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26.03.2013 | Baustoffe | Schwerpunkt | Online-Artikel

Zulässige Gesamtverformung von Baudichtstoffen

verfasst von: Annette Galinski

2:30 Min. Lesedauer

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Nach DIN EN 26927 ist ein Dichtstoff "ein Stoff, der als spritzbare Masse in eine Fuge eingebracht wird und sie abdichtet, indem er an geeigneten Flächen in der Fuge haftet.“ Dichtstoffe lassen sich nach unterschiedlichen Kriterien einteilen: ihrer Anwendung, ihrer chemischen Basis, der Komponentenanzahl, dem Härtemechanismus, ihrem mechanischen Verhalten oder ihren Verarbeitungseigenschaften. Die DIN EN ISO 11600 teilt die Dichtstoffe im Hochbau in Typen und Klassen ein, die sich an der zulässigen Gesamtverformung (ZGV) orientieren. Die ZGV beschreibt das Bewegungsvermögen eines Dichtstoffs und sagt aus, in welchem Prozentbereich der Verformung er dauerhaft seine Aufgabe zur Fugenabdichtung erfüllen kann.

Ein Dichtstoff, der, von der Nulllage aus gesehen, in einer Bewegungsfuge im Laufe der Zeit um +12,5 % und um -12,5 % gedehnt wird, erfährt eine Gesamtverformung von 25 %. Die chemische Basis muss entsprechen ausgelegt sein, damit der Dichtstoff dauerhaft seine Funktion erfüllen kann. Dichtstoffe, die von der Nulllage ausgehend entweder um +25 % oder -25 % verformt werden, müssen ebenfalls eine zulässige Gesamtverformung (ZGV) von 25 % haben.

Ziel: die spannungsfreie Nulllage

Voraussetzung ist, dass der Dichtstoff immer wieder die spannungsfreie Nulllage erreicht. Wird ein elastischer Dichtstoff in eine Fuge eingebracht, dort ausgehärtet und die Fuge dann beispielsweise dauerhaft auf +25 % gedehnt (z. B. bei einer Setzung), steht der Dichtstoff permanent unter Zugspannung. Die Wahrscheinlichkeit, dass er adhäsiv, gegebenenfalls auch kohäsiv versagt, ist sehr groß. Bei Setzfugen verwendet man zweckmäßigerweise Dichtstoffe mit teilweise plastischen Eigenschaften, sodass sich die auftretenden Spannungen über Relaxationsvorgänge im Inneren des Dichtstoffs ausgleichen können.

Internationale Norm beschränkt höchstzulässige Gesamtverformung

In der internationalen Norm (DIN EN ISO 11600) hat sich das Komitee aus Vorsichtsgründen bei den elastischen Dichtstoffen auf eine höchstzulässige Gesamtverformung von 25 % beschränkt. Dabei stehen durchaus Dichtstoffe zur Verfügung, die insbesondere in der Dehnung eine dauernde Verformung von 50 % oder mehr tolerieren. Dies würde aber einen Trend zu sehr schmalen Fugen fördern. Diese müssten wiederum sehr präzise dimensioniert werden, um den Dichtstoff nicht doch noch über seine Grenzen hinaus zu beanspruchen. Dies wäre insbesondere bei kleinen Defekten oder Toleranzen in den Fugendimensionen oder bei der Verarbeitung der Fall.

Die zahlenmäßig sehr niedrig erscheinenden ZGV stammen aus jahrzehntelanger Praxiserfahrung. Sie dürfen nicht mit den Reißdehnungen, wie sie in den technischen Datenblättern angegeben sind, verwechselt werden. Die Reißdehnung beschreibt eine einmalige, kurzzeitige und irreversible Beanspruchungsgrenze eines Werkstoffs auf Zug. Eine hohe Reißdehnung zieht nicht automatisch eine hohe ZGV nach sich.

Hochbaudichtstoffe nach DIN EN ISO 11600

Nach der DIN EN ISO 11600 werden die im Hochbau verwendeten Dichtstoffe in 11 verschiedene Typen und Klassen gegliedert. Die beiden Haupttypen sind Dichtstoffe für Verglasungen (Kennzeichnung: G, glass) und Baudichtstoffe (Kennzeichnung: F, façade). Aus den Klassen ergibt sich die ZGV.

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Die Hintergründe zu diesem Inhalt

2011 | OriginalPaper | Buchkapitel

Grundlagen: Was man über Dichtstoffe wissen sollte

Quelle:
Baudichtstoffe

2011 | OriginalPaper | Buchkapitel

Wichtige Dichtstofftypen: Steckbriefe

Quelle:
Baudichtstoffe