Ein Konsortium um den Lehrstuhl Informatik im Bauwesen der Ruhr-Universität Bochum (RUB) erarbeitet eine Forschungsagenda, deren Ziel es ist, Bauwerke schneller und günstiger zu realisieren.
Bezugnehmend auf mehrere Studien, listen die Autoren des Kapitels "Integrale Planung BIM – Umsetzungserfahrungen im Projekt "Viega World" im Springer-Fachbuch "Gebäudetechnik als Strukturgeber für Bau- und Betriebsprozesse" sechs Megatrends für das Bauwesen auf. Dazu zählen unter anderem die zunehmende Industrialisierung, der Aufstieg einer neuen Generation von 5D Building Information Modeling-Werkzeugen und der zunehmende Einsatz von Methoden künstlicher Intelligenz und maschinellen Lernens.
Diese Trends werden nun auch vom Konsortium "KI meets BIM" aufgegriffen, das sich um den Lehrstuhl Informatik im Bauwesen der Ruhr-Universität Bochum (RUB) unter Leitung von Prof. Dr. Markus König gebildet hat. Das Team entwirft nach der ersten erfolgreich absolvierten Phase im vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie ausgerufenen Wettbewerb "Künstliche Intelligenz als Treiber für volkswirtschaftlich relevante Ökosysteme" eine Forschungsagenda, deren Bearbeitung im Erfolgsfall ab Ende 2019 für drei Jahre gefördert wird. "Planning Cloud" und "SDaC – Smart Design and Construction" sind zwei weitere Konsortien aus der Bauwirtschaft, die sich im Rahmen des Wettbewerbs um eine weitere Förderung bewerben.
Konzentration auf vier Aspekte im Bauprozess
Auf der Forschungsagenda des Konsortiums "KI meets BIM" werden vor allem vier Aspekte des Bauprozesses in den Mittelpunkt gestellt: die Entwurfsphase, die Ablaufplanung, die Steuerung der Abläufe auf der Baustelle und die Bauwerksnutzung.
So sollen in der Entwurfsphase beispielsweise Muster, Regeln und Optimierungen aus vorhandenen Projekten verwendet werden, um Architekturentwürfe automatisch zu erstellen. Die Ablaufplanung soll mithilfe künstlicher Intelligenz effizienter und somit auch kürzer und günstiger organisiert werden. Hierzu will man sich Daten von Baumaschinen, Lieferprozessen, Störungen oder auch Wetterbindungen aus wiederum bereits vorhandenen Projekten zunutze machen. Die Steuerung der Baustellenabläufe soll so weit wie möglich automatisiert werden. Dazu kommen bilderzeugende Verfahren oder Laserscanner zum Einsatz, die Abweichungen vom Soll erkennen, Baumängel detektieren und bewerten. Ebenso spiele hier die autonome Steuerung der Maschinen in Interaktion mit Arbeitern auf der Baustelle eine Rolle, wie Markus König erklärt. In der Nutzungsphase sollen dann künstliche Intelligenzen Erfahrungen zur Wartung und Instandhaltung von Gebäuden verarbeiten – hierbei werden die während der Nutzung anfallenden Daten genutzt und sinnvoll miteinander in Bezug gesetzt.
Ein Großteil der heutigen meist standardisierten und immer wieder gleich ablaufenden Tätigkeiten und Wertschöpfungen von Projektentwicklern in der Vorbereitung und Planung von Projekten könne im Zuge der Digitalisierung in großem Umfang und möglicherweise komplett digitalisiert und automatisiert werden und dabei bessere Ergebnisse als aktuell hervorbringen, schreiben auch die Autoren des Kapitels "Digitalisierung der Projektentwicklung im Bau- und Immobiliensektor" im Springer-Fachbuch "Bits and Bricks: Digitalisierung von Geschäftsmodellen in der Immobilienbranche". Und sie werden nicht nur bessere Ergebnisse hervorbringen, sondern durch den Einsatz künstlicher Intelligenz und selbstlernender Systeme auch Vorbild zukünftiger Projekte werden. Dabei sollte jedoch eine Frage nicht außer Acht gelassen werden: Die nach der Vielfalt.