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2017 | Buch

Bitcoins und andere dezentrale Transaktionssysteme

Blockchains als Basis einer Kryptoökonomie

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Über dieses Buch

Dieses Buch beschreibt zum ersten Mal in deutscher Sprache umfassend die verschiedenen digitalen Währungen, das faszinierende Potenzial elektronischen Geldes sowie einer möglichen neuen Wirtschaftsordnung: Geld ist im Bitcoin-System ein programmierbarer Wert, geschützt durch Kryptotechnologien. Experten aus der Finanzbranche arbeiten heute gemeinsam mit Juristen, Wirtschaftsfachleuten und Softwareentwicklern intensiv an neuen kryptographischen Finanzprodukten. Die Erwartungen sind groß: es geht um die Hoffnung auf signifikante Effizienzgewinne und Anwendungsszenarien auf volkswirtschaftlicher und betriebswirtschaftlicher Ebene. Mit den neuen Finanzprodukten und -Dienstleistungen sollen Einzelpersonen, Organisationen und sogar Maschinen Transaktionen flexibler, effizienter und produktiver ausführen. Die Autorin gibt dem Leser einen umfassenden Wegweiser in die komplexe Gegenwart und mögliche Zukunft des Cybergeldes mit seinen Vor- und Nachteilen, Informationen über die praktischen Nutzungsmöglichkeiten, die rechtlichen Implikationen und den Schutz vor seinen Gefahren.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Kryptoökonomie
Zusammenfassung
The one thing that’s missing, but that will soon be developed, is a reliable e‐cash, a method whereby on the Internet you can transfer funds from A to B, without A knowing B or B knowing A. That kind of thing will develop on the Internet and that will make it even easier for people to use the internet (Milton Friedman, 1999).
Nur acht Jahre nach dieser wohl prophetisch anmutenden Aussage von Milton Friedman, veröffentlichte am 31. Oktober 2008, 14:10 Uhr Ortszeit, New York ein Kryptograf unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto ein Diskussionspapier mit dem Titel Bitcoin: A Peer‐to‐Peer Electronic Cash System. In einer E‐Mail an einige Kryptografieexperten und ‐interessierte weist er auf dieses Diskussionspapier hin und schreibt:
Ich habe an einem neuen elektronischen Zahlungssystem gearbeitet, das vollständig auf gleichberechtigten Rechner‐zu‐Rechner‐Verbindungen beruht und keinen vertrauenswürdigen Dritten erfordert.
Bei dem von Sathosi Nakomoto vorgestellten Open‐Source basierten Bitcoin‐Protokoll handelte es sich vereinfacht um ein Gefüge grundlegender Programmieranweisungen, die es Computern erlaubt, miteinander zu kommunizieren. Die dabei vorgesehene Verschlüsselung erlaubt es den Nutzern, ihr Passwort einzugeben und einander direkt digitale Werte zu schicken, ohne eine dritte Person oder Institution involvieren zu müssen. Der im Protokoll vorgesehene Algorithmus bestimmt, welche Schritte die Computer im Netzwerk ausführen müssen, um zu einem Konsens bezüglich der Gültigkeit jeder einzelnen Transaktion zu gelangen. Wird dieser Konsens erzielt, wird unwiderlegbar, unkorrumpierbar und für jeden nachvollziehbar eindeutig der Besitz der digitalen Werte zugeordnet.
Elfriede Sixt
2. Was sind Kryptotransaktionssysteme?
Zusammenfassung
We could envisage proposals in the near future for issuers of electronic payment obligations, such as stored value cards or digital cash, to set up specialized issuing corporations with strong balance sheets and public credit ratings (Alan Greenspan 2006).
Zusammengefasst nutzen Kryptotransaktionssysteme den hohen technischen Fortschritt auf dem Gebiet der asymmetrischen Kryptologie, um Transaktionen verschlüsselt durchzuführen und in einer transparenten, nachvollziehbaren und fälschungssicheren Datenbank (Blockchain oder Cryptoledger genannt) zu erfassen. Sowohl die Durchführung als auch die Erfassung der Transaktionen in der Datenbank erfolgt dabei zur Gänze in einem (dezentralen) Peer‐to‐Peer‐Netzwerk, dessen Algorithmus auf einem Konsensus‐Mechanismus basiert.
Der derzeit bekannteste Vertreter dieser Technologien ist das Bitcoin‐Protokoll, dessen erster Client (Version 0.1) als Open‐Source im Januar 2009 von Satoshi Nakamoto veröffentlicht wurde.
Elfriede Sixt
3. Aktuelle Daten zur Bitcoin-Ökosphäre
Zusammenfassung
Like how VoIP (Voice over Internet Protocol) disrupted cross‐border telephony, Bitcoin will bring huge savings and improved service in cross‐border payments and will therefore create the MoIP (Money over Internet Protocol) (Pantera Capital).
Anhand einiger typischer Gradmesser der Netzwerkökonomie soll in der Folge aufgezeigt werden, welche massive Entwicklung das von Satoshi Nakamoto vorgeschlagene neue kryptografische Transaktionssystem innerhalb einer Zeitspanne von gut sechs Jahren genommen hat.
Elfriede Sixt
4. Funktionsweise des Bitcoin-Netzwerks
Zusammenfassung
Wir haben die Macht, diese Generation zur besten in der Geschichte der Menschheit zu machen, oder aber zur letzten, die existieren wird (John F. Kennedy).
Zwei Tage nach der Veröffentlichung der ersten Bitcoin‐Clientversion im Januar 2009 wurde der erste Block der Blockchain (der Genesis-Block) von Satoshi Nakamoto geschürft (030109). Am 12. Januar 2009 fand die erste Bitcoin‐Transaktion statt: Nakamoto transferierte 10 XBT an den Softwareentwickler Hal Finney. Am 5. Oktober 2009 wurden erstmals bitcoins gegen US‐Dollar getauscht. Der errechnete Umtauschkurs (basierend auf dem notwendigen Energieaufwand) wurde auf New Liberty Standard publiziert und betrug 1392,33 XBT/BTC für 1 US‐Dollar.
In das Script des ersten Genesis Blocks nimmt Nakamoto die damalige Schlagzeile der Financial Times auf: Chancellor on brinks to second bailout for banks, womit er eines seiner Hauptargumente für die Bitcoin‐Architektur endgültig in der Blockchain festgehalten hat.
Elfriede Sixt
5. Vergleich zum herkömmlichen Finanzsystem
Zusammenfassung
Was diese virtuellen Währungen antreibt, ist der Verfall des Vertrauens in das Bankensystem, ein Verfall des Vertrauens in das Zentralbankensystem (Max Keiser).
Es ist vor allem die Dezentralität und Globalität der Bitcoin‐Architektur, die das Potenzial hat, die Weltwirtschaft nachhaltig umzugestalten.
Historisch waren Volkswirtschaften mit zentralisierter Verwaltung meist innovativer, fortschrittlicher und erfolgreicher. Immer haben sich nach einer gewissen Zeit jedoch in all diesen zentralisierten Volkswirtschaften auch die Nachteile der Zentralisierung der Macht offenbart: Korruption, sowie massives Streben nach Erhaltung des Systems und Machtmissbrauch.
Elfriede Sixt
6. Innovationsbedarf bei den Finanzsystemen
Zusammenfassung
You never change things by fighting the existing reality. To change something, build a new model that makes the existing model obsolete (Richard Buckminster Fuller).
Es ist und bleibt unbestritten, dass ein funktionierendes Finanzsystem von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung und das Wachstum einer Volkswirtschaft ist. Es ist empirisch gut belegt, dass die Verfügbarkeit finanzieller Ressourcen für private Kreditnehmer positive Auswirkungen auf das durchschnittliche reale Pro‐Kopf‐Einkommen eines Landes hat. Die Verfügbarkeit finanzieller Mittel fördert die Investitionstätigkeit und den technologischen Fortschritt. Neben der bloßen Verfügbarkeit finanzieller Mittel ist allerdings auch die Effizienz des Finanzsystems von Bedeutung.
Heute, während der Zugang zu Informationen immer schneller und freier wird, wird Geld immer noch langsam bewegt. Mit einem Tastaturklick kann jemand in Chicago eine E‐Mail an eine Person in Jakarta zu senden. Will jedoch dieselbe Person in Chicago 0,01 US‐Dollar an dieselbe Person in Jakarta senden, kann es Tage oder Wochen dauern und Kosten zwischen 0,50 und 50 US‐Dollar verursachen.
Insbesondere im elektronischen Handel wird jedoch ein geeignetes Angebot verschiedener Zahlungsmethoden immer mehr zum Erfolgsfaktor. Onlinekaufvorgänge werden immer noch häufig abgebrochen, wenn kein geeignetes Zahlungsverfahren zur Verfügung steht.
Elfriede Sixt
7. Bitcoin als Zahlungsmittel
Zusammenfassung
Darüber hinaus hat Bitcoin jedoch noch zusätzliche Vorteile: So wie im 19. Jahrhundert der Goldstandard eine Welle der Globalisierung losgelöst hat, kann der Bitcoin die Globalisierung von Handel und Dienstleistung auf eine neue Stufe heben. Der Bitcoin macht das Internet zur Währungsunion (Bitcoinblog.de).
Die Bitcoin‐Architektur ermöglicht
  • das erste global verfügbare Zahlungsnetzwerk,
  • das für jede Währung genutzt werden kann,
  • das weder im Eigentum von Finanzdienstleistern steht noch von Finanzdienstleistern betrieben wird.
Dieses neue elektronische und weltweit verfügbare Zahlungssystem
  • bringt Datensicherheit aufgrund der angewandten Verschlüsselungsmethodik und
  • ein dezentrales und fälschungssicheres Erfassungssystem mit sich.
Die Bitcoin‐Technologie verteilt die Transaktionsverantwortlichkeiten über ein dezentrales Computernetzwerk, wodurch die Notwendigkeit der Involvierung teurer Finanzinstitute und Zahlungsdienstleister zur Authentifizierung und Überprüfung wegfällt und damit die Transaktionskosten und die Transaktionsdauer vermindert werden können.
Elfriede Sixt
8. Limitationen des Bitcoin-Systems
Zusammenfassung
Bitcoin offers a sweeping vista of opportunity to reimagine how the financial system can and should work in the Internet era (Marc Andreessen, General Partner at Andreessen Horowitz).
Die Vorteile der Nutzung des Bitcoin‐Transaktionssystems als Ersatz für die momentan genutzten elektronischen Zahlungsverkehrssysteme sind offensichtlich, und doch gibt es immer noch viel Diskussion über Sinnhaftigkeit und Nutzbarkeit des Systems. Die Gründe dafür sind vielfältig und sollen das Thema der nächsten Ausführungen sein.
Bei der Diskussion der Limitationen des Bitcoin‐Systems ist die relative Neuheit des Systems zu berücksichtigen, sodass es sich bei vielen der im Folgenden im Detail diskutierten Limitationen handelt es sich um Anfangsschwierigkeiten, an deren Lösung intensiv gearbeitet wird.
Elfriede Sixt
9. Lösungsansätze für die Limitationen des Bitcoin-Systems
Zusammenfassung
Den Zentralbanken muss vertraut werden, die Währung nicht abzuwerten. Aber die Geschichte des Fiat‐Geldes ist in dieser Hinsicht voller Vertrauensbrüche (Satoshi Nakamoto am 11. Februar 2009 in einem Forum).
Durch die immanente Offenheit des Open‐Source‐Bitcoin‐Systems werden die oben beschriebenen Limitationen des Transaktionssystems in der Bitcoin‐Szene heftig diskutiert, wobei diese Limitationen von den einen als Einschränkungen empfunden, von den anderen aber als Stärken des Systems gesehen werden. Ebenso wie die Limitationen des Systems werden die individuellen Lösungsansätze von Beginn an transparent diskutiert und analysiert.
Elfriede Sixt
10. Rechtliche Einordnung
Zusammenfassung
Banken, die Bitcoin regulieren wollen, sind wie Dinosaurier, die Asteroiden regulieren möchten (Mike Gogulski).
Weder der Prozess der Schaffung von Kryptowährungen, noch der Austausch ob gegen eine Fiat‐Währung oder gegen eine Ware und auch der reine Handel mit Kryptowährungen sind bis dato rechtlich einwandfrei definiert. Aufgrund der Neuartigkeit der Kryptotransaktionssysteme gibt es in den einzelnen Ländern die unterschiedlichsten rechtliche Zuordnungen von den jeweiligen Behörden bzw. gibt es auch Länder, deren Behörden bzw. Aufsichtsbehörden sich bis dato in keiner Weise zu einer rechtlichen Einstufung der Kryptowährungen geäußert haben.
Inzwischen gibt es jedoch bereits verschiedene Ausarbeitungen und Diskussionen interessierter Juristen zu dem Thema. Bei der folgenden Diskussion der deutschen Rechtslage wird vor allem auf die Ausarbeitung von Moritz Schröder, Bitcoin: Virtuelle Währung – reelle Problemstellungen, JurPC Web‐Dok. 104/2014 Bezug genommen.
Elfriede Sixt
11. Die Gratis-Bitcoin-Ökosphäre
Zusammenfassung
…the more it is adopted by a mass of users, the more it is secured (Counterparty).
Inwieweit, ob und welche Kryptowährung schlussendlich langfristig weltweit akzeptiert wird, ist Thema zahlreicher und vielfältiger Diskussionen. Innerhalb der verschiedenen Kryptowährungen hat das Bitcoin‐System eindeutig einen massiven Vorsprung. Vorstellbar ist jedoch auch analog des Konzepts des freien Wettbewerbs unter den Währungen vom österreichischen Ökonomen Friedrich August von Hayek ein Nebeneinander verschiedenster Kryptowährungen. Jeder dieser Kryptowährungen könnte ein Wert durch eine Gruppe von Menschen, die sich dafür entscheiden, dieser Währung zu vertrauen, beigemessen werden. Diese Gruppe kann durch gemeinsame demografische, geografische oder ethische Interessen definiert werden.
Damit Kryptowährungen jedoch von der breiten Öffentlichkeit genutzt werden, bedarf es noch
  • sicherer und einfach zu bedienender Wallets;
  • einfach zu nutzende Kryptowährungs-Börsen;
  • mehr Unternehmer, die Kryptowährungen als Zahlungsmittel akzeptieren und
  • Unternehmen, die ihre Rechnungen und ihre Angestellten in Kryptowährungen bezahlen.
Vor allem aber braucht es Akzeptanz und Nutzung der Kryptowährungen in der breiten Öffentlichkeit und hier liefert die Gratis‐Bitcoin‐Ökosphäre, bestehend aus Hunderten Faucet‐Webseiten, einen großen Beitrag.
Elfriede Sixt
12. Monetarismus, Geldmenge und Politik
Zusammenfassung
Was wir nun brauchen, ist eine Freigeld‐Bewegung, die der Freihandels‐Bewegung des 19. Jahrhunderts vergleichbar ist (Friedrich August von Hayek, 1976).
Die Keynesianer sind der Meinung, dass marktwirtschaftliche Systeme trotz des geltenden Preisregelungsmechanismus immer wieder versagen können und es dann ordnungspolitischer Eingriffe durch den Staat bedarf, wobei die Geldmenge neben dem Fiskalsystem ein wichtiges und mächtiges Instrument der Ordnungspolitik ist (siehe auch Kap. 5).
Die Theorien von Keynes haben vor allem nach der durch die Finanzkrise 2008 hervorgerufenen Unsicherheit über die tatsächliche Funktionsfähigkeit des Bankensystems und der Geldpolitik wieder an Bedeutung gewonnen. Nicht nur sozialdemokratische Regierungen, die stets mit Keynes’ Gedanken sympathisieren, sondern auch wirtschaftsliberale Regierungen greifen seit der Finanzkrise 2008 aktiv in die Geldpolitik ein. Die exzessive Geldproduktion der Quantitativen Lockerung (quantitative easing) der Europäischen Zentralbank aber auch der US Federal Reserve, die versucht, den Zusammenbruch des Banken‐ und Finanzsystems durch die massive Erhöhung der Geldmenge aufzuhalten, sind dafür gute Beispiele.
Elfriede Sixt
13. Bitcoin 2.0
Zusammenfassung
Talent hits a target others cannot hit, Genius hits a target others cannot see (Arthur Schopenhauer).
Bereits 2013 begannen sich neue Kryptowährungsunternehmen zu formieren, die sich von der Wild‐West‐Mentalität der Mt. Gox und der Silk Road abgrenzen wollten. Die entstehenden Kryptowährungsdienstleister – großteils finanziert von US Venture Capital-Gebern – unterwerfen sich teils freiwillig den Know Your Customer (KYC) Bestimmungen der Finanzaufsichtsbehören. Gleichzeitig entstanden Kryptowährungsstartups, deren Gründer die Meinung vertraten, dass eine Kooperation mit den Finanzinstituten bzw. den Fiatwährungen statt Konfrontation wirtschaftlich sinnvoller wäre und damit begannen, neue Kryptotransaktionssysteme mit dieser Zielrichtung zu entwickeln (beispielsweise Ripple Lab vgl. auch Abschn. 14.2.).
Zeitgleich – auch hier spielten die Interessen der investierten Venture-Capital-Geber eine wichtige Rolle – begannen Startups intensiv am Einsatz des Bitcoin‐Transaktionssystems für alternative Zwecke zu arbeiten.
Dabei wird unterschieden in:
  • Funktionen, welche mittels den ohnehin im Bitcoin‐Protokoll vorgesehenen Scripten realisiert werden können, jedoch teilweise noch zur Anwendungsreife gebracht werden müssen (z. B. MultiSig-Transaktionen und Treuhandtransaktionen).
  • Anwendungen (Overlays), die auf dem Bitcoin‐Transaktionssystem aufsetzen.
Elfriede Sixt
14. Bitcoin und die Finanzindustrie
Zusammenfassung
Banks, as they exist now, are obsolete and will not exist as we know them in 10 years. Period. Without a doubt. We’ve seen this movie before. Is anyone using Delphi? CompuServe? AOL? What did they have in common? They tried to retrofit the Internet’s HTTP technology into their systems. They tried to force everyone into their closed loopholes. It worked, temporarily. You had a jump in revenues and profit, and then everybody found out you can deal directly with the source. You don’t need them They’re gone. The banking system is trying to do the same thing (Reggie Middleton, CEO of Veritaseum, designing P2P Smart Contracts through blockchain tech & inventor of UltraCoin).
Wie schon oft in diesem Buch aufgezeigt, nutzt die Finanzwirtschaft schon jahrzehntelang Softwaresysteme wie das SWIFT-System, hat es aber bis dato geschafft, sich von der Digitalisierung des Internets abzugrenzen.
Elfriede Sixt
15. Sonstige mögliche Anwendungsbereiche für dezentrale Transaktionssysteme
Zusammenfassung
Im Dezember 2015 identifizierte Sir Mark Walport, wissenschaftlicher Berater der Regierung des Vereinigten Königreichs, in seinem Bericht Distributed Ledger Technologie über die Blockchain hinaus massive Vorteile einer Nutzung dezentraler Transaktionssysteme in verschiedenen Geschäftsbereichen der britischen Regierung. Mark Walport sieht vor allem das Potential, die Beziehung zwischen Regierung und Bürger neu zu definieren, wenn es um den Austausch von Daten, um Transparenz und um Aufbau von Vertrauen geht. Ebenso können Betrug, Korruption und Administrationskosten eingedämmt werden.
Im Bericht werden u.a. folgende Anwendungsfälle für Blockchain‐Technologien besprochen:
  • Schutz kritischer Infrastruktur gegen Cyberattacken (Walport verweist hier auch auf die notwendige Unmanipulierbarkeit der Daten einer Internet‐of‐Things-Wirtschaft).
  • Effizientere Verteilung von Sozialhilfe oder Entwicklungshilfezahlungen an Unbanked People.
  • Reduzierung von Umsatzsteuer‐Ausfällen: Jährlich haben die europäischen Staaten Umsatzsteuerausfälle zwischen 150 und 200 Mrd. Euro. Mittels entsprechender Smart Contracts könnten bei Blockchain‐Transaktionen automatisch die Steuer an die Behörden abgeführt werden.
  • Erfassung von Personenidentitäten und der Bodenrechte in einer nicht korrumpierbaren Blockchain.
Zusammengefasst empfiehlt der Bericht der britischen Regierung, das Thema schnellstmöglich zu adressieren, die Erforschung dezentraler Datenbanken massiv zu fördern und nicht zuletzt ein regulatorisches Rahmenwerk für dezentrale Transaktionssysteme zu entwickeln.
Elfriede Sixt
16. Ethereum
Zusammenfassung
Die Möglichkeit der Programmierbarkeit des Bitcoins ist fast ein nachträglicher Einfall, auch wenn Sidechain‐Vorschläge diese Programmierbarkeit ein wenig leichter machen wollen und es bereits Altcoins mit verschiedenen spezifischen Anwendungen gibt. Im Gegensatz dazu wurde das Kryptowährungstechnologieprojekt Ethereum von Vitalik Buterin, seinem Erfinder, von Tag 1 als Software‐Entwicklungsplattform für dezentrale Applikationen konzipiert, und ihre Blockchain wurde speziell entwickelt, um die Ausführung dieser dezentralen Apps (auch Dapps genannt) zu unterstützen.
Vitalik Buterin, 1994 in Russland geboren, war vor der Gründung von Ethereum auch involviert in die Entwicklungsprojekte Colored Coins und Mastercoins. Er gewann 2014 den „World Technology Award“ und ein Stipendium des Risikokapitalgebers Peter Thiel. In dem Diskussionspapier zu Ethereum skizzierte Buterin vor allem die Grenzen einer Programmierbarkeit der Bitcoin‐Blockchain und schlug die Erstellung einer neuen komplett programmierbaren Blockchain mit einer turing‐vollständigen Programmiersprache vor. Anders als andere Blockchain‐Projekte soll die Ethereum Software nicht nur für einen Zweck nutzbar sein – sondern soll die Basis für die Erarbeitung aller möglichen Arten von Lösungen sein und dabei die Umsetzung intelligenter Verträge (Smart Contracts) ebenso erfassen als auch die Ethereum‐spezifische Idee von dezentralen autonomen Organisationen (DAOs).
Elfriede Sixt
Backmatter
Metadaten
Titel
Bitcoins und andere dezentrale Transaktionssysteme
verfasst von
Elfriede Sixt
Copyright-Jahr
2017
Electronic ISBN
978-3-658-02844-2
Print ISBN
978-3-658-02843-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-02844-2