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Erschienen in:
Wirecard: Das kollektive Kontrollversagen – ein Fall für die Lehrbücher Kapitel lesen Erstes Kapitel lesen

2022 | OriginalPaper | Buchkapitel

Betrug ist immer eine Option!

Bilanzskandale und Prüfungsmethodik

verfasst von : Roger Odenthal

Erschienen in: Skandalfall Wirecard: Eine wissenschaftlich-fundierte interdisziplinäre Analyse

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

Wirecard ist kein Einzelfall, sondern ordnet sich in eine Reihe weiterer Bilanzskandale ein, die jeweils regelmäßig als „einzigartige“ Jahrhundertfälle apostrophiert werden. Die hierauf folgenden Reaktionen, beginnend bei Schuldzuweisungen, über einige Verschärfungen regulatorischer Regelungen bis hin zu dem Versprechen, dass sich entsprechendes zukünftig nicht wiederholen könne, unterscheiden sich ebenfalls kaum und haben lediglich eine Halbwertzeit bis zum nächsten Ereignis.

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Fußnoten
1
Vgl. Fröndohoff 2020, S. 11.
 
2
Vgl. Palan/Papendick 2007, S. 105 ff.
 
3
Siehe Quick 2021, S. 125.
 
4
§ 317 (1) HGB spricht in diesem Zusammenhang von „gewissenhafter Berufsausübung“.
 
5
§ 43 WPO benennt für die hier aufgeführte „Verantwortungsethik“ eine Reihe persönlicher Eigenschaften.
 
6
Der KPMG-Sonderprüfer erläutert vor dem Wirecard Untersuchungsausschuss, dass man bei deren (erfolgreicher) Prüfung mit gleichen Methoden wie jeder Abschlussprüfer gearbeitet habe. Siehe Fröndohoff 2020, S. 11.
 
7
KPMG-Sonderprüfer konnten vor Ort auf den Philippinen bereits innerhalb von zwei Tagen die fehlende Existenz von Treuhandkonten nachweisen. Der Chef der angeblich kontenführenden BPI-Bank führte in einem Fernsehinterview hierzu aus: „Das war so klar, dass man es in einer Nanosekunde hätte erkennen können.“ Siehe Bartz et. al. (Der Spiegel 13), S. 61.
 
8
Siehe Ott et. al. 2021, S. 29.
 
9
Vgl. Zimmermann/Poulson 2021.
 
10
Vgl. IDW Stellungnahme 2020.
 
11
Vgl. Informationsdienst des Bundestages (hib) 2021.
 
12
Entsprechend seinen Ausführungen im Bundestags-Untersuchungsausschuss wurde der für die Sonderuntersuchung zuständige EY-Prüfungsleiter mit Kenntnis der Abschlussprüfer- Kollegen von dem Wirecard-Finanzvorstand schriftlich aufgefordert, vorgefundene Hinweise auf Scheinumsätze in seinem Sonderbericht „abzuschwächen“. Siehe Bartz et. al. 2021 (Der Spiegel 25), S. 61.
 
13
In der bereits zitierten IDW-Stellungnahme wird ausdrücklich für die gleichzeitige Beibehaltung von Prüfung und Beratung mit dem Hinweis auf Kostenvorteile für geprüfte Unternehmen geworben. Vgl. IDW-Stellungnahme 2020, S. 12.
 
14
Hierzu ein ehemaliger EY-Mitarbeiter: „Manchmal sind wir bei Mandanten mit einem Schwarm Juniors aufgelaufen, weil wir nicht genügend erfahrene Bilanzprüfer hatten.“
Siehe Bartz et. al. 2021 (Der Spiegel 25), S. 62.
 
15
Vgl. IDW-Stellungnahme 2020, S. 12.
 
16
Ausweislich des Wirecard-Konzernabschlusses entfielen 2018 weniger als 15 % der EY- Gesamthonorierung auf „Sonstige Leistungen“.
 
17
Siehe Ott et. al. 2021, S. 29.
 
18
In der IDW-Stellungnahme wird hierzu mit Hinweis auf den „erschwerten Aufbau von Wissen“ eine gegenteilige Ansicht vertreten. Vgl. IDW-Stellungnahme 2020, S. 4.
 
19
Siehe Ott 2021, S. 29.
 
20
Siehe IDW Hrsg. 2019, WP-Handbuch S. 1639.
 
21
Siehe Prier 2016, Interview mit PWC-Vorstandsmitglied P. Justenhofen.
 
22
Maßstab ist die kürzeste, in sich geschlossene Beschreibung von deren digitaler Komplexität (Kolmogorov-Komplexität). Vgl. Tegmark 2016, S. 471–491.
 
23
Vgl. Peemöller et. al. 2020.
 
24
Auffällige Datenmuster bilden sich zufällig und zwangsläufig in größerem Umfang, während „echte“ Befunde in der Unterzahl bleiben. So treten auch aus völlig sinnfrei zusammengewürfelten Zahlen vielsagende Muster hervor, die psychisch als „Halluzinationen“ bezeichnet werden können. Vergl. Claude/Longo 2017.
 
25
Vgl. Zweig 2019, S. 267.
 
26
Vgl. Meck/Weiguny 2021, S. 23, Interview mit EY-Vorstandsmitgliedern Ahlers und Jégourel.
 
27
Vgl. Meck/Weiguny 2021, S. 23, Interview mit EY-Vorstandsmitgliedern Ahlers und Jégourel.
 
28
Vergl. Odenthal 2009, S. 21 ff.
 
29
Vgl. Leeson 1996, S. 131.
 
30
Siehe Bartz et. al. 2021 (DER Spiegel 25), S. 60.
 
Literatur
Bartz, T. et. al. (27. März 2021). Deal mit dem „Porno-Baron“. Der Spiegel, 13, 61.
Bartz, T. et. al. (19. Juni 2021). Die Akte EY. Der Spiegel, 25, 61.
Fröndohoff, B. (27. November 2020). KPMG-manager belastet Wirecard. Handelsblatt print, 231, 11.
Institut der Wirtschaftsprüfer – IDW (Hrsg.). (2019). WP-Handbuch, S. 1639.
Leeson, N. (19. Februar 1996). Die Bekenntnisse des Börsianers Nick Leeson, der die Barings-Bank ruinierte (II): Die blinden Prüfer. Der Spiegel, 8, 131.
Meck, G., & Weiguny, B. (20. Juni 2021). „Wir bedauern zutiefst“ Interview mit den EY-Vorstandmitgliedern Ahlers und Jégourel. Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 24, 23.
Odenthal, R. (2009). Korruption und Mitarbeiterkriminalität (2. Aufl.). GWV Fachverlage GmbH.CrossRef
Ott, et al. (27. Februar 2021). Blumen von Wirecard. Süddeutsche Zeitung (SZ), 48, 29.
Palan, D., & Papendick, U. (01. Dezember 2007). KPMG- Augen zu und abgehakt. Manager Magazin, 12, 105 ff.
Peemöller, V. H., et al. (2020). Bilanzskandale (3. Aufl.). Schmidt.
Quick, R. (2021). Kritische Würdigung der geplanten wesentlichen Änderungen bei handelsrechtlichen Jahresabschlussprüfungen nach dem RegE eines Gesetzes zur Stärkung der Finanzmarktintegrität. Der Betrieb (DB), 125 ff.
Schmitt, J. (2018). Die neuen Bilanzskandale – Und die Rolle der Wirtschaftsprüfer. Finance-Magazin, Heft September/Oktober, 10 ff.
Tegmark, M. (2016). Unser mathematisches Universum. Ullstein.
Zweig, K. (2019). Ein Algorithmus hat kein Taktgefühl (3. Aufl.). Heyne.
Metadaten
Titel
Betrug ist immer eine Option!
verfasst von
Roger Odenthal
Copyright-Jahr
2022
Buch
Skandalfall Wirecard: Eine wissenschaftlich-fundierte interdisziplinäre Analyse

Print ISBN: 978-3-658-35608-8

Electronic ISBN: 978-3-658-35609-5

Copyright-Jahr: 2022

DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-35609-5_9