Im Forschungsprojekt "SDaC – Smart Design and Construction" sollen die Weichen für ein digitales und vernetztes Datenmanagement in der Bauwirtschaft gestellt werden. Dabei geht es um den Einsatz künstlicher Intelligenz.
Im Projektkonsortium "SDaC – Smart Design and Construction", dem mehr als 40 Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft angehören, sollen in den kommenden Jahren konkrete Anwendungen mit Methoden der künstlichen Intelligenz (KI) entwickelt werden, um so die Bauwirtschaft auf dem Weg ins digitale Zeitalter sowie bei der Bewältigung der gesellschaftlichen Herausforderungen – Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, die zügige Umsetzung von Investitionen in der Verkehrsinfrastruktur und im Rahmen der Energiewende sowie der Fachkräftemangel in der Bauwirtschaft – zu unterstützen.
So könnte KI beispielsweise eingesetzt werden, um die Schnitte eines Bauwerks automatisch zu analysieren und dabei Ähnlichkeiten zu bestehenden Bauwerksplanungen zu identifizieren. Auch in der Bauwerksplanung, Produktionsplanung und Realisierung könne KI auf ähnliche Weise eingesetzt werden und so Planer und Ingenieure entlasten, da bereits erarbeitete Informationen erneut genutzt werden könnten, sind sich die am Forschungsprojekt Beteiligten sicher.
Daten aus mehr als 16.500 Bauprojekten
Doch damit dies gelingt, müssen Daten aus Bauprojekten unternehmensübergreifend verknüpft und miteinander verglichen werden können. Dies soll auf einer Plattform geschehen, die im Rahmen des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) geförderten Projekts SDaC entwickelt wird: Die Projektpartner aus der Wirtschaft und Praxis stellen Daten aus mehr als 16.500 Bauprojekten zur Verfügung, die Technologiepartner entwickeln die Plattform sowie die Anwendungen. So soll ein Ökosystem für innovative Produkte und Dienstleistungen geschaffen werden, mit dessen Hilfe alle an der Wertschöpfungskette Bau Beteiligten ressourcenschonender und effektiver arbeiten können.
Das Forschungsprojekt beschreibt damit eine Entwicklung, auf die auch die Autoren des Kapitels "Digitalisierungspotenziale im Rahmen der Kostenermittlung von Bauleistungen" im Springer-Fachbuch "Aktuelle Entwicklungen in Baubetrieb, Bauwirtschaft und Bauvertragsrecht" eingehen. Sie schreiben darin: "Derartige Entwicklungen thematisieren einen effizienten sowie intelligenten Umgang mit Daten im Schwerpunkt des Handlungsfeldes Analytik. Das Ziel, das mit dem Einsatz von „Künstlicher Intelligenz“ verfolgt wird, ist es, menschliche Erkennungs- und Denkprozesse zu formalisieren und in Algorithmen zu übertragen." So wäre es laut ihnen beispielsweise möglich, ein BIM-Modell zu erstellen, welches durch hinterlegte Prüfalgorithmen autonom entscheiden könnte, welche Ausführungsvariante am wirtschaftlichsten ist – indem es die Auswirkungen der Kosten vergleicht. Daraus resultierend wären neue Dimensionen der Effizienz von Planung, Bau, Betrieb sowie Rückbau über den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks möglich.
Viele Tätigkeiten werden komplett digitalisiert
Und die Autoren des Kapitels "Digitalisierung der Projektentwicklung im Bau- und Immobiliensektor" im Springer Fachbuch "Bits and Bricks: Digitalisierung von Geschäftsmodellen in der Immobilienbranche" schreiben, dass künstlichen Intelligenzen und selbstlernenden Systemen zukünftig in der Lage sein werden, "nach einer Zeit des Vorlaufs, selbstständig Kriterien und Gewichtungen zu erstellen, anhand derer dann Analysen und Bewertungen in großen Datenbeständen gefahren werden. Bei heutigen (Big)-Data-Science-Anwendungen und Predictive Analytics werden diese Kriterien und Gewichtungen meist noch von Menschen vorgegeben. Ein Großteil der heutigen meist standardisierten und immer wieder gleich ablaufenden Tätigkeiten und Wertschöpfungen von Projektentwicklern in der Vorbereitung und Planung von Projekten kann also im Zuge der Digitalisierung in großem Umfang und möglicherweise komplett digitalisiert und automatisiert werden und dabei bessere Ergebnisse als aktuell hervorbringen". Voraussetzung dafür sei, dass die notwendigen Daten auch für eine Nutzung durch Projektentwickler beziehungsweise deren Tools und Technologien zur Verfügung stehen. Genau solches soll im Projekt SDaC realisiert werden.