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09.03.2022 | Bilanz | Nachricht | Online-Artikel

Sparkassen Hessen-Thüringen hadern mit der Regulierung

verfasst von: Jan F. Wagner

3 Min. Lesedauer

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Die hessischen und thüringischen Sparkassen haben von der konjunkturellen Erholung 2021 profitiert und weisen ein deutlich höheres Jahresergebnis aus. Unzufrieden zeigt sich der neue Verbandschef mit der Regulierung in den Bereichen Immobilien und Nachhaltigkeit sowie mit der EZB-Geldpolitik.

Die insgesamt 49 Mitglieder des Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen (SGVHT) erzielten 2021 ein Jahresergebnis vor Steuern in Höhe von 495,5 Millionen Euro. Das ist eine Steigerung von 35,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Erstmals stellte Stefan Reuß, seit Januar neuer geschäftsführender Präsident des Verbands, die Zahlen auf auf einer Pressekonferenz im Frankfurter Main Tower vor. 

Dem SGVHT-Geschäftsführer zufolge sind höhere Provisionserträge im vergangenen Jahr für das Plus verantwortlich. So lag der Provisionsüberschuss mit 908,7 Millionen Euro um mehr als sieben Prozent über dem Niveau von 2020. Die Hauptquelle für die höheren Provisionserträge waren Wertpapierkäufe - darunter auch Investmentfonds - die um 21,5 Prozent auf 10,4 Milliarden Euro zulegten.

Obwohl die Sparkassen auch im zweiten Corona-Jahr mit historisch niedrigen Zinsen zu kämpfen hatten, konnten sie durch üppiges Kreditgeschäft - besonders im Wohnungsbau - auch das Zinsergebnis mit 2,01 Milliarden Euro stabil halten. Das ist ein Plus von 0,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Grund war die konjunkturelle Erholung. Trotz der coronabedingten Einschränkungen des täglichen Lebens legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2021 um 2,7 Prozent zu, nachdem es im ersten Jahr der Pandemie um fünf Prozent gefallen war.

Neuer SGVHT-Chef positioniert sich

Die Regulierung in den Bereichen Wohnimmobilien und Nachhaltigkeit bezeichnete der neue Verbandspräsident als zum Teil "übertrieben". So hat die Bafin beispielsweise angekündigt, dass Kreditinstitute ab Februar 2023 die Mindestkapitalquote für Wohnimmobilienkredite von acht Prozent auf 10,75 Prozent erhöhen müssen. "Wird die geballte, nicht gestaffelte Scharfschaltung der Puffer im Februar 2023 Vorzieheffekte auslösen und damit vielleicht genau das anziehen, was sie eigentlich vermeiden will?", fragte Reuß. Ihm zufolge werden die Puffer unte anderem dazu führen, dass sich Kredite für die Baufinanzierung und den Immobilienerwerb verteuern.

Auch zum Thema Nachhaltigkeit positionierte sich der Neue am SGVHT-Ruder klar. Die Institute unterstützten die Ökologisierung der deutschen Wirtschaft, betonte er. Über die Sinnhaftigkeit mancher Regelungen würden sich aber die Sparkassen stark wundern. "So wird künftig die Finanzierung einer Eigentumswohnung nur dann taxonomiekonform, wenn Wasserhähne und Duschköpfe einen maximalen Wasserdurchlass von sechs oder acht Litern pro Minute erlauben. Wie diese aufwändige Detail-Prüfung in der Praxis bewältigt werden soll, erschließt mir nicht", kritisierte Reuß. Auch wegen solcher Anforderungen dürften entsprechende Kredite teurer werden, so Reuß.

Kritik an der europäischen Geldpolitik

Besorgt zeigte er sich über die Rückkehr der Inflation. Sie drohe die soziale Spaltung in der Gesellschaft zu vertiefen. Denn sie treffe die Menschen besonders hart, die ohnehin nicht viel Geld zur Verfügung hätten. Da die Teuerungsrate auch zum Jahreswechsel 2022 praktisch unverändert geblieben sei, spreche vieles dafür, dass die Inflation ein länger anhaltendes Phänomen bleiben werde. 

Er kritisierte die Europäische Zentralbank, die weiterhin mit ihrer lockeren Geldpolitik die Deflation bekämpfe, obwohl die Arbeitslosenrate im Euroraum auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen gesunken sei und für das laufende Jahr eine Inflationsrate von fünf Prozent vorhergesagt werde. "Es ist deshalb Zeit zu handeln, auch wenn bei der anstehenden Sitzung des EZB-Rates wegen des Kriegs in der Ukraine wohl noch kein bahnbrechender Strategiewechsel zu erwarten ist", forderte Reuß.

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