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01.12.2016 | Behavioral Finance | Kolumne | Online-Artikel

Warum Portfoliodiversifikation so wichtig ist

verfasst von: Dr. Philipp Schreiber

3:30 Min. Lesedauer

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Nur wenige Deutsche investieren in Aktien und wiederum nur wenige davon halten ein breit diversifiziertes Portfolio. Sie verzichten damit auf erwartete Rendite für das eingegangene Risiko. Wie können Privatanleger diese Fehler vermeiden und den Diversifikationseffekt optimal ausnutzen?

Im Jahr 2000 betrug die jährliche Rendite von zehnjährigen Bundesanleihen fünf Prozent. Damit konnte ein Anleger sein eingesetztes Kapital durch den Zinseszinseffekt nach 14,2 Jahren verdoppeln. Heute beträgt die jährliche Rendite vergleichbarer Anleihen nur noch etwa 0,2 Prozent, wodurch der Anleger mehr als 340 Jahre auf die Verdopplung seines Kapitals warten müsste. Dieses kleine Rechenbeispiel verdeutlicht, dass es aktuell nahezu unmöglich ist, Spar- und Renditeziele nur über risikofreie, festverzinsliche Wertpapiere zu erreichen.
Aktien hingegen bieten eine attraktive Rendite – allerdings zu einem höheren Risiko für den Anleger. 

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Langfristige Geldanlage: Aktien, Anleihen und weitere Anlagemöglichkeiten

Der Wert einer bestimmten Geldanlagemöglichkeit ergibt sich aus dem Vergleich zu anderen Geldanlagemöglichkeiten. Die absoluten Werte müssen dabei hinsichtlich der Zeit und des Risikos vergleichbar gemacht werden. Hierfür wird ein Vergleichszinssatz,

Der Anteil der Aktienbesitzer an der deutschen Bevölkerung ist im vergangenen Jahr zwar leicht angestiegen. Nach Angaben des Deutschen Aktieninstituts 2015 ist er mit derzeit knapp über 13 Prozent allerdings immer noch relativ gering. Hauptgrund für diese niedrige Aktienquote ist die Einschätzung vieler Anleger, Aktien seien "unsicher und riskant". Trotzdem denken vor dem Hintergrund der Niedrigzinsphase viele Anleger über eine verstärke Investition in Aktien nach. Für sie stellt sich die Frage,

  • wie riskant ein Aktieninvestment tatsächlich ist und
  • mit welchen Methoden das Risiko reduziert werden kann.

Beide Aspekte sollten auch eine zentrale Rolle bei der Anlageberatung durch die Bank spielen. Denn nur, wenn der Berater dem Kunden das Risiko und die Chancen eines breit diversifizierten Investments schlüssig kommuniziert, kann der Kunde eine Anlageentscheidung treffen, die zu seinen individuellen Risikopräferenzen passt.
Unter dieser Diversifikation – auch "the only free lunch in investment" genannt, versteht man die Streuung des investierten Vermögens über mehrere Anlageprodukte. Sind diese Anlageprodukte nicht perfekt miteinander korreliert, so ist es möglich, den Teil des Einzel-Investitionsrisikos zu reduzieren, ohne gleichzeitig die erwartete Rendite zu senken, wie die nachstehende Abbildung aus der Studie zeigt.

© Philipp Schreiber

Würde ein Anleger sein gesamtes Kapital in eine Aktie investieren, so würde seine Rendite nur von der Entwicklung eines Unternehmens abhängen. Bei der Investition in mehrere Aktien verteilt sich das Risiko auf viele Unternehmen und damit das Gesamtrisiko. Dasselbe gilt für verschiedene Industrien, Regionen und Assetklassen. Wie stark sich das Risiko reduziert, hängt sowohl vom Anteil einzelner Anlageprodukte in einem Gesamtportfolio ab, als auch von der Korrelation der Anlageprodukte untereinander.

Optimale Portfoliodiversifikation

Ein Anleger, der bestmöglich vom Diversifikationseffekt profitieren möchte, steht demnach vor der Frage, in welche Anlagewerte er gemäß welcher Aufteilungsregel investieren sollte, um die Rendite-Risiko-Struktur seines Portfolios zu optimieren. In einer Studie der Universität Mannheim beschäftigen sich Jacobs et al. (2014) mit genau dieser Fragestellung. Hierzu werden eine Vielzahl an Diversifikationsmethoden für einen Zeitraum von 40 Jahren untersucht. Konkret vergleicht die Studie komplexe mathematische Optimierungsmodelle auf Basis von Erweiterungen des wissenschaftlichen Markowitz-Modells mit einfach umzusetzenden, kostengünstigen, heuristisch motivierten Ansätzen. Die Resultate überraschen: Wissenschaftliche Optimierungsmodelle erzielen nach Transaktionskosten nämlich keine besseren Resultate als heuristische Strategien, die ein globales, nach dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) gewichtetes Aktienportfolio mit Renten und Rohstoffen kombinieren. Beispielsweise betrug die durchschnittliche monatliche Rendite über einen Zeitraum von 1973 bis 2012 in einem Portfolio aus 

  • 60 Prozent BIP gewichteten globalen Aktien,
  • 25 Prozent Renten und
  • 15 Prozent Rohstoffen

0,89 Prozent. Im gleichen Zeitraum erzielten Optimierungsmodelle, die zum Beispiel die Sharpe Ratio maximieren, im Durchschnitt monatlich nur 0,73 Prozent.

Welche Schlussfolgerungen lassen sich daraus ableiten? Privatanleger können von einfach umzusetzenden, aus Diversifizierung ausgerichteten Strategien profitieren. Wichtig dabei ist die Streuung über verschiedene Assetklassen. Die 60-25-15-Aufteilung auf Aktien, Renten und Rohstoffe kann dabei als grober Richtwert dienen. Die BIP-Gewichtung im Aktienteil hat Vorteile gegenüber einer Gewichtung nach Marktkapitalisierung.

Kosten beachten

Zuletzt ist auf eine kostengünstige Umsetzung zu achten. Hier bieten Exchange Traded Funds (ETFs) Lösungen im Gegensatz zu aktiv gemanagten Investmentfonds eine gute Möglichkeit. Der Aktienanteil kann beispielsweise über ETFs auf die MSCI-Regionenindizes Europa, Nordamerika, Pazifik sowie Schwellenländer abgebildet werden. Zusätzlich ermöglicht die Kombination des Portfolios mit einer risikofreien Anlageklasse jedem Investor, sein präferiertes Rendite-Risiko-Profil zu erreichen. Somit kann der langfristig orientierte Anleger trotz Niedrigzinsphase seine individuellen Spar- und Renditeziele erreichen, wie die Ergebnisse der Studie zu Behavioral-Finance zeigen. 

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