Big Data, das schnelle Sammeln und Auswerten verschiedenartiger, großer Datenmengen aus den unterschiedlichsten Quellen, ist in Unternehmen auf dem Vormarsch. Während im Vorjahr lediglich 44 Prozent der Unternehmen mit 500 bis 1.999 Mitarbeitern auf Big-Data-Lösungen zurückgegriffen haben, sind es mittlerweile rund 62 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage von Bitkom Research im Auftrag der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG. 709 Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern wurden befragt.
Unsicherheiten trotz positiver Bilanzen
Neben Großkonzernen haben mittlerweile auch Unternehmen des gehobenen Mittelstandes die neuen Möglichkeiten der Datenauswertung für sich entdeckt. Daten wie beispielsweise aus dem eigenen IT-System, sozialen Netzwerken oder dem Online-Kaufprozess helfen, die Bestandskunden besser kennenzulernen, Personalprozesse zu erfassen und die Geschäftsentwicklung zu überwachen. Laut der Studie tragen die Bemühungen der Unternehmen im Bereich Big Data bereits Früchte. So bilanzierten 41 Prozent, sie hätten mit Hilfe von Big Data Risiken eingedämmt, 27 Prozent steigerten den Umsatz und 19 Prozent konnten ihre Kosten reduzieren.
Doch ein Selbstläufer ist Big Data nicht, wie aus der Studie hervorgeht. Drei Viertel der befragten Unternehmen hält seine Mitarbeiter für nicht adäquat befähigt und ausgebildet, um die komplexe Datenanalyse gewinnbringend betreiben zu können. Als Reaktion darauf setzen bereits 42 Prozent auf gezielte Aus- und Weiterbildung in diesem Bereich. Das könnte den betreffenden Unternehmen langfristig auch zu einer Datenanalyse-Strategie verhelfen, denn diese fehlt bisher gänzlich bei 27 Prozent. 61 Prozent der Unternehmen sorgen sich zudem um den Datenschutz und 57 Prozent wünschen sich eine verbesserte Rechtsgrundlage für den Umgang mit personenbezogenen Daten.
Technik und Anwendung in Einklang bringen
"Viele Unternehmen haben noch keine konkreten Vorstellungen, wie Big Data eingesetzt werden kann und wie die Einführung zu realisieren ist“, stellen die Springer-Autoren Andreas Gadatsch und Holm Landrock in ihrem Buch "Big Data für Entscheider - Entwicklung und Umsetzung datengetriebener Geschäftsmodelle“ fest (Seite 18). Die technischen Rahmenbedingungen für Big Data sind dabei selten das Problem. "Die Plattformen und Cloudbasierenden Big-Data-Lösungen erweitern die Fähigkeiten von klassischen Business Intelligence-Anwendungsszenarien“, erklären Gadatsch und Landrock (Seite 22). Die Kunst liegt also im grundlegenden Umdenken der Unternehmenskultur. Lediglich die IT-Abteilung stärker in derartige Entscheidungsprozesse einzubeziehen, reicht dabei jedoch nicht. "Die Diskussion um Big Data hat zur Forderung nach neuen Berufsbildern, nicht zuletzt vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels, geführt. Unter anderem wird die Ausbildung von Datenspezialisten gefordert, meist unter dem Begriff Data Scientist", schreiben Gadatsch und Landrock (Seite 23).
Nicht nur die Unternehmen selbst, sondern auch der Gesetzgeber und die Bildungspolitik seien gefragt, sich der neuen Dimension der Datenanalyse anzunehmen, so die Springer-Autoren. So müssten weitere Anstrengungen im Bereich Forschung, Lehre und Weiterbildung erfolgen, um den Standort Deutschland in Sachen Big Data zu positionieren.