Bis heute kommt es aus den in Kap.1 genannten Gründen immer noch zu Störungen im Bauablauf mit der Folge von Bauzeitverlängerungen und Schadensersatzforderungen der betroffenen Firmen oder verwirkten Vertragsstrafen.
Bevor die in der Bauproduktion angewendeten Verfahren beschrieben werden und auf Dauer und Kosten des dafür erforderlichen Potentialeinsatzes eingegangen wird, sollen der Ablauf eines Bauvorhabens, die Projektbeteiligten, ihre Organisationsstrukturen und die Regelung ihrer gegenseitigen Beziehungen dargestellt werden.
Wie bei der Produktion von Investitionsgütern in anderen Industriezweigen werden beim Errichten von Bauwerken natur- und ingenieurwissenschaftliche Erkenntnisse sowie technologische Regeln und Erfahrungen angewendet.
Unter Erdbau versteht man die Veränderung von Erdkörpern nach Form, Lage und/oder Lagerungsdichte, insbesondere Bodenabtrag (Herstellen von Einschnitten, Baugruben, Gräben) und Bodenauftrag (Dammschüttung). Dabei sind Längsund Querförderung zu unterscheiden (Bild 5.1). SAB bezeichnet den Schwerpunkt des Abtrags, SAuf den des Auftrags.
Beton und Stahlbeton ist seit Jahrzehnten der vielseitigste Baustoff im Bauwesen. Neben hoher Druckfestigkeit, dichtem Gefüge, glatter Oberfläche, Wasserundurchlässigkeit, Widerstandsfähigkeit gegen chemische Angriffe sowie hohem Abnutzungswiderstand ist er feuerbeständig. Außerdem lässt er sich nahezu beliebig formen und damit weitgehend an die Funktions- und Standortbedingungen einer bestimmten Bauaufgabe anpassen.
In den Zeiten angespannter Baukonjunktur, vor allem während der Wiederaufbauphase der Nachkriegsjahre, wurde immer wieder versucht, die hochentwickelte Fertigungstechnik der stationären Industrie sinngemäß auf die Bauproduktion zu übertragen. Hohe Lohn- und Sozialkosten, der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften, kurze Bauzeiten, hohe Qualitätsansprüche an die Bauvorhaben, der Wunsch witterungsunabhängig fertigen zu können und der ständige Zwang des Wettbewerbs zu weiterer Rationalisierung haben diese Entwicklung gefördert.
Der Ausbau ist neben dem Rohbau und der technischen Gebäudeausrüstung ein weiterer Produktionsbereich des Baubetriebes. Er umfasst alle Produktionsleistungen und Konstruktionsteile, die den Rohbau eines Bauwerks bis zur Gebrauchsfertigkeit vervollständigen.
Nach Abschnitt 4 werden Bauteile bzw. Bauwerke durch technisch und wirtschaftlich optimalen Einsatz von Arbeitskräften, Maschinen und Geräten, Baustoffen sowie der dafür benötigten Energie unter Anwendung naturwissenschaftlicher oder technologischer Regeln und Erfahrungen (Verfahren) hergestellt bzw. errichtet. Beispiele typischer Bauverfahren aus dem gesamten Spektrum der Bauproduktion sind in den Abschnitten 5 bis 9 dargestellt.
Allgemein besteht das Ziel einer Produktionsplanung darin, „das von der Unternehmensleitung Gewollte in rationale Formen betrieblichen Vollzugs umzugießen“.
Aus den für das Erstellen eines Bauwerks, eines Bauzustandes oder für die Fertigung von Bauteilen gewählten Produktionsverfahren sind Art und Umfang der produktiven Faktoren bekannt. Ihre Einsatzdauer und damit der Verbrauch an Arbeits- und Maschinenstunden, Bau-, Bauhilfs- und Betriebsstoffen sowie anteiligem Führungs-, Verwaltungs- und Versorgungsaufwand ergibt sich über die Fertigungsmengen aus dem Ablaufplan. Die Bauverfahren, die produktiven Faktoren und der Ablaufplan bilden damit zusammen das Produktionsmodell einer Bauaufgabe.
Nachdem die wichtigsten Bauverfahren sowie Ablaufplanung und Kostenermittlung einer Bauproduktion dargestellt sind, kann der optimal geplante Produktionsablauf in die betriebliche Praxis umgesetzt werden. Dazu bedarf es der Ablaufkontrolle – heute als Projektcontrolling bezeichnet – und Ablaufsteuerung.
Die Wahl kostenoptimaler Produktionsverfahren ist eine Teilaufgabe aus dem Bereich allgemeiner Problemlösungen. Ergänzend zu Abschn. 12.7 soll deshalb noch kurz dargestellt werden, welche allgemeinen Problemlösungsmethoden für komplexe Aufgaben dieser Art verfügbar sind.
Seit den sechziger Jahren ist die Bauproduktion durch weitgehende maschinelle Fertigung gekennzeichnet. Steigende Löhne, Sozialaufwendungen und Lohnnebenkosten knapper werdende Facharbeitskräfte, gestiegene Ansprüche an Ausstattung und Qualität der Bauwerke und der Trend zu kürzestmöglichen Bauzeiten haben unter dem Zwang des Wettbewerbs zu dieser Entwicklung geführt. Die Folge ist der Einsatz von Maschinen, Spezialkolonnen und -geräten auf den Baustellen nach den Grundsätzen industrieller Produktion (bspw. Fließ- bzw. Taktarbeit).
Am Ende dieser Darstellung der wesentlichen Aspekte rationeller Bauproduktion und des Bauprozessmanagements sind in Bild 16.1 die wichtigsten Teilbereiche im Überblick nochmals zusammengestellt.