmusterung anstehenden Elektrofahrzeuge weitergenutzt werden könnten. Die im Februar 2016 im Rahmen des Schaufensters Elektromobilität der Bundesregierung veröffentlichte Studie "Second-Life-Konzepte für Lithium-Ionen-Batterien aus Elektrofahrzeugen" kommt dabei zu teilweise überraschenden Ergebnissen.
So testieren die Autoren - einen wachsenden Elektromobilitäts- und Batteriespeichermarkt vorausgesetzt - ein "erhebliches Potenzial" für Second-Life-Anwendungen (SL): "Für SL-Batterien mit einer Restkapazität von 80 Prozent wurde näherungsweise ein maximaler Verkaufswert von 50 Prozent des Batteriesystemneupreises zum Verkaufszeitpunkt ermittelt. Durch Verschieben oder sogar Vermeiden der aufzubringenden Recyclingkosten könnten zudem Anreize bestehen, SL-Batterien erheblich kostengünstiger anzubieten."
Anwendungen als Energiepuffer
Zwei besonders erfolgsversprechende Anwendungen von SL-Batteriespeichern sind nach den Erkenntnissen der Studie einerseits die Bereitstellung von Primärregelleistung an einen Stromnetzbetreiber, andererseits der Einsatz als elektrische Hausspeicher, die an eine Photovoltaik-Anlage gekoppelt sind. In beiden Fällen handelt es sich um eine Pufferung elektrischer Energie, die zu einem späteren Zeitpunkt wieder abgerufen wird.
Der Einsatz gebrauchter statt neuer Batterien für diese Anwendungen macht der Studie zufolge auch wirtschaftlich Sinn: "Für die Bereitstellung von Primärregelleistung konnte nach 20 Jahren eine Erhöhung des Kapitalwerts um 33 Prozent, für Hausspeichersysteme eine Verbesserung um 26 Prozent festgestellt werden."
Kaum Effekte auf den Preis von Elektrofahrzeugen
Nur einen geringen Effekt sollen SL-Konzepte dagegen auf die Anschaffungskosten von Elektrofahrzeugen haben. Grund: Der Restwert einer gealterten Traktionsbatterie in Lithium-Ionen-Technik würde einer Total-Cost-of-Ownership-Berechnung zufolge aufgrund fallender Batteriepreise und der aktuell hohen Anschaffungskosten den Kaufpreis eines Elektrofahrzeuges nur um drei Prozent senken.
Unter ökologischen Gesichtspunkten, so die Studie weiter, sei der Einsatz von SL-Batterien sehr zu empfehlen, insofern diese an Stelle einer neuen Batterie verwendet werden. Eine exakte Analyse dieser Zusammenhänge nehmen Lluc Canals Casals, Beatriz Amante García, Frédéric Aguesse und Amaia Iturrondobeitia in ihrem Artikel Second life of electric vehicle batteries: relation between materials degradation and environmental impact aus der Fachzeitschrift The International Journal of Life Cycle Assessment vor.
Keine Weiternutzung ohne Aufbereitung
Demnach gibt es durchaus noch Stolpersteine zu bewältigen und auch eine Weiternutzung ohne vorherige Überarbeitung und Regenerierung der Gebrauchtbatterien scheint fraglich. Welche Kosten mit der Aufbereitung von Gebrauchtbatterien aus Elektrofahrzeugen verbunden sind, ist Thema des Artikels A Cost Analysis of Electric Vehicle Batteries Second Life Businesses von Lluc Canals Casals, Beatriz Amante García und Maria Margarita González Benítez im Tagungsband Project Management and Engineering Research, 2014.