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04.09.2024 | Beteiligung | Im Fokus | Online-Artikel

Staat zieht sich aus Commerzbank zurück

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly, dpa

3:30 Min. Lesedauer

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Der Bund will sich von seinen Commerzbank-Anteilen trennen. Der Grund ist die gute wirtschaftliche Lage des Instituts, das 2023 ein Rekordergebnis einfuhr. Obwohl der Aktienkurs schwächelt, sehen Beobachter in diesem Schritt langfristig Chancen.

Der Einstieg des Bundes bei der Commerzbank in den Jahren 2008 und 2009 sei wichtig gewesen, um in der Bankenkrise die Finanzmarktstabilität zu schützen, betont Florian Toncar, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen und Vorsitzender des zuständigen interministeriellen Lenkungsausschusses. Die Commerzbank sei wieder stabil und ertragsstark. "Daher ist es geboten, dass sich der Bund von den Anteilen des erfolgreich stabilisierten Instituts sukzessive wieder trennt."

Laut der Finanzagentur der Bundesrepublik Deutschland soll die Beteiligung zunächst reduziert werden. Die Behörde verantwortet die Kreditaufnahme und das Schuldenmanagement des Bundes. Hierzu emittiert sie Bundeswertpapiere, tätigt Geldmarkt- sowie Derivategeschäfte und steuert so das Schuldenportfolio sowie den Kapitalmarktauftritt.

Deutsche Bank nicht interessiert

Der Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen, dass der deutsche Staat den Verkauf eines Anteils von drei bis fünf Prozent plant. Die Deutsche Bank will die Beteiligung allerdings nicht übernehmen. "Wir fokussieren uns auf die Deutsche Bank", äußerte sich Vorstandschef Christian Sewing auf dem Banken-Gipfel des "Handelsblatts" in Frankfurt. Eine Übernahme der Commerzbank durch die Deutsche Bank werde unter ihm "kein Thema" werden, sagte der Manager auf Nachfrage.

Die Commerzbank wird schon lange als Übernahmekandidat für Institute aus dem In- und Ausland gehandelt. Gespräche zwischen der Deutschen Bank und Commerzbank über einen Zusammenschluss scheiterten 2019. Commerzbank-Finanzchefin Bettina Orlopp sagte auf dem Banken-Gipfel, die Nachricht der Finanzagentur sei ein Beleg dafür, dass die Commerzbank auf gutem Weg sei. Wenn Interessenten für einen Einstieg bei dem Geldhaus anklopften, werde man das prüfen. "Unsere oberste Aufgabe ist es aber, die Commerzbank nach vorne zu bringen."

Finanzmarktkrise brachte Commerzbank fast zu Fall

Bis zu diesem Punkt war es allerdings ein weiter Weg für das Geldhaus: Die durch die Finanzmarktkrise gestrauchelte Commerzbank erhielt im Rahmen des Finanzmarktstabilisierungsfonds (FMS) in den Jahren 2008 und 2009 Kapitalhilfen in Höhe von insgesamt 18,2 Milliarden Euro. "Durch das Engagement des Bundes in der Finanzmarktkrise konnte ein Dominoeffekt mit unvorhersehbaren gesamtwirtschaftlichen Folgen verhindert werden", sagt Eva Grunwald, Geschäftsführerin der Finanzagentur. Bisher hat das Geldhaus rund 13,15 Milliarden Euro zurückgezahlt. Aktuell hält der Bund über den FMS noch eine Beteiligung von 16,49 Prozent an dem Frankfurter Institut. 

Rückzug des Staates lässt Kurs schwächeln

Am Aktienmarkt kam die Neuigkeit vom schrittweisen Ausstieg des Staates zunächst nicht gut an. Die Papiere der Commerzbank starteten am Mittwoch mit einem Abschlag von mehr als vier Prozent. Zuletzt gehörten sie mit einem Verlust von gut zwei Prozent auf 12,80 Euro immer noch zu den schwächsten Titeln im DAX. 

Börsianer sehen in diesem Aktienüberhang zwar kurzfristig eine Belastung. Langfristig überwögen aber die Chancen einer wieder voll privatisierten Bank, hieß es am Markt. Auf dem aktuellen Kursniveau hat die verbliebene Staatsbeteiligung an dem Geldhaus einen Wert von rund 2,5 Milliarden Euro. 

Kundengeschäft und Zinsumfeld geben Rückenwind

Da sich die wirtschaftliche Situation der Bank seit 2021 stetig verbessert hat, sei die Entscheidung zum Ausstieg aus dem Institut folgerichtig, betont Grunwald, Geschäftsführerin der Finanzagentur. Im Februar 2024 verkündete Commerzbank-Chef Manfred Knof nicht nur Rekordzahlen für das Jahr 2023, sondern eine Steigerung des Konzernergebnisses für das laufende Geschäftsjahr. Von 2022 auf 2023 kletterte der Überschuss des Geldhauses von gut 1,4 Milliarden Euro auf etwas mehr als 2,2 Milliarden Euro. Laut Bank ist dies das beste Ergebnis seit 15 Jahren. 

"Wir sind mit viel Schwung ins neue Jahr gestartet. Das starke Kundengeschäft und das sehr gute Ergebnis im ersten Quartal bestärken uns in unserem Ziel, den Gewinn 2024 zu steigern", so Knof im Mai. Auch das immer noch günstige Zinsumfeld geben dem Bankhaus nach eigenen Angaben derzeit Rückenwind.

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