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11.12.2014 | Baukonstruktion | Im Fokus | Online-Artikel

Moderner Passivhaus-Neubau in „altem“ Gewand

verfasst von: Christoph Berger

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Im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel eröffnete 2014 ein Passivhaus-Neubau in gründerzeitlichem Stil. Moderne und energieeffiziente Neubauten lassen sich somit ohne Stilbruch in ein historisches Quartier einfügen.

Das Modellprojekt „Haus Winter“ liegt in einer mit Häusern aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bebauten Wohnstraße des Stadtteils Hamburg-Eimsbüttel. Bei dem 2014 fertiggestellten Projekt wurden die traditionelle schmuckvolle Bauweise und Fassadengestaltung mit dem Passivhausstandard kombiniert.

Im Kapitel „Klimaneutrale und nachhaltige Gebäude auf der Grundlage des Passivhauskonzepts“ des Springer-Fachbuchs „Klimaneutralität – Hessen geht voran“ heißt es zu dem Konzept: „Das Passivhaus-Konzept ist ein umfassender Ansatz für preiswertes, qualitativ hochwertiges, gesundes und nachhaltiges Bauen und in allen Klimaregionen der Welt anwendbar.“

Erneuerbare Energien und ökologische Baustoffe

Im Hamburger Projekt wurden, neben der Einbindung erneuerbarer Energien und der Verwendung von ökologischen Baustoffen mit regionalem Bezug, die aktuellen Standards des Passivhausbaus auch durch eine hochwertige Dämmung und Gebäudetechnik erreicht. Den Passivhaus-Neubau im gründerzeitlichen Stil bezeichnet Bauherr Dr. Georg Winter selbst als „öko-kaisertreu“.

Bei dem vom Architekt Jakob Siemonsen entworfenen Neubau handelt es sich um ein viergeschossiges Mehrfamilienhaus mit ausgebautem Dachgeschoss. Acht Mietwohnungen und zwei Gewerbeeinheiten sind darin untergebracht. Neben einem Keller ist auch ein Tiefgarage mit 17 Stellplätzen vorhanden – vorgerüstet für die Integration von Elektromobilität.

Eine optimierte Gebäudehülle und minimierte Wärmebrücken

„Geprägt wird der gründerzeitliche Baustil vor allem durch die Gestaltung mit Gurten, Bossen und Traufgesimsen sowie einer Deckenhöhe von bis zu 3 Metern. Gleichzeitig erforderte der Passivhausstandard eine optimierte Gebäudehülle, die Wärmeverluste verhindert“, heißt es in der Projektbeschreibung. Die erforderliche Dämmung wurde durch demnach durch ein Wärmedämmverbundsystem mit abgeblechten Profilen erreicht. Dieses ummantelt den in konventioneller Kalksandstein-Konstruktion mit Stahlbetondecken ausgeführten Baukörper.

Die südlich ausgerichteten Balkonanlagen wurden an das Gebäude vorangestellt und mit Stahlankern befestig. So sollten Wärmebrücken minimiert werden. Die Zweiflügelfenster mit Oberlicht wurden mit einer Dreifachverglasung ausgestattet.

93 Prozent Wärmerückgewinnung

Vonseiten der Gebäudetechnik wurden Geräte mit 93 Prozent Wärmerückgewinnung eingebaut – so werden die Energiekosten möglichst gering gehalten. Der geringe Heizbedarf wird durch Gas-Brennwerttechnik mit solarthermischer Unterstützung und Warmwasserspeicher gedeckt.

Beim Bau wurde zudem darauf geachtet, dass einer späteren Nachrüstung durch effizientere Heizmethoden nichts im Wege steht. Auch eine Photovoltaik-Anlage kann nachträglich noch angebracht werden.

Bauherr Winter, der 1985/86 bereits in Norderstedt den ersten baubiologischen Industriebau Deutschlands errichten ließ und dessen 1998 gegründetes „Haus der Zukunft“ in Hamburg, Kompetenzzentrum für Nachhaltigkeit, den ersten deutschen Gebäudepass der Bauhaus-Universität Weimar als ökologisch optimierter Altbau erhielt, ist sich sicher, dass sein jetzt verwirklichtes Projekt dem städtebaulichen Milieuschutz neue Wege eröffnet.

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