Die neue Seilendverbindung für 4 bis 96 mm starke Faserseile, die, ohne zu brechen, einer hohen Zugkraft ausgesetzt werden kann.
Birgit Fernbacher (für TLB GmbH)
Seilendverbindungen sind das Bindeglied zwischen der Verankerung eines Seils und dem Seil selbst. Der Dubbel unterscheidet dabei im Kapitel „Grundlagen“ zwischen lösbaren und unlösbaren Seilendverbindungen.
Wissenschaftler der Universität Stuttgart haben nun eine leichte, vergleichsweise kostengünstige und langlebige Seilendverbindung entwickelt, die überall dort eingesetzt werden kann, wo Stahlseile durch hochfeste Faserseile ersetzt werden sollen. Dies kann zum Beispiel dann der Fall sein, wenn das Gewicht eine Rolle spielt oder die Montage möglichst einfach sein soll. Die Lösung ist vor allem für Faserseile mit einer Stärke von 4 bis 96 Millimeter gedacht.
Die Fasern werden umgossen
Was Faserseile genau sind und wo sie eingesetzt werden können, wird ebenfalls im schon erwähnten Kapitel „Grundlagen“ beschrieben. Dort heißt es zu ihnen: „Welche Chancen sich aus diesen neuen hochfesten Faserwerkstoffen für Seile ergeben liegt einerseits an ihren besonderen Vorteilen, nämlich dem geringen spezifischen Gewicht pro Meter (bis zu 30 % leichter als bei einem Stahlseil), den günstigen Biegewechseleigenschaften (viel höher als bei einem Stahlseil) und den daraus sich ergebenden guten und günstigen Verhältnissen des Scheiben-zu-Seil-Durchmessers.“
Bei der in Stuttgart entwickelten Neuentwicklung wird Gießharz in einer speziellen Art des Gießens exakt um ein- und vorgespannte Fasern des Seils gegossen. So entsteht eine Einheit aus Seil und Endverbindung. Zu der sagt Dipl.-Ing. Sven Winter, der die Seilendverbindung zusammen mit Dipl.-Ing. Anita Finckh-Jung am Institut für Fördertechnik und Logistik entwickelt hat: „In unseren zahlreichen Versuchen konnten wir die Mindestbruchlast des Seilherstellers immer erreichen, oft sogar deutlich überschreiten.“ Und da ein Faserseil weit weniger als ein Stahlseil wiegt und die Verbindung aus Gießharz relativ leicht ist, könne das Gewicht im Vergleich zu herkömmlichen Anwendungen um bis zu 40 Prozent gesenkt werden.
Eine Lösung für diverse Bereiche
Was die Montage betrifft, so verfügt die Seilendverbindung im hinteren Teil über eine Montagehülse, die mit wenigen Handgriffen an der Hebevorrichtung befestigt werden kann. Versuche hätten zudem die Langlebigkeit und Stabilität der Verbindung unter Beweis gestellt. Und auch die Zugschwellkraft sei hoch, heißt es vonseiten der Wissenschaftler. Weitere Vorteile seien die individuell anpassbare Geometrie sowie die Integrierbarkeit von Sensoren, etwa zur Messung der Zugkraft oder zur Identifikation mittels eines RFID-Chips.
Allerdings existiert von der Neuentwicklung bisher nur ein Prototyp. Doch dies soll ändern – die Patentierung läuft derzeit in Europa, USA und China. Einsatzbeispiele sind Hebe- und Fördereinrichtungen, Kräne, der Brückenbau oder Offshore-Anwendungen wie beim Bau von Windkraftanlagen oder der Verankerung von Ölplattformen.