Skip to main content

09.07.2012 | Bodenschutz | Schwerpunkt | Online-Artikel

2. Etappe: Schutz des Bergwaldes, Renaturierungsmaßnahmen und eine erfolgreiche Grünbrücke

verfasst von: Günter Knackfuß

4 Min. Lesedauer

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
print
DRUCKEN
insite
SUCHEN
loading …

Die zweite Etappe der "SuperAlp 2012" zur Alpenökologie thematisierte den Schutz des Bergwaldes insbesondere bezogen auf den Kärntner Naturpark Dobratsch mit seiner vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt und den erforderlichen wasserbaulichen Maßnahmen.

Tag 2 der „SuperAlp 2012“ war dem Thema Wald gewidmet. Ein spezielles Protokoll zum Schutz des Bergwaldes haben die Alpen-Staaten im Februar 1996 vereinbart. Dieses geht davon aus, dass der Bergwald jene Vegetationsform ist, welche - oft weit über die Berggebiete hinausreichend - den wirksamsten, wirtschaftlichsten und landschaftsgerechtesten Schutz gegen Naturgefahren, insbesondere Erosionen, Hochwasser, Lawinen, Muren und Steinschlag, leisten kann. Zugleich ist die Bergwelt für den regionalen Klimaausgleich, für die Reinigung der Luft sowie für den Wasserhaushalt unentbehrlich. Vorgesehen sind dafür zahlreiche Maßnahmen in der internationalen Zusammenarbeit, in Forschung und Bildung.

Als Fortbewegungsmittel wurde dieses Mal das Fahrrad gewählt. Wieder und wieder gibt der Wald die Sicht auf die westlichen Julier und den Dobratsch im Norden frei. Eingebettet in das Seenland Kärntens liegt der Dobratsch, Kärntens erster Naturpark. Die Schütt am Südhang des 2.166 m hohen Bergstocks ist das größte Bergsturzgebiet der Ostalpen und wird als Schmelztiegel der Natur bezeichnet. Ein trockenwarmes Klima und die weitgehende Unberührtheit begünstigen hier die artenreiche Fauna und Flora. Zu entdecken ist eine faszinierende Tier- und Pflanzenwelt, entwickelt durch das spezielle südliche Klima.

Der Triester und der Deutsche Skorpion sind für diesen Lebensraum ebenso typisch wie 125 Vogelarten, Fledermäuse, 900 verschiedene Schmetterlinge und fast so viele außergewöhnliche Pflanzentypen.

Im Jahr 1348 ging vom Dobratsch zum wiederholten Mal in der Geschichte dieses Kärntner Berges ein gewaltiger Felssturz herab. Alles Leben, so wollte es scheinen, war mit einem Mal unter Massen von Geröll verschwunden... Doch bald zeigte die Natur, wie sie mit Ereignissen dieser Art umzugehen vermag. Zu Recht gilt die Schütt, das Bergsturzgebiet, heute als einer der großen „hot spots“ der Biodiversität in Mitteleuropa und wurde aus diesem Grund auch Gegenstand eines LIFE-Projekts.

Bereits im Jahre 1942 wurde der Südabhang des Dobratsch auf einer Fläche von 1900 Hektar unter Naturschutz gestellt. Große Bereiche der Schütt blieben jedoch ausgespart, da das Schutzgebiet vor allem die imposanten Steilwände umfasste. Erst anlässlich des 1. Europäischen Naturschutzjahres 1970 entstanden die Landschaftsschutzgebiete „Schütt-West“ und „Schütt-Ost“.

Wasserbauliche Maßnahmen

Der geologische Aufbau des Dobratsch ist von Kalksteinen und Dolomiten geprägt. Besonders im Bergsturzgebiet sind die in den Mulden und Senken ausgebildeten Wasserstellen aufgrund der hohen Durchlässigkeit des Gesteins und der geringen Stauwirkung der Sedimente von ständiger Austrocknung bedroht. Auch die wasserwirtschaftliche Nutzung der Gail führt dazu, dass von deren Wasserstand beeinflusste Gewässerbiotope keinen gesicherten Lebensraum zum Beispiel für Amphibien bieten. Flussabwärts ist das Mutterbett nur während der Hochwassersituation in bestimmten Abschnitten wassergefüllt. Während der übrigen Zeit sind im Flussbett zahlreiche Tümpel und schmale Fließstrecken ausgebildet, die zum Teil regelmäßig austrocknen. Zur Verbesserung der Lebensbedingungen speziell für Amphibien, wie zum Beispiel Erdkröte, Gelbbauchunke und Laubfrosch sowie Libellen und andere wassergebundene Arten wurden daher mehrere kleine Wasserflächen (Tümpel) geschaffen. Darunter die Anlage eines rund 1.000 Quadratmeter großen Teiches auf der Straußwiese, eine aus 6 Tümpeln bestehenden Kette im Ausmaß von rund 75 Quadratmetern auf der Gladiolenwiese sowie die Renaturierung eines Gail-Altarmes in der Anitzen im Ausmaß von rund 150 Quadratmetern.

Ebenfalls im Rahmen des Natura 2000-Programmes geschaffen wurde die 93 m breite Grünbrücke Schütt-Graschelitzen. Früher stellte die A2 Südautobahn zum Teil ein unüberwindliches Hindernis im Bereich des Steinernen Meeres dar und führte zu einer permanenten Gefährdung einer Vielzahl von Tieren. Inzwischen ist das Gebiet ein wichtiger Wanderkorridor für die aus Kroatien über Slowenien nach Österreich einwandernden Braunbären und für den Luchs. Zusätzlich verbessert diese Grünbrücke deutlich die Wandermöglichkeiten für solche Wildtiere wie Rotwild, Reh, Kleinsäuger und andere. Der Biologe Bernhard Gutlep berichtet von seinen Anstrengungen, gegen die gewohnten Absichten der Autobahnbauer zu wirken, die diesen „Bärentunnel“ zu verhindern suchten. Inzwischen aber findet selbst dort der nachhaltige Zweck dieses Projektes seine Anerkennung.

Mit dem Artenschutzrecht in der vorhabenbezogenen Fachplanung befasst sich der gleichnamige Beitrag und betrachtet dabei auch die Funktionssicherungsklausel des §63 BNatSchG und das allgemeine und besondere Artenschutzrecht.

Nach Erkundung des Dobratsch geht es wieder bergab nach Arnoldstein. Von dort geht die weitere Route per Bahn über Villach nach Dellach im Drautal in den Gailtaler Alpen. Das bis 2.710 m hoch gelegeneDellach ist ein anerkannter Luftkurort,  dem eine bedeutende Rolle im Fremdenverkehr zukommt.

Das nächste Etappenziel ist Oberdrautal.

1. Etappe: Süßwasserfeuchtgebiet Zelenci und Wurzenpass
3. Etappe: Das LIFE Projekt „Lebensader Obere Drau“
4. Etappe: Braunbären in den Alpen und umweltverträglicher Tourismus
5. Etappe: Berglandwirtschaft und Feuchtgebiete in den Rätischen Alpen
6. Etappe: Wölfe in den Alpen
7. Etappe: Nachhaltige ländliche Entwicklung

print
DRUCKEN

Weiterführende Themen

Die Hintergründe zu diesem Inhalt