Auszug
Musik gehört zu den ältesten Heilmitteln in der Medizin. Schon in den Heilungsritualen der Naturvölker spielten die therapeutische Wirkung von durch Musik unterstütztem Tanz und Magie eine große Rolle. Im alten Testament wird berichtet, wie ca. 1000 v. Chr. David dem König Saul auf der Leier vorspielte, um dessen Depressionen zu beruhigen bzw. von bösen Geistern zu erlösen. Liebliches Flötenspiel wurde im antiken Griechenland zur Linderung starker Ischiasbeschwerden eingesetzt. Im 17. Jahrhundert empfahl Baglivi aktives Singen als besonders gute körperliche Übung zur Linderung von Gichtschmerzen. Im 18. und 19. Jahrhundert erschienen zahlreiche Untersuchungen über die „Heilwirkung der Musik”, in denen auch physiologische Erklärungsversuche unternommen wurden. So wurde Musik nicht nur bei Depressionen und Melancholien, sondern auch zur Geburtserleichterung, aber auch bei chirurgischen Eingriffen, Kopfschmerzen, Gicht, Ischias, Rücken und Gelenkbeschwerden, zur Linderung der Schmerzen bei Lues sowie bei Krebserkrankungen eingesetzt (Kümmel 1977). Nach dem 2. Weltkrieg nahm sowohl in den USA als auch in Europa das Interesse an der Musiktherapie explosionsartig zu. Zahlreiche musikmedizinische und -therapeutische Fachgesellschaften wurden gegründet und es entstanden spezielle Ausbildungsprogramme für Musiktherapeuten. Impulse erhielt die Musiktherapie vor allem aus der Wahrnehmungs und Musikpsychologie aber auch aus der Sonderpädagogik und der anthroposophischen Heilpädagogik.
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Müller-Busch, C. (2007). Aktive Musiktherapie bei chronischen Schmerzen — theoretische Konzepte und Untersuchungen zur Wirksamkeit. In: Bernatzky, G., Likar, R., Wendtner, F., Wenzel, G., Ausserwinkler, M., Sittl, R. (eds) Nichtmedikamentöse Schmerztherapie. Springer, Vienna. https://doi.org/10.1007/978-3-211-33548-2_16
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