Immobilienunternehmen lassen Potenziale von Big Data meist noch ungenutzt.
Christoph Berger
Die Potenziale von Daten und deren intelligenter Verknüpfung werden von der Immobilienwirtschaft zwar erkannt, doch noch zu wenig genutzt. So werden laut einer aktuellen Studie zu viele Vorteile von Big Data nicht ausgeschöpft.
„Immobilien werden vollständig digitalisiert, kundenzentriert und anpassungsfähig sein müssen“, schreibt Dr. Thomas Beyerle, Group Head of Research von Catella, im Vorwort der im Oktober 2015 veröffentlichten Studie „Big Data in der Immobilienwirtschaft – Chance oder Branchenbedrohung?“.
Doch wie weit sind die Unternehmen der Branche diesbezüglich schon? Beyerles Team kommt zu dem Schluss, dass in der Immobilienwirtschaft zwar Daten gesammelt werden, diese aber meist unstrukturiert abgelegt und nur vereinzelt aufbereitet und genutzt werden.
Somit sehen die Analysten für die Branche noch einen erheblichen Aufholbedarf beziehungsweise ein hohes Innovations- und Adaptionspotenzial. Kernfrage sei außerdem, wie die Datenmassen richtig genutzt und wie aus ihnen Smart Data gefiltert werden können.
Erfahrungen bilden Basis für Entscheidungen
Gefragt nach den Abteilungen, in denen Daten anfallen, liegen das Finanz- und Rechnungswesen, die Stammdatenverwaltung und das Controlling auf den Plätzen eins bis drei. Marktforschung, Gebäudemanagement und die Valuation sind die drei Top-Teilbereiche.
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Die Hauptverantwortung für die Datensammlung und -aufbereitung trägt meist die Research-Abteilung oder das Controlling. Allerdings geben auch 16,4 Prozent „Niemand“ als Antwort an.
Auffallend ist, dass in etwa 60 Prozent der befragten Unternehmen Entscheidungen auf Basis von Erfahrungen getroffen werden. Auf Daten basieren knapp über 23 Prozent.
Vor- und Nachteile von Big Data für die Immobilienwirtschaft
Catella sieht nach Auswertung der Antworten vor allem erhebliche Potenziale auf der Gebäude-, der Dienstleistungs- sowie der Marktebene für die Immobilienunternehmen. Gerade in den Bereichen der Transaktionsberatung, bei Immobilieninvestments sowie beim Gebäude- und Fondsmanagement habe Big Data einen hohen Einfluss. Mittlerer Einfluss wird bei der Immobilienfinanzierung und der Projektentwicklung beziehungsweise der Projektrealisierung gesehen.
Vorteile von Big Data sind laut der Studie
genauere Prognosen,
mehr Markttransparenz,
schnellere und komplexere Analysen,
schnellere Entscheidungen und
einen verbesserten Kundenservice.
Den Vorteilen setzen die Analysten aber auch Nachteile entgegen. Dazu gehören
der hohe Kostenaufwand bei der Einführung,
der Datenschutz sowie die
Möglichkeiten der Datenmanipulation.
Potenziale von Big Data werden erkannt, bleiben aber ungenutzt
Prinzipiell sei aber offensichtlich, „dass Daten auch in der Immobilienbranche aufgrund von Effizienzsteigerungsmöglichkeiten als vierter Produktionsfaktor gesehen werden.“ Ebenso sei der Branche bewusst, dass sie in der Real-TimeWelt der Entscheidungsunterstützung angekommen ist.
Damit einhergehend komme es zukünftig zu Veränderungen ganzer Bereiche – zudem würden neue Berufsbilder, wie zum Beispiel das des Data Scientists, entstehen. Und, so heißt es im Fazit der Studie: Generell seinen Erfahrung bei Entscheidungen noch immer ein Wettbewerbsvorteil.“
Die Studienergebnisse basieren auf einer Umfrage unter rund 132 europäischen Immobilienunternehmen. Sie sind nicht repräsentativ, können aber als Stimmungsindikator gelten.