Anfang Oktober lagen die Bauzinsen für zehnjährige Kredite mit mehr als vier Prozent auf einem Zwölf-Jahres-Hoch. An dieses oder gar ein noch höheres Zinsniveau werden sich Häuslebauer gewöhnen müssen, meinen Beobachter.
Die Zinsen für langlaufende Finanzierungen mit hohem Beleihungswert könnten bald sogar die Fünf-Prozent-Marke knacken, meint ein Marktexperte.
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Bei den stark gestiegenen Kreditzinsen für Immobilienkäufer und Bauherren ist nach Einschätzung von Experten kaum Entlastung in Sicht. "Eine grundlegende Entspannung bei den Bauzinsen ist nicht absehbar", sagt Max Herbst, Gründer der Frankfurter FMH-Finanzberatung. Auch wenn die Kreditkonditionen derzeit spürbar schwankten mit Spekulationen an den Anleihemärkten, erwarte er "eher leicht steigende Bauzinsen" bis Jahresende. "Ich sehe keine Tendenz, dass die Bauzinsen wieder um 0,5 Prozentpunkte sinken könnten - in keinem wirtschaftlichen Szenario."
Eine Gefahr liege in einer neuen Eskalation des Nahostkonflikts, die die Ölpreise und Inflation hochtreiben könnte und Leitzinssenkungen der Europäischen Zentralbank in noch weitere Ferne rücken würde.
Bauzinsen liegen auf Zwölf-Jahres-Hoch
Nach Daten von FMH lagen die Zinsen für zehnjährige Baufinanzierungen am Montag im Schnitt bei 4,25 Prozent pro Jahr. Anfang Oktober waren die Bauzinsen erneut über die Vier-Prozent-Marke geklettert auf ein Zwölf-Jahreshoch. Der Zinsanstieg gilt als wichtigster Grund für die gesunkenen Immobilienpreise, da sie Finanzierungen verteuern.
Bei Darlehen mit einer hohen Beleihung von 90 Prozent seien aber auch deutlich höhere Zinsen zu beobachten, sagt Herbst. "Rund ein Drittel der Banken verlangt dann schon mehr als fünf Prozent." Zum Vergleich: Im Januar 2022 konnten Immobilienkäufer noch Finanzierungen mit zehn Jahren Zinsbindung zu unter einem Prozent Zins abschließen.
Doch mit dem Ukraine-Krieg und den Preissprüngen für Energie stieg die Inflation stark - große Zentralbanken reagierten mit einer Serie von Leitzins-Erhöhungen. Die Europäische Zentralbank legte vorige Woche nach zehn Anhebungen in Folge eine Pause ein, stellte aber klar, dass eine Diskussion über Zinssenkungen "völlig verfrüht" sei.
EZB-Entscheidung mindert den Druck nicht
Der Baufinanzierungsvermittler Interhyp erwartet, dass sich die Zinsen für zehnjährige Kredite weiter um vier Prozent bewegen und bis Jahresende auf ähnlichem Niveau bleiben wie derzeit. "Auch die jüngste Entscheidung der EZB, den Leitzins nicht weiter anzuheben, deutet darauf hin", sagt Privatkundengeschäft-Vorständin Mirjam Mohr.
Aufwärtsdruck sieht Tomas Peeters, Vorstandschef von Baufi 24. "Die Fünf-Prozent-Marke bei Kreditzinsen rückt gerade bei langlaufenden Finanzierungen mit hohem Beleihungswert immer empfindlicher in Reichweite." Für Immobilienanwärter gelte weiter: "Warten lohnt eher nicht, im Worst Case wird der Eigenheimerwerb noch teurer", meint er.