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02.09.2021 | Boden | Schwerpunkt | Online-Artikel

Tiefere Bewässerung rettet Bäume bei Trockenstress

verfasst von: Frank Urbansky

3 Min. Lesedauer

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Die heimischen Bäume leiden verstärkt unter Trockenstress. Oftmals liegt das an einer nur oberflächlichen Bewässerung, die die Wurzeln nicht in die Tiefe wachsen lässt. Nun gibt es dafür eine Lösung.

Der Klimawandel bringt, wie aktuell, meist nicht zu viel, sondern in den meisten Regionen Deutschlands zu wenig Wasser, so wie in den Jahren 2018 bis 2020. "Die Ursache liegt darin, dass in der ferneren Zukunft zunehmend auch die gut wasserversorgten Standorte Trockenstress erfahren und sich in ihrer Wasserverfügbarkeit den trockeneren Standorten annähern", benennen die Springer-Autoren Heike Puhlmann, Axel Albrecht und Thilo Wolf in ihrem Zeitschriftenbeitrag Klimaänderungen: Auswirkungen auf den Wasserhaushalt von Wäldern auf Seite 35 eine Auswirkung.

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Das wiederum wirkt sich auf das Wachstumsverhalten von Bäumen aus. Denn deren Wurzeln suchen nach feuchten Bodenbereichen und werden von diesen regelrecht angelockt. Deswegen verharrt das Wurzelwachstum vieler Bäume, die heute nur noch wenig Wasser an der Oberfläche finden, auch kurz unter dem Boden – mit verheerenden Folgen für das Gesamtwachstum des Baumes und seine Standfestigkeit.

Mit Splitt und Amazonas-Boden

Biomechaniker des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) haben nun ein leicht anzuwendendes Verfahren entwickelt, mit dem die Baumwurzeln in tiefere, feuchtere Bodenschichten gelockt werden. Der sogenannte Splittzylinder soll genau das ermöglichen. Er besteht aus einer Mischung aus grobem Splitt und Terra preta, einem ursprünglich aus dem Amazonasgebiet kommenden, fruchtbaren schwarzen Boden.

Die Idee, Terra preta als Dünger zu verwenden, stammt von Siegfried Fink, Professor für Forstbotanik an der Universität Freiburg, der zum Amazonas forschte. Die Mischung soll möglichst tief in die Erde eingebracht werden. Das kann durch das Bohren eines 20 bis 30 Zentimeter breiten Lochs geschehen.

"Wir gehen davon aus, dass die Wurzeln der Bäume von der gut durchlüfteten, durch Verkehrsschwingungen kaum verdichtbaren und mit Terra preta angereicherten Splittsäule angelockt wird. Und dann durchwurzeln sie zunehmend", so Claus Mattheck von der Abteilung Biomechanik am Institut für Angewandte Materialwissenschaften des KIT. Experimente mit Maispflanzen stützen diese Hypothese. Untersuchungen an Bäumen liefen an mehreren Standorten.

In der Tiefe ist immer mehr Wasser

"Wenn im unteren Ende des Splittzylinders die Wurzeldichte zu hoch wird, ist zu erwarten, dass die Wurzeln sich in dieser tiefen und feuchteren Bodenschicht auch außerhalb des vorgegebenen Zylinders breitmachen. Eine dauerhafte Bewässerung ist dann nicht mehr notwendig", beschreibt Mattheck die zu erwartende Biodynamik des Baumes. In der größeren Tiefe fänden die Wurzeln auch bei Dürre mehr Wasser.

Allerdings: Die Durchwurzelung der Splittzylinder brauche etwas Zeit – und damit der Baumfreund Geduld. Lehmböden seien zudem ungeeignet für diese Methode, weil sie bei Starkregen voll Wasser laufen und die Wurzeln ersticken würden. Und: Auch andere Faktoren wie dichte Baumkronen können zu trockeneren Böden führen. Die Notwendigkeit einer individuellen Einschätzung beschreibt auch Springer-Autor Maximilian Kollmer in seinem Zeitschriftenbeitrag Stützung des Wasserhaushaltes in der Landwirtschaft durch Agroforst auf Seite 34: "Ob jedoch bei Trockenstress die Beschattung durch die Bäume oder die Wasserkonkurrenz durch die Baumwurzeln stärker gewichtet ist, hängt von vielen Faktoren ab und kann letztlich nur je nach den vorliegenden Standorteigenschaften beantwortet werden."

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