Die erste Schiffsladung mit Biopropan aus Rotterdam erreicht den Duisburger Hafen.
Primagas Energie GmbH & Co. KG
Flüssiggas ist ein Kopplungsprodukt aus dem Raffinerieprozess. Aufgrund bestimmter physikalischer Eigenschaften ist es sehr flexibel einsetzbar. "Flüssiggase sind alle Gase, die aufgrund von Kompression oder tiefen Temperaturen flüssig gelagert werden. Unter Flüssiggas wird weitestgehend Autogas oder LPG verstanden (Liquefied Petroleum Gas)", so die Definition des Springer Vieweg-Autorenkollektivs um Michael Sterner im Buchkapitel Chemische Energiespeicher auf Seite 416.
Aufgrund seiner hohen Energiedichte und der unkomplizierten Logistik mittels Tanks kommt Flüssiggas sowohl im Wärmemarkt als auch in der Mobilität sowie in vielen anderen Anwendungen bis hin zur chemischen Industrie zum Einsatz. Bisher konnte nur fossil produziertes Flüssiggas gehandelt werden. Dabei handelt es sich um ein Gemisch aus Propan und Butan, das als Kopplungsprodukt in jeder Mineralölraffinerie entsteht.
Seit April verfügbar
Doch seit April ist in Deutschland auch Biopropan verfügbar. Propan ist die wichtigste Komponente im Flüssiggas. Das als Biopropan bezeichnete Produkt ist chemisch identisch mit dem im herkömmlichen Raffinerieprozess erzeugten Flüssiggas. Es entsteht als Kopplungsprodukt bei der Herstellung von biogenen Kraftstoffen, die letztlich ähnlich erzeugt werden wie die aus mineralischem Rohöl. Nur dienen hier als Grundlage Pflanzenöle, Altfette und Altöle.
Das Verfahren, bei dem das Biopropan entsteht, führt letztlich zu hydrierten Pflanzenölen (HVO), die schon erfolgreich in der Mobilität, vor allem im Flugverkehr und in der Schwerlastlogistik, erprobt wurden. Dabei wird das Ölgemisch der Ausgangsstoffe ebenfalls erhitzt und es entstehen wie im herkömmlichen Raffinerieprozess gasförmige, leichte und schwere flüssige und fast feste Stoffe. Die gasförmigen werden schließlich als Biopropan genutzt. Die Ersparnis an Kohlendioxid-Emissionen beträgt gegenüber herkömmlichem Propan 90 Prozent.
Allerdings haben die Bioraffinerien derzeit einen schweren politischen Stand. Durch die neu geplante Verordnung der europäischen Union zu erneuerbaren Energien haben es Treib- und Brennstoffe wie HVO, die zur ersten und damit aus Sicht Brüssels nicht zu denen der fortschrittlichen Generation gehören, gerade schwer. Setzt sich die EU mit ihren Plänen durch, werden diese Kraftstoffe in Zukunft schwer zu vermarkten sein. Denn sie können kaum mehr auf die politisch gesetzten Minderungsquoten zur Treibhausgas-Emission angerechnet werden.
Politik macht Markt schwierig
Bioraffinerien wie die von Neste in Rotterdam oder in Finnland, die das erwähnte HVO produzieren, haben es dann schwer, ihre Produkte noch zu vermarkten. Denn Großabnehmer der Biokraftstoffe, die wiederum die Mineralölindustrie ist, können ihre eigenen Treibhausgasquoten dann auch auf anderen Wegen erfüllen. Dabei haben Bioraffinerien einen großen Vorteil: Sie arbeiten sehr effizient, weil sie alle Bestandteile einer Pflanze verwerten können.
Auch in einer Bioraffinerie werden eine möglichst große Effizienz und ein minimaler Anfall von Abfall angestrebt. Alle Stoff- und Energieströme sollen also maximal integriert werden. Zusätzlich besteht zukünftig bei einigen Bioraffinerien auch die Möglichkeit, zur Versorgung mit Lebensmitteln und Futtermitteln beizutragen“,
beschreiben dies die Springer-Autoren Arno Behr und Thomas Seidensticker in ihrem Buchkapitel Raffinierte Rohstoffe! auf Seite 340.