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17.03.2025 | Batterie | Im Fokus | Online-Artikel

China dominiert die Batterielieferkette

verfasst von: Christiane Köllner

4:30 Min. Lesedauer

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China beherrscht nahezu die gesamte Wertschöpfungskette von Lithium-Ionen-Batterien. Diese Abhängigkeit macht Europa verwundbar. Doch es gibt Optionen, die chinesische Dominanz zu durchbrechen. 

Von der Rohstoffgewinnung bis zur Fertigung der Batterien: China hat eine weltweite Dominanz in der Lieferkette von Lithium-Ionen-Batterien erlangt. Das geht aus einer aktuellen Studie der Fraunhofer-Einrichtung Forschungsfertigung Batteriezelle (FFB) und der Universität Münster hervor, die die Besitzverhältnisse und geopolitischen Abhängigkeiten entlang dieser Lieferkette analysiert. Demnach kontrolliere die Volksrepublik nicht nur heimische Produktionsanlagen, sondern auch solche im Ausland – und das für sämtliche Rohstoffe und weiterführenden Prozesse. Unter den vier untersuchten Rohstoffen Lithium, Nickel, Kobalt und Mangan ist nur Mangan eine Ausnahme. Laut der Studie verfüge keine andere Region weltweit über eine vergleichbare Kontrolle.

Die Studie der Münsteraner Forscher skizziert die Besitzverhältnisse hinter Minen, Raffinerien und Produktionsanlagen entlang der kompletten Batterielieferkette. Geografisch verfügen nur wenige Länder über die Ressourcen, die für den Ausbau der Elektromobilität in großen Mengen benötigt werden. Dazu zählen etwa China, Australien und die Demokratische Republik Kongo. Die Herausforderung: "Mineralische Rohstoffe stehen ganz am Anfang der Lieferkette für die Batteriezellproduktion, und Europa ist zu fast 100 Prozent von Importen abhängig", sagt Professor Simon Lux, Institutsleiter der Fraunhofer FFB.

Europa hat keine nennenswerten Lithiumanteile im Ausland

"Die wachsende Rohstoffdominanz Chinas gefährdet die Zukunft der europäischen Elektromobilität", mahnt Lux. "Diese Abhängigkeit macht Europa verwundbar. Geopolitische Spannungen oder Exportstopps könnten zu massiven wirtschaftlichen Schäden und Verlusten in Milliardenhöhe führen", warnt Lux.

Ähnlich wie China, würden auch Europa und die USA ihre Bemühungen intensivieren, durch den Erwerb von Minen und Raffinerien größere Kontrolle über die Lieferkette von Lithium-Ionen-Batterien zu gewinnen, so die Studie. Während die USA bei den Eigentumsanteilen am Lithiumabbau weltweit an zweiter Stelle stünden und Europas Anteile vergleichsweise gering seien, zeige sich bei Nickel und Kobalt ein umgekehrtes Bild. Besonders betroffen von Unternehmensübernahmen seien Australien, Indonesien und die Demokratische Republik Kongo – Schlüsselregionen für den Abbau von Lithium, Nickel und Kobalt. So würden 74 % des weltweiten Lithiums aus Australien und Chile stammen, doch chinesische (29 %) und US-amerikanische Unternehmen (26 %) hielten die größten Anteile an der Produktion.

Abhängigkeit von China reduzieren

Europa besitze der Studie zufolge indes keine nennenswerten Lithiumanteile im Ausland. "Diese Entwicklungen unterstreichen den globalen Wettbewerb um kritische Rohstoffe und die strategische Neuausrichtung der Wertschöpfungsketten", sagt Lux. So hätten etwa Ausfuhrbeschränkungen im Fall von geopolitischen Auseinandersetzungen weitreichende Auswirkungen auf die Stabilität der globalen Batterielieferkette. Die Tatsache, dass China mit einem Anteil von mehr als 98 % den Großteil der Lithium-Eisenphosphat-Aktivmaterialien produziere, bedeute eine unmittelbare Abhängigkeit Europas bei dieser kostengünstigeren Batteriechemie.

Die Studie nennt daher Optionen, um die Abhängigkeit von China zu reduzieren. Mögliche Hebel für eine sichere und souveräne Batterielieferkette in Europa könnten den Autoren zufolge Investitionen in den Ausbau eigener Raffineriekapazitäten, die Förderung strategischer Rohstoffpartnerschaften und die Stärkung der lokalen Kreislaufwirtschaft sein. 

Eigentumsverhältnisse und Produktionsanteile in der Lieferkette

Für die vier untersuchten Rohstoffe Lithium, Nickel, Kobalt und Mangan ergibt sich laut der Studie ein differenziertes Bild der globalen Besitz- und Einflussverhältnisse: 

Lithium: 74 % des weltweiten Lithiums würden aus Australien und Chile stammen. Nichtsdestotrotz hielten Unternehmen wie "Tianqi Lithium" aus China und Albemarle aus den USA die größten Anteile an der weltweiten Produktion, wobei China auf 29 % und die USA auf 26 % kämen. Europa besitze nahezu keine Lithiumanteile im Ausland. Eigenanteile seien vernachlässigbar und würden sich bisher auf das "Baroso Lithium" -Projekt in Portugal beschränken, das lediglich 0,4 % der Produktion ausmache.

Nickel: Obwohl 30 % der weltweiten Nickelproduktion in Indonesien stattfinde, liege der Anteil indonesischer Unternehmen an der Gewinnung bei weniger als 5 %. Von der restlichen Produktion in Indonesien sicherten sich chinesische Unternehmen, etwa Tsingshan, 86 %, wodurch China in Verknüpfung mit der inländischen Produktion die größte Kontrolle (32 %) über die Nickelproduktion halte. Zu den einflussreichsten Regionen nach China würden Europa, die Philippinen und Russland zählen, die zusammen knapp über 40 % der weltweiten Produktion kontrollierten.

Kobalt: Lokale Unternehmen würden nur 5 % der Minen kontrollieren, obwohl 68 % der weltweiten Produktion in der DR Kongo stattfände. China (47 %) und Europa (47 %) würden die dortige Produktion dominieren – mit Akteuren wie CMOC, Glencore und Eurasian Resources Group (ERG). Abseits der chinesischen und europäischen Kontrolle seien die Philippinen, Russland und Kuba einflussreich (12 %).

Mangan: Australien weite seinen Einfluss durch die Akquise von mehr als der Hälfte südafrikanischer Abbaurechte mittels der Unternehmen "South 32" und "Jupiter Mines" auf insgesamt 25 % aus. Südafrika liege mit 20 % an zweiter Stelle, gefolgt von Europa, das insgesamt auf einen Anteil von 16 % an der weltweiten Manganproduktion komme. Diese Anteile würden sich über Minen in Australien, Gabun und der Ukraine erstrecken, die von "Anglo American", Eramet und der ERG erworben worden seien.

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