Zusammenfassung
Die soziologische wie die linguistische Analyse von Gesprächsereignissen ist darauf gerichtet, aus der indexikalen, d.h. situativ-einzigartigen Erscheinungsweise sprachlicher und nicht-sprachlicher Interaktion durchlaufende Gleichförmigkeiten zu extrahieren und diese auf formale Strukturierungsprinzipien zurückzuführen. Derartige Gleichförmigkeiten betreffen, wenn Sprache als ein quasi-autonomes Zeichensystem betrachtet wird, in erster Linie grammatische oder semantische Strukturen. Die folgende Studie beschäftigt sich mit Gleichförmigkeiten anderer Art: Ihr Interesse ist soziologischer Natur und richtet sich auf Gleichförmigkeiten im kommunikativen Geschehen. Es geht dabei um Kommunikationsabläufe, deren Gleichförmigkeit daraus resultiert, daß die Handelnden selbst ein Routinewissen über die Form des kommunikativen Geschehens haben und sich in ihrem Tun an diesen Formvorgaben orientieren. Derartige Formen, die als “verfestigt” gelten können, weil sie wie ein kommunikatives Format über eine gewisse Zeitspanne hinweg das Handeln der Beteiligten in seinem Ablauf vorbestimmen, werden im folgenden in Anlehnung an den in der Ethnographie der Kommunikation üblichen Sprachgebrauch als “kommunikative Gattungen” oder “Genres” bezeichnet.1
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© 1993 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
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Ulmer, B., Bergmann, J. (1993). Medienrekonstruktionen als kommunikative Gattungen?. In: Holly, W., Püschel, U. (eds) Medienrezeption als Aneignung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-87281-4_6
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