Bis 2030 werden weltweit KI-Ethikrichtlinien, Echtzeitdaten und kontinuierliche Buchführung in vielen Finanzabteilungen Standard sein, prognostiziert eine aktuelle Studie. Das befreit Buchhalter von Routinen und verlagert ihre Aufgaben.
Die rasche Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) transportiert das betriebliche Rechnungswesen in ein neues Zeitalter, in dem nicht nur die Prozesse, sondern auch die traditionelle Rolle des Buchhalters neu definiert werden. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "Rechnungswesen 2030", für die weltweit vom IT-Dienstleister Sage 2.250 Finanzentscheider aus kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) befragt wurden.
Rolle des Buchhalters wird strategischer
"Die Funktion des Buchhalters wird in Zukunft proaktiver, strategischer und stärker in die Entscheidungsfindung eingebunden sein als je zuvor", beschreibt Aaron Harris, Chief Technology Officer bei Sage, im Studienvorwort die künftige Rolle. KI wird der Erhebung zufolge nicht nur die Effizienz im Rechnungswesen steigern, sondern den Unternehmen tiefere Einblicke in ihre Geschäftsdaten ermöglichen. Diese liefern die Basis für fundiertere Entscheidungen und sorgen für Wettbewerbsvorteile.
Die Teilnehmenden gehen davon aus, dass sich bis 2030 große Teile der Wirtschaft an ethischen Richtlinien für den Umgang mit dieser Technologie orientieren. In dem sie Mitarbeiter in diesen Transformationsprozess einbeziehen, verringern sie deren Bedenken und fördern gleichzeitig die Akzeptanz intelligenter Werkzeuge in Bezug auf Aufgaben wie Dateneingabe, Anomalieerkennung und Finanzberichterstattung. Allerdings hängen die Erwartungen, die an solche Tools gestellt werden, von der jeweiligen Region ab. In den USA beispielsweise liegt der Schwerpunkt auf der Verbesserung analytischer Aufgaben, während in Deutschland die Genauigkeit und Zuverlässigkeit im Vordergrund stehen.
Fünf zentrale Studienprognosen
- Ethische Nutzung von KI: Bis 2030 werden mehr als 80 Prozent der Unternehmen umfassende Ethikrichtlinien für den Einsatz Künstlicher Intelligenz einführen. Dabei geht es vor allem um Standards in Bezug auf Voreingenommenheit, Datenschutz und Transparenz. Regelmäßige Ethik-Audits und Schulungen für Anwender werden zu einem festen Bestandteil der Praxis im Rechnungswesen.
- Anomalieerkennung: Mehr als 90 Prozent der Unternehmen werden KI-Tools zur Überwachung und Erkennung von Anomalien einsetzen. 67 Prozent der Befragten erwarten, dass KI die Effizienz dieser Aufgabe um mindestens 21 Prozent steigern kann. So lassen sich unter anderem Fehler und Betrugsfälle im Finanzbereich um mehr als 95 Prozent reduzieren. "Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, die zu diesem Zweck KI-Tools einsetzen, können davon ausgehen, dass sie die Sicherheit erhöhen und gleichzeitig die mit dem Riskomanagement verbundenen Betriebskosten senken können", heißt es in dem Bericht.
- Kontinuierliche Buchhaltung: Bis 2030 werden 75 Prozent der Unternehmen von traditionellen, monatlichen Abschlüssen zu kontinuierlicher Buchhaltung übergehen. KI wird Echtzeiteinblicke in die Finanzen ermöglichen, die Effizienz des Monatsabschlusses erheblich steigern und so schnellere, fundiertere Entscheidungen ermöglichen.
- Echtzeitdaten für Entscheidungen: Über 70 Prozent der Unternehmen werden dabei Echtzeitdaten in ihre Entscheidungsprozesse integrieren. So lassen sich Marktveränderungen antizipieren und Chancen schneller realisieren.
- Weniger Routineaufgaben, mehr strategische Beratung: Für Buchhalter verringert sich die Zeit, die sich für Routineaufgaben aufbringen müssen, um die Hälfte (50 Prozent). Sie können so häufiger in strategische Analysen und Entscheidungen eingebunden werden. Das stärkt ihren Einfluss auf die Geschäftsstrategie.
Fazit: Die Untersuchung belegt, dass KI in der Buchhaltung und im Mittelstand insgesamt zu tiefgreifenden Veränderungen führt, indem sie große Mengen komplexer Daten verarbeitet und damit die betriebliche Effizienz, die finanzielle Genauigkeit und die strategische Entscheidungsfindung optimiert. Und Buchhaltern bietet sie strategische Spielräume.