Bereits im Juni haben die Genossenschaftsbanken ihre Anteile an der Schufa ausgebaut. Ihnen folgten nun auch die Sparkassen - allerdings mit einer deutlich kleineren Aufstockung. Beide Finanzverbünde halten damit zusammen mehr als 50 Prozent der Anteile an dem Wiesbadener Datendienstleister.
Für deutsche Banken haben die Informationen der Schufa einen besonders hohen Stellenwert.
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"Das Erwerbsverfahren zur Schufa-Beteiligungsstruktur ist in eine entscheidende Phase getreten", teilte Ende Juni die genossenschaftliche Finanzgruppe mit. Die VR-Banken hatten mit ihren Bestandsaktionären durch die Ausübung von Vorerwerbsrechten ihre Anteile an dem Datendienstleister von 20,5 Prozent auf aktuell 27,2 Prozent ausgebaut. Wie verschiedene Medien, darunter die Zeitung "Handelsblatt", berichten, haben nun auch die Sparkassen ihren Anteil an der Wirtschaftsauskunftei mit Sitz in Wiesbaden um knapp ein Prozent aufgestockt. Sie halten nun 27,3 Prozent an dem Unternehmen.
Finanzinvestor EQT strebte Mehrheit an
Mit dieser Mehrheit verhindern die beiden Finanzverbünde, dass der schwedische Finanzinvestor EQT die Kontrolle der Schufa übernimmt. EQT hatte im Herbst 2021 angekündigt, von der französischen Societe Generale zehn Prozent an dem Wiesbadener Dienstleister übernehmen zu wollen. Die Gesellschaft strebte durch diesen und den Kauf weiterer Anteile ursprünglich eine vollständige Übernahme an. Sparkassen und Genossenschaftsbanken, die jeweils ein Vorkaufsrecht für zum Verkauf stehende Anteile haben, stemmten sich jedoch gegen dieses Vorhaben.
Denn die Schufa stellt Unternehmen, allen voran den Banken, Daten zur Bönität von Kunden und Geschäftspartnern zur Verfügung. Das hat besonders für die Sparkassen (rund 36 Millionen Girokonten) und die VR-Banken (rund 27 Millionen Girokonten) eine enorme Bedeutung. An der Schufa sind außerdem weitere Kredit- und Privatbanken beteiligt, darunter die Deutsche Bank, die Commerzbank und die Teambank, sowie verschiedene Handelsgesellschaften.
Laut Schufa-Angaben speichert das Unternehmen derzeit mehr als 1,1 Milliarden Informationen zu rund 68 Millionen Menschen und etwa 6,25 Millionen Firmen. Die Auskunftei steigert mit ihren rund 900 Mitarbeitern die Umsätz seit Jahren stetig. 2021 schloss sie das Geschäftsjahr nach eigenen Angaben mit 248,87 Millionen Euro.
Schufa hat strategische Bedeutung für Banken
"Für die genossenschaftliche Finanzgruppe ist die Beteiligung an der Schufa von großer strategischer Bedeutung", erklärte Daniel Quinten, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), im Juni. "Mit der Aufstockung der Anteile setzen wir ein deutliches Zeichen für den Wirtschaftsstandort Deutschland". Die Auskunftei genieße "bei Banken, Handel und Verbrauchern hierzulande eine hohe Akzeptanz und Vertrauen".
Der schwedische Investor wollte im Wiesbadener Unternehmen "ungenutztes Innovations- und Wachstumspotenzial aktivieren und mit zusätzlichem Kapital und Know-how beschleunigen", äußerte sich EQT-Partner Matthias Wittkowski gegenüber der "Börsen-Zeitung" im Januar 2022. Allerdings wolle man sich auch "als bedeutender Minderheitsaktionär engagieren", hieß es seinerzeit.