Laut dem Report sind es die anhaltend gute Konjunkturlage sowie der zielstrebige Abbau des zuvor angehäuften Investitionsstaus, der Deutschland so attraktiv für Bauunternehmen macht. In dem Bericht wird allerdings auch der große Konkurrenzdruck der Unternehmen hervorgehoben. Der habe zur Folge, dass die Bauunternehmen bei Wachstum und Profit nur langsam zulegen würden. Eine Situation, die auch im Kapitel "Bauausführung" des Springer-Fachbuchs "Projektmanagement von Infrastrukturprojekten" beschrieben wird: "Der Wettbewerb am deutschen Baumarkt ist von einem harten Preiskampf geprägt."
Die Gesamtumsätze und die Marktkapitalisierung der 20 größten europäischen Anbieter seien im Jahr 2016 im Vergleich zum Vorjahr sogar geringfügig gefallen. So lagen die zusammengerechneten Erträge der für den Report erfassten Unternehmen mit 294,618 Milliarden Euro zwei Prozent unter denen des Jahres 2015. Nur acht der Top-20-Unternehmen hätten ihre Erträge steigern können. Anders sehe die Situation hingegen für die mittelständischen Bauunternehmen aus: Diese hätten das Umfeld deutlich besser für sich nutzen können.
Frankreich hat die größten Konzerne
Auch wenn Gesamterträge und Marktkapitalisierung zurückgingen, die Nettogewinne wuchsen: um 17 Prozent. Somit sei es einzelnen Unternehmen möglich gewesen, ihre finanzielle Situation zu stabilisieren beziehungsweise ihre Verschuldung zu reduzieren. Auch das operative Ergebnis aus dem Kerngeschäft sei um 2,8 Prozent gestiegen, dasjenige aus anderen Aktivitäten um 12,6 Prozent. Daraus ergebe sich eine durchschnittliche Marge von 5,4 Prozent.
Mit 13 Unternehmen sind britische Unternehmen am häufigsten in den Top 100 der größten Bauunternehmen zu finden. Es folgen Spanien und Schweden. Die größten Konzerne kommen aus Frankreich. Mit den Plätzen 1, 3 und 5 sind gleich drei französische Unternehmen unter den Top 10 zu finden. Die französischen Unternehmen sind es auch, die in den Top 50 die höchsten Umsätze verzeichnen und die höchste Marktkapitalisierung aufweisen.
Steigende Investitionen
Mit Blick auf den Wirtschaftsraum Europa lasse sich laut den Analysten feststellen, dass die Baubranche zum einen wegen der wachsenden Nachfrage nach Immobilien, zum anderen wegen der steigenden Investitionen in den meisten europäischen Staaten optimistisch in die Zukunft blicke.
"Deutschland ist der europaweit größte und attraktivste Markt für Anbieter der Baubranche. Entsprechend hoch sind die absoluten Kennzahlen und die Investitionen. 2016 stiegen sie gegenüber dem Vorjahr um drei Prozent. In diesem Jahr soll die Branche um 2,3 Prozent zulegen, 2018 wieder um 2,7 Prozent wachsen", erklärt Franz Klinger, Partner Real Estate & Construction bei Deloitte.
Abbau des Investitionsstaus
Zusammen mit Frankreich und Großbritannien hält Deutschland 54 Prozent aller Investitionsanteile – in Deutschland betrugen die Investitionen etwa 310 Milliarden Euro und damit 53 Milliarden mehr als jene beim zweitplatzierten Frankreich. Bemerkenswert sei, so die Analysten, dass sich im Betrachtungszeitraum eine negative Korrelation von Investitionen und BIP-Wachstum gezeigt habe. Dies scheine die verbreitete Annahme zu widerlegen, dass entsprechende Investments in der Regel prozyklisch seien.
In Bezug auf den deutschen Markt ergänzt Klinger, dass die Investitionsquote hierzulande in den Jahren 2008 bis 2013 noch deutlich unter derjenigen fast aller anderen bedeutenderen Länder lag. Doch nun werde der Investitionsstau zielstrebig abgebaut. Hiervon würden auch zahlreiche nicht im Ranking gelistete Unternehmen profitieren, aber dennoch umsatzstarke deutsche Mittelständler. Deren Grundstrukturen werden im bereits erwähnten Kapitel "Bauausführung" beschrieben.