Andreas J. Zehnder, Vorstandsvorsitzender des Verbands der
Privaten Bausparkassen, spricht im Interview mit Bankmagazin über die Folgen der Geldpolitik, den Streit um hochverzinsliche Altverträge und die Zukunft des Bausparens.
Bankmagazin: Herr Zehnder, 2015 war wieder ein Rekordjahr für die Bausparkassen. Wie lange wird das angesichts der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank noch gut gehen?
Andreas Zehnder: Von einem Rekordjahr möchte ich nicht sprechen. Aber wir bewegen uns trotz der EZB-Politik auf einem guten Niveau. Denn die Menschen, die bei unseren Mitgliedsinstituten einen Bausparvertrag abschließen, haben die Erwartung, dass die Zinsen irgendwann wieder steigen werden. Nach einer Ansparphase von sechs oder sieben Jahren kann sich dann der Vertrag für sie sehr lohnen.
Die Kunden bekommen zumindest etwas an Zinsen. Aber
was machen Ihre Mitgliedsinstitute jetzt?
Die privaten Bausparkassen haben genügend Spareinlagen,
die Refinanzierung ist nicht das Problem. Schwierig ist eher,
dass sich Kunden mit älteren Verträgen ihre Darlehen auch
auszahlen lassen.
Wie viele Darlehensausreichungen haben Sie denn in den
Beständen, die die Sparer nicht abrufen?
Die gesamte Bausparbranche zahlt über 30 Milliarden Euro
pro Jahr aus. Bei uns stehen Bauspareinlagen von 106 Milli-
arden Euro Baudarlehen von rund 96 Milliarden Euro gegenüber.
Auf Kundenwunsch werden sehr viele Mittel für Vor- und Zwischen-finanzierungen von Bausparverträgen verwendet. Deren Anteil an den Auszahlungen liegt branchenweit momentan bei knapp 50 Prozent.
Wie gehen Ihre Mitglieder mit den hochverzinslichen Alt-
verträgen um?
Bisher haben die deutschen Bausparkassen rund 200.000
Verträge gekündigt, bei denen zehn Jahre nach Zuteilung kein
Darlehenswunsch des Kunden erkennbar war. Diese Verträge
sind im Schnitt mehr als 20 Jahre alt. Wenn Sie das zurückrechnen, landen Sie im Jahr 1995. Da hatten wir noch die D-Mark und die Bundesbank, und alles war in Ordnung. Als dann der Euro und die EZB kamen, dachten viele, dass es so weitergehen wird. Mit einer politikgetriebenen Zinspolitik hat niemand gerechnet. Natürlich verstehen wir diejenigen, die Verträge mit vier Prozent Zinsen pro Jahr über die Zuteilung hinweg weiter besparen möchten. Was aber aus Kundensicht völlig verständlich ist, ist aus Sicht der Gemeinschaft der Bausparer problematisch. Denn vier Prozent Zinsen pro Jahr müssen ja irgendwo herkommen.
Wenn wir erkennen, dass der Bausparvertrag von einem Kunden nicht mehr für das eigentliche Ziel der Immobilienfinanzierung verwendet wird, müssen wir reagieren, um die Gemeinschaft zu schützen. Für diesen Fall gibt es den § 489 im Bürgerlichen Gesetzbuch, der regelt, dass diese Verträge nach zehn Jahren gekündigt werden dürfen.
Das komplette Interview mit Andreas J. Zehnder lesen Sie hier.