2021 | OriginalPaper | Buchkapitel
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Für dieses Kapitel drehen wir den Blickwinkel: War im letzten Kapitel der Fokus darauf gerichtet, wer durch KI möglicherweise um seinen Job fürchten muss, wollen wir uns jetzt mit den positiven Seiten von „RedakBots“ beschäftigen. Immer wieder taucht nämlich im Zusammenhang mit der Diskussion um KI im Journalismus ein zentrales Hauptargument der Befürworter auf: Künstliche Intelligenz verschaffe durch Übernahme von Routineaufgaben mehr Zeit für anspruchsvolle journalistische Arbeit. So schreibt beispielsweise Vijayanta Gupta, Senior Director Experience Cloud bei Adobe, dass das Aufkommen von KI eine gute Nachricht für kreative Journalisten sei: „Durch Automatisierung der Routineelemente gewinnen [Journalisten] Zeit, um an originellen Konzepten zu arbeiten. Richtig eingesetzt bietet KI wertvolle Unterstützung und ist weit davon entfernt, kreative Arbeit zu ersetzen oder zu standardisieren. Für Kreativ-Profis bedeutet das vor allem eines: mehr Freiraum für die Ideenfindung. Sie können sich wieder darauf konzentrieren, was ihnen wirklich wichtig ist – ihre Zielgruppen mit kreativen Ideen auf emotionaler Ebene zu begeistern!“ [1] Ähnlich sieht es Marcus Fetzer von Gruner+Jahr, der an der Universität Leipzig seine Masterarbeit zum Thema KI in der Unternehmenskommunikation geschrieben hat. Er betont, dass es für Kommunikatoren entscheidend sei, ihre kreativen und empathischen Fähigkeiten einzusetzen, die vor allem bei strategischen Aufgaben zum Tragen kämen [2]. „KI stößt vor allem bei Aufgabenfeldern an Grenzen, in denen persönliche Begegnungen und der interpersonale Austausch gefragt sind“ [3], sagt er. Auch KI-Experte Reinhard Karger geht bei seiner Argumentation in diese Richtung und nannte Bedrohungsszenarien in der Berichterstattung über redaktonelle Bots bloße „Untergangsschlagzeilen“ [4]. Journalisten einfach ersetzen könnten Computer nicht – noch nicht, sehr wahrscheinlich nie. Künstliche Intelligenz könne keine Ideen haben, nicht einordnen, nicht zu einer Erkenntnis kommen, sagte er im Juni 2019 im Münchner Presseclub des bayerischen Journalisten-Verbandes (BJV). „Aber sie ist vielleicht das, was uns zu einer Erkenntnis bringt.“ [5]
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