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2023 | Buch

Bilder und Vorstellungen von Kindern und Kindheiten im medialen Diskurs

Die öffentliche Debatte um Social Freezing

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Über dieses Buch

Das Erkenntnisinteresse dieser Arbeit liegt darin, die im öffentlichen Diskurs um Social Freezing hervorgebrachten Konstrukte von Kindern und Kindheiten sowie die diskursive Herstellung des generationalen Arrangements herauszuarbeiten und einer Reflexion zugänglich zu machen. Im ersten Teil stehen theoretische und empirische Bezüge sozialwissenschaftlicher Kindheitsforschung im Fokus. Im zweiten Teil werden die methodologischen Grundlagen und das empirische Vorgehen entfaltet. Das Forschungsprogramm der Wissenssoziologischen Diskursanalyse (WDA) wird erläutert und das Forschungsdesign entworfen. Die Darstellung der empirischen Analysen erfolgt im dritten und vierten Teil. Zum einen wird die Figur des antizipierten Kindes herausgearbeitet und Ungeborene als Gegenstand der Kindheitsforschung skizziert. Zum anderen wird mit dem Konzept des generationalen Ordnens im medialen Diskurs um Social Freezing die Konstruktion einer behüteten Familienkindheit im (akademischen) Elternhaus und der diskursive Entwurf einer generationalen Ordnung als Mutter-Kind-Dyade sichtbar.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Einleitung
Zusammenfassung
Beginnend mit der Institutionalisierung pädagogischer Angebote für die Bildung, Begleitung und Versorgung von Kindern außerhalb familialer Kontexte, spätestens jedoch mit der Identifizierung von Kindheit als eigenständiger Lebensphase, sind Vorstellungen von Kindern und Kindheiten in wissenschaftlichen, politischen und öffentlichen Diskursen präsent. Reflexionen dieser Prozesse machen darauf aufmerksam, dass das, was über Kinder und Kindheiten gesagt und geschrieben wird, sowohl auf historisch tradierte, kulturell und biographisch geprägte Vorstellungen von Kindern und Kindheiten rekurriert, als auch innerhalb wissenschaftlicher Disziplinen different ausformuliert wird. Neben dem Facettenreichtum und der Pluralität sind damit Bearbeitungsprozesse angesprochen, so dass sich das Reden und Schreiben über Kinder und Kindheiten zugleich durch einen permanenten Wandel charakterisieren lässt.
Desirée Roosingh

Theoretische und empirische Bezüge sozialwissenschaftlicher Kindheitsforschung

Frontmatter
Kapitel 2. Kinder und Kindheiten als gesellschaftliche Konstruktion und soziales Phänomen
Zusammenfassung
Die Arbeiten von Chris Jenks (1982) sowie von Allison James und Alan Prout (1990) gelten als zentrale Wegbereiter Kindheit als soziales Konstrukt zu verstehen. Gegen das klassische Sozialisationsparadigma argumentierend, formuliert Chris Jenks (1982) „Childhood is to be understood as a social construct, it makes reference to a social status delineated by boundaries incorporated within the social structure and manifested through certain typical forms of conduct, all of which are essentially related to a particular cultural setting“ (Jenks 1982, S. 12). Ebenso prominent stellen Allison James und Alan Prout (2015b [1990]) im Zuge der konstruktivistischen Wende einen Paradigmenwechsel heraus, dessen Kern das Verstehen und Erforschen von Kindheit als soziale Konstruktion bildet.
Desirée Roosingh
Kapitel 3. Die diskursive Konstruktion von Kindern und Kindheiten als Forschungsperspektive sozialwissenschaftlicher Kindheitsforschung
Zusammenfassung
Diskursanalytische Ansätze sollen das kommunizierte Wissen, die diskursiven Strategien zur Produktion, Reproduktion und Transformation transparent machen – je nach Ausrichtung wird dabei auf (diskursive) Machtpotentiale orientiert. Problematisiert wird der sprachlich orientierte Zugang, welcher reale Kinder und Kindheiten zunächst ausblendet, was die Anschlussfrage nach Leiblichkeit provoziert sowie die Frage danach, inwieweit der kindliche Körper in kulturellen Konstruktionen aufgelöst wird (Hengst und Zeiher 2005, S. 13–18, siehe auch: Kap. 2). Mit Heinz Hengst und Helga Zeiher (2005) ist zudem auf eine begriffliche Unschärfe der hier versammelten Ansätze zu verweisen.
Desirée Roosingh
Kapitel 4. Konstruktionen von Kindern und Kindheiten in öffentlich-medialen Diskursen – zum aktuellen Forschungsstand
Zusammenfassung
Insgesamt lässt sich eine Vielzahl an Arbeiten identifizieren, deren Kerninteresse in der Offenlegung der Vorstellungen von Kindern und Kindheiten in unterschiedlichen veröffentlichten Dokumenten besteht. Da politische und rechtliche Verhandlungen zumeist nicht nur öffentlich einsehbar sind, sondern mitunter auch öffentlich-medial verhandelt werden, sind die Analysen politischer, rechtlicher und medialer Diskurse nicht immer voneinander zu trennen. Dennoch lassen sich in den jeweiligen Studien Schwerpunktsetzungen auf einzelne Diskurse erkennen.
Desirée Roosingh

Methodologische Grundlagen und empirisches Vorgehen

Frontmatter
Kapitel 5. Forschungsprogramm der Wissenssoziologischen Diskursanalyse
Zusammenfassung
Das Forschungsprogramm der Wissenssoziologischen Diskursanalyse versucht nun einen Brückenschlag zwischen strukturtheoretischen und handlungstheoretischen Traditionen der Wissenssoziologie. Reiner Keller verortet die Wissenssoziologische Diskursanalyse in der Hermeneutischen Wissenssoziologie (und damit explizit im interpretativen Paradigma), bezieht diese aber auf Elemente der Diskurstheorie Michel Foucaults.
Desirée Roosingh
Kapitel 6. Forschungsdesign und Forschungsprozess
Zusammenfassung
In dieser Arbeit wird auf die Analyse der Bilder und Vorstellungen von Kindern und Kindheiten in der medialen Öffentlichkeit fokussiert, da davon ausgegangen werden kann, dass gerade mediale Diskurse Bilder von Kindern und Kindheiten prozessieren und so zu ihrer gesellschaftlichen Wahrnehmung beitragen. Der Begriff des Bildes wird dabei weitgehend synonym mit dem der Konstruktion verwendet, indem er sich auf Entwürfe und Vorstellungen innerhalb einer bestimmten Kultur und eines spezifischen Zeitraums bezieht, die in spezifischer Weise entworfen, transformiert oder reproduziert werden. Impliziert sind dabei sowohl deskriptive Aspekte aktuell erlebter und erinnerter Kindheit wie auch normative Aspekte, über welche Wünsche, Hoffnungen und Ängste auf die Kindheit projiziert werden.
Desirée Roosingh

Empirische Analysen

Frontmatter
Kapitel 7. Kontextualisierung I: Social Freezing – Das Einfrieren von Eizellen aus nicht-medizinischer Indikation
Zusammenfassung
Wenn innerhalb des Forschungsprogramms der Wissenssoziologischen Diskursanalyse auf Kontextwissen und zugängliches Material über das Forschungsfeld zurückgegriffen wird, geht es um die Beschaffung von Informationen, die für Interpretationszwecke herangezogen werden können, ohne Vorannahmen über den Diskurs selbst oder dessen Funktionsweise zu treffen (Keller 2011). Insofern wird in diesem Kapitel das Einfrieren von Eizellen aus nicht-medizinischer Indikation eingehender betrachtet und für das Erkenntnisinteresse relevante Forschungsergebnisse zusammengestellt.
Desirée Roosingh
Kapitel 8. Kontextualisierung II: Social Freezing im medialen Diskurs
Zusammenfassung
Der öffentliche Diskurs um das Einfrieren der Eizellen aus nicht-medizinischer Indikation wird als zweiter Teil der Kontextualisierung betrachtet, da er die spezifische Art und Weise der Konstruktion von Kindbildern, Kindheiten und des generationalen Arrangements ermöglicht, gestaltet und reguliert.
Desirée Roosingh
Kapitel 9. Textporträts der Schlüsseltexte
Zusammenfassung
Alle Artikel aus dem Korpus standen über die Recherche in Datenbanken und im Internet als Word-Datei zur Verfügung. Für die Nachvollziehbarkeit der Rekonstruktion wurden die Schlüsseltexte in ein einheitliches Format überführt und mit Zeilennummern versehen. Die Grundstruktur, wie beispielsweise Absätze und Hervorhebungen, wurde – soweit sie erkennbar war – nicht verändert.
Desirée Roosingh
Kapitel 10. Textporträtübergreifende Zusammenfassung – Social Freezing und die (neue) Gestaltung von Reproduktion
Zusammenfassung
Der Zugang zu der medialen Debatte um Social Freezing wurde durch eine parallele Analyse der Verhandlungsgeschichten und der Auswahl von Schüsseltexten über maximale und minimale Kontrastierungen in Bezug auf die interessierende Fragestellung realisiert. Für die Textporträts, das Herzstück der Untersuchung, wurden die Schlüsseltexte sequenzanalytisch rekonstruiert und im Anschluss Kategorien für eine Vergleichbarkeit identifiziert. Zudem wurde eine Kontextualisierung in Bezug auf die Rahmendaten des Artikels (Erscheinungsdatum, Erscheinungsort, Sprecher*in) vorgenommen, wobei zugleich die Rückkoppelung mit der Chronologie des Diskurses und insbesondere den Verhandlungsgeschichten maßgeblich war.
Desirée Roosingh
Kapitel 11. Textporträtübergreifende Zusammenfassung – generationales Ordnen und die diskursive Konstruktion generationaler Ordnung
Zusammenfassung
Die Heuristik des generationalen Ordnens auf diskursiver Ebene eröffnet analytische Zugänge, um das Verhältnis der Konstruktionen von Erwachsenen und Kindern bzw. Erwachsenheit und Kindheit zu fokussieren. Die in diesem Konzept vorausgesetzte Relationalität der Kategorien verweist darauf, dass Kindheit nicht ohne Erwachsenheit zu denken ist. Da sich die Kategorie der erwachsenen Personen in der medialen Debatte um Social Freezing vorrangig auf Eltern bezieht und insbesondere die Figur der Mutter im Vordergrund steht, lässt sich das generationale Arrangement in der vorliegenden Analyse als Verhältnis zwischen (antizipierter) Elternschaft und Kindheit spezifizieren. Die Antizipation von Elternschaft, vor allem von Mutterschaft, verweist dabei relational auf ein (ungeborenes) Kind.
Desirée Roosingh

Fazit und Ausblick

Frontmatter
Kapitel 12. Zentrale Befunde und Diskussion der Ergebnisse
Zusammenfassung
Charakteristisch für die Diskursanalyse in dieser Arbeit ist, dass das eigentliche Thema der Debatte, das Einfrieren der Eizellen aus nicht-medizinischer Indikation, als Referenz behandelt wird. Das zentrale Erkenntnisinteresse richtete sich nicht auf die Analyse des Social Freezing, sondern bestand darin, die im Diskurs um Social Freezing hervorgebrachten Konstrukte von Kindern und Kindheit sowie die diskursive Herstellung einer generationalen Ordnung herauszuarbeiten. Im Rahmen des Forschungsprogramms der Wissenssoziologischen Diskursanalyse wurden spezifische Wissensbestände und Wissensformen über Kinder und Kindheiten fokussiert sowie die Analyse der Prozesse generationalen Ordnens auf diskursiver Ebene spezifisch ausformuliert.
Desirée Roosingh
Kapitel 13. Resümee und Ausblick
Zusammenfassung
Bilder und Vorstellungen von Kindern und Kindheiten, verstanden als je spezifische Konstruktionen, sind kontinuierlichen Aushandlungsprozessen unterworfen, innerhalb derer sie sowohl zum expliziten Gegenstand als auch zum impliziten Bestandteil von Verhandlungen werden. Kinder und Kindheiten als gesellschaftliche Konstruktionen und soziale Phänomene zu betrachten, öffnet den Blick auf die Verwobenheit mit Spannungsfeldern öffentlicher, politischer wie auch fachwissenschaftlicher Auseinandersetzungen, innerhalb derer, mitunter nicht unabhängig von Partikularinteressen, je spezifische Horizonte des Konstruktionsgeschehens mit Bedeutung aufgeladen werden.
Desirée Roosingh
Backmatter
Metadaten
Titel
Bilder und Vorstellungen von Kindern und Kindheiten im medialen Diskurs
verfasst von
Desirée Roosingh
Copyright-Jahr
2023
Electronic ISBN
978-3-658-42386-5
Print ISBN
978-3-658-42385-8
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-42386-5