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16.08.2016 | Car-to-X | Schwerpunkt | Online-Artikel

Vernetzte Fahrzeugtechnik als Wettbewerbsfaktor

verfasst von: Stefan Schlott

3:30 Min. Lesedauer

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Der Wettbewerb um eine vernetzte individuelle Mobilität nimmt Fahrt auf. Doch mehr als ein Drittel der Fahrzeugkäufer ist sich der Funktionalitäten noch nicht einmal bewusst.

Acht von zehn neuen Autos werden bis zum Jahr 2020 über vernetzte Technologien verfügen. Doch die Mehrheit der Verbraucher weiß aber mit den Vorteilen vernetzter Fahrzeuge noch nichts anzufangen. 39 Prozent der Autobesitzer sind sich nicht einmal bewusst, dass vernetzte Funktionen in ihren Fahrzeugen vorhanden sind. Das belegt eine aktuelle Studie der Beratungsunternehmen BearingPoint Institute und TNS unter mehr als 3700 Befragten in Europa. Immerhin: Fast 60 Prozent der Teilnehmer gaben an, dass die Verfügbarkeit vernetzter Technologien ihre Kaufentscheidung beeinflusst hätten. Für knapp ein Drittel waren sie sogar ein ausschlaggebender Beweggrund für den Kauf.

Die Studie zeigt, dass vernetzte Technologien zunehmend interessanter werden, insbesondere Navigations- und Fahrerassistenzfunktionen sowie In-Car-Entertainment. Doch nach Ansicht der Studienautoren müssen die Automobilhersteller schnell handeln, wenn sie nicht von den großen Tech-Unternehmen überholt werden wollen. Smartphones integrieren bereits Unterhaltungs- und Navigationsfunktionen mit bestehenden On-Board-Systemen, wie Apples CarPlay und die von Google unterstützte Open Automotive Alliance. Um konkurrenzfähig zu bleiben, müssten die Hersteller daher Möglichkeiten finden, mit Technologieunternehmen zu kooperieren oder in sie zu investieren.

Beginn einer neuen Ära in der Automobilindustrie

Den Kauf der Nokia/Microsoft Here-Karten- und Navigationsplattform durch Audi, BMW und Daimler nennt das Papier in diesem Zusammenhang als positives Beispiel. "Vernetzte Fahrzeuge sind der Beginn einer neuen Ära in der Automobilindustrie. Die Hersteller müssen sich weg von einer primären B2B-Ausrichtung, hin zu einem B2C-Geschäftsmodell bewegen. Dadurch haben sie die Möglichkeit und die Chance, direkte Beziehungen zu ihren Kunden aufzubauen. Auch der Verkauf von physischen Produkten wird vom Vertrieb digitaler Dienstleistungen abgelöst oder zumindest wesentlich ergänzt", gibt Matthias Loebich, globaler Leiter Automotive bei BearingPoint, zu bedenken.

Auch jenseits der eigentlichen Fahrzeugfunktionen stecken in der Vernetzung Chancen für die Branche. Darauf weist Anders Parment im Kapitel "Gesellschaftliche Trends und Implikationen für die Automobilindustrie" seines Fachbuchs "Die Zukunft des Autohandels" hin: "Big Data wird die Vernetzung des Autos mit Dritten ermöglichen und viele Daten liefern. Die Hersteller können umfassende Fahrzeug- und Kundendaten aus zahlreichen Quellen systematisch sammeln, auswerten und weiterverarbeiten." So entstünden detaillierte Kunden- und Produktprofile, mit denen die Autobauer ihre Kunden, deren Wünsche und die Fahrzeugnutzung besser einschätzen lernen. Darüber hinaus werde die kombinierte Auswertung von Werkstatt- und Fahrzeugdaten in Zukunft zu einer gezielteren Kundenbetreuung, besseren Werkstattauslastung und einer optimierten technischen Produktgestaltung führen. "Vernetzte Fahrzeuge ermöglichen den direkten Kontakt mit dem Fahrer und bringen damit nicht nur interaktive digitale Services, sondern auch personalisiertes Marketing in das Auto", so der Autor weiter.

Höchstmögliche Sicherheit als Grundvoraussetzung

Voraussetzung für die schöne vernetzte Datenwelt ist eine hohe Sicherheit beim Umgang mit den Daten. Mehr noch: Für Friedhelm Pickhard, Simon Burton, Martin Emele und Thomas Wollinger setzt die Vernetzung der Fahrzeuge eine neue Risikowahrnehmung voraus. Im Beitrag "Neues Denken für sicher vernetzte Fahrzeuge" für die ATZelektronik 7/2015 warnen die Autoren, dass das Potenzial der Vernetzung nur ausgeschöpft werden kann, wenn die Sicherheit der Fahrzeuge zweifellos gewährleistet bleibt: "Die Zielsetzung muss in intrinsischer Sicherheit liegen, trotz Öffnung der Fahrzeuge nach außen. Das setzt eine völlig neue Sicherheitsbetrachtung voraus."

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Die damit verbundene to-do-Liste ist lang: Entwickler müssen neue Risiken erkennen, analysieren und bewerten. Auf dieser Basis müssen sie konkrete Sicherheitsziele formulieren und in der Systemarchitektur und Programmierung umsetzen. Hacker, über angedockte Mobilgeräte eingeschleuste Viren oder unzureichend getestete Software von Drittanbietern dürfen die Sicherheit von Fahrzeug und Insassen zu keiner Zeit beeinträchtigen. Auch müsse das vernetzte Fahrzeug künftig zuverlässig zwischen Spam und relevanten Informationen unterscheiden. Es müsse ohne Zutun des Fahrers gewährleisten, dass bei Upgrades nur ausreichend getestete und autorisierte Software installiert wird. Und nicht zuletzt müsse die Abschirmung der sicherheitsrelevanten Systeme gegen Außeneinflüsse schon in der IT-Architektur angelegt sein. Wer daran denkt, welche Schwierigkeiten derlei Anforderungen schon bei stationären Rechensystemen bereiten, mag die Herkulesaufgabe verstehen, die vor Fahrzeugentwicklern liegt.

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