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Virtuelle Probleme am Ende des 20. Jahrhunderts

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Wissenssoziologie sozialer Probleme

Zusammenfassung

In der Ordnung der Simulation ist wissenschaftlich nicht zu entscheiden, ob die Aussagen kollektiver Akteure über soziale Bedingungen zutreffend sind oder nicht. Die Soziologie wird hier — gezwungenermaßen — zu einem Beobachter zweiter Ordnung: Die Untersuchung der sozialen Sachverhalte, die Gegenstand objektivistischer Problemanalysen waren, wird ersetzt durch die Untersuchung von Aussagen über diese Sachverhalte. Im Rahmen der relativistischen Problemtheorie werden diese Aussagen in Form konsensualer Sachverhalte erhoben. ‘Konsensual’ sollen dabei Feststellungen über soziale Bedingungen heißen, die sich in Problemmustern ebenso finden, wie in Deutungen, die das jeweils thematisierte Phänomen nicht als soziales Problem definieren.

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References

  1. ‘Explizit’ nenne ich solche Gegendiskurse dann, wenn in ihren Dokumenten negierend auf andere Deutungen verwiesen wird.

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  2. Da inzwischen klar geworden sein sollte, daß sich beide Attribute nicht auf den ontologischen Status der Sachverhalte, sondern lediglich auf das Ausmaß des diskursiv erzeugten Konsens beziehen, werde ich im weiteren auf die Anführungszeichen verzichten.

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  3. Die folgende Darstellung basiert auf einer empirischen Problemrekonstruktion, über die bereits in zwei Aufsätzen (M. Schetsche 1997a und 1998) berichtet wurde. Ihre Ergebnisse wurden für dieses Buch jedoch entsprechend der in den vorangegangenen Kapiteln angestellten theoretischen Überlegungen reformuliert.

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  4. In einem Teil der Literatur wird das Phänomen auch als ‘UFO abduction experiences’ bezeichnet.

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  5. Während der Glaube an UFOs und Entführungen durch Außerirdische in der Bundesrepublik bislang kaum sozialwissenschaftlich untersucht worden ist (eine der wenigen Ausnahmen stellt die sozio-lin-guistische Analyse von G. L. Eberlein und A. Karger — 1997 — dar), gibt es im englischsprachigen Raum eine ganze Reihe sozialpsychologischer und soziologischer Studien zum Thema. Einen Überblick über sozialwissenschaftlich orientierte Beiträge zur UFO- und Entführungsforschung bis Anfang der neunziger Jahre gibt J. A. Saliba (1992). Er unterscheidet vier Forschungsansätze, denen gemeinsam ist, daß sie die klassische psychologisch-psychiatrische Sichtweise des UFO-Glaubens als Wahnsyndrom zurückweisen. Sie beschreiben statt dessen ein kollektives Phänomen, das es auf dem Hintergrund sozialer oder kultureller Faktoren zu verstehen gilt: (1) der UFO-Glaube als Kulturprodukt, (2) die Marginalisierung von UFO-’Gläubigen’, (3) folkloristische und spirituelle Traditionen des Deutungsmusters, sowie (4) die Organisationsstruktur der verschiedenen UFO-Gruppen und -Kulte. Der Autor selbst schlägt vor, UFO-Erfahrungen im Sinn eines (mehr oder weniger) normalen Glaubens- oder Wissenssystems zu interpretieren. Gefragt wird dabei phänomenologisch, wie Ideen von UFOs und Außerirdischen entstehen und wie sie sich in der Gesellschaft verbreiten können.

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  6. Der „UFO-Forscher“Johannes Fiebag hat 160 Berichte von Entführungen aus Deutschland, der Schweiz und Österreich gesammelt und publiziert (J. Fiebag 1994).

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  7. Das Buch „Entführt von Außerirdischen“, in dem die Entführungsberichte als glaubwürdig und tendenziell realitätsgerecht geschildert werden, stammt von dem in seiner Profession bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung hoch angesehenen Psychiater John E. Mack.

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  8. So in einem Film aus der Tatort-Reihe („Tod im All“— Das Erste, 2.1.1997), in der Serie „Der Bulle von Tölz“(Folge „Tod aus dem All“— SAT1, 7.2.1999) und in der Vorabendserie „Einsatz Hamburg Süd“(„Trau keinem!“— Das Erste, 9.2.1999). In allen drei Filmen finden sich weitgehend identische Fassungen des Entführungsmusters; charakteristisch ist, daß viele Beteiligte und die Presse an die Entführungen durch Außerirdische glauben, die ermittelnden Kriminalbeamten — als traditionellen Wirklichkeitsstandards verpflichtete ‘Berufsskeptiker’ — jedoch kritisch bleiben. Zur Illustration hier der Vorschautext des Ersten zur genannten Folge der Vorabendserie „Einsatz Hamburg Süd“: „Bei der Überprüfung eines Verkehrsunfalles an einem Kornfeld entdecken die beiden Kommissarinnen Carla und Sema auf dem angrenzenden Bauernhof merkwürdige Spuren. Der Bauer, dem der Hof gehört, ist verschwunden. Die Spuren, die sich im Haus finden, sind ungewöhnlich: kreisrunde Brandflecken und völlig vertrocknete Pflanzen. Die Presse greift den Fall mit Begeisterung auf und spricht von einer UFO-Entführung, wobei sie von Dr. Wickard, dem Sohn des Bauern, unterstützt wird. Auf der Suche nach dem Vermißten findet Carla heraus, daß auch dessen Knecht Kolja glaubt, vor vielen Jahren von Außerirdischen entführt worden zu sein. Je weiter die Kripo-Beamtinnen in ihren Ermittlungen vorankommen, desto verworrener und mysteriöser wird der Fall. Als der vermißte Bauer nach einigen Tagen nackt und verwirrt in einem Naturschutzgebiet wieder auftaucht, würde Wohmann die Akte gerne schließen, doch Sema und Carla lassen nicht locker.“(http://www.das-erste.de/einsatz/vorschau.asp“— Zugriff 15.2.1999).

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  9. Quelle: http://www.aurora.org/news/8.html-Zugriff 15.7.1997.

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  10. CNN Time Poll Juni 1997: http://cnn.com/US/9706/15/ufo.poll/ — Zugriff: 15.7.1997.

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  11. Die Problematik dieser und anderer Studien liegt nach Auffassung von Wunder insbesondere darin, daß vorab nicht geklärt wird, was die Befragten jeweils unter einem UFO verstehen.

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  12. Akteure wie die ‘UFO-Beobachtungsgruppen’, von denen später noch die Rede sein wird, unterscheiden vier Phänomene: (1) die Sichtung unbekannter Flugkörper am Himmel in größerer Entfernung, (2) die Beobachtung von ungewöhnlichen Objekten aus kurzer Entfernung oder mit physikalischen Spuren einer ‘Landung’, (3) die Kommunikation mit Außerirdischen — die viel zitierten „Begegnungen der dritten Art“— und (4) die Entführung von Menschen in extraterrestrische Raumschiffe.

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  13. Um sich nicht den Vorwurf des „ontological gerrymandering“gefallen lassen zu müssen, sollte meine Formulierung hier lauten: Es setzten sich wissenschaftliche Annahmen durch, nach denen Leben auf den anderen Planeten unseres Sonnensystems unmöglich erschien. Dieser Hinweis soll nochmals deutlich machen, daß meine Rekonstruktion der Problemkarriere — von wenigen, explizit hervorgehobenen Ausnahmen abgesehen — symbolische Prozesse fokussiert. Lediglich die sprachliche Vereinfachung mag gelegentlich Formulierungen hervorbringen, die anders verstanden werden können.

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  14. Dies sind Gruppen aus Wissenschaftlern und ‘Laien’, die aktiv ein Weltbild zu verbreiten versuchen, welches sich strikt an dem orientiert, was sie selbst jeweils zu ‘gesicherten’ (natur-)wissenschaftlichen Erkenntnissen erklären. Diese Gruppen bekämpfen alle öffentlichen Thematisierungen, die sich nicht mit diesem Weltbild vereinbaren lassen — neben UFO- und Entführungsdeutungen sind dies insbesondere die Astrologie und sogenannte paranormale Fähigkeiten (wie Hellsehen), aber auch unkonventionelle Heilverfahren wie Homöopathie oder Akupunktur. Die größten Organisationen dieser Art sind in den USA das „Comittee for the Scientific Investigation of Claims of Paranormal“(CSICOP), in Deutschland die „Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften“(GWUP).

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  15. http://www.cybergate.com/%7Eufonline/ — Zugriff 12.2.1997; die Adresse ist inzwischen erloschen. Dafür finden sich Anfang 1999 (Zugriff jeweils 1.3.1999) im www u.a. ein umfangreiches „Abductee-Net“(http://www.abductee.net) und die auf den Erfahrungsaustausch von Betroffenen spezialisierte „Abductee Support Group“, (http://www.link-net.com/asg/index2.html) Das Internet ist inzwischen zu einem wichtigen Medium zur Verbreitung der Entfuhrungsdeutung geworden. Neben diesen Seiten von Betroffenengruppen finden sich viele weitere, auf denen über Entführungen berichtet und diskutiert wird. Einen Überblick über die UFO- und Entführungsseiten im Internet liefern die beiden Ressourcepages „http://www.ufomind.com/ufo/topic/abduction/“und „http://www.isur.com/info/links/isur_links.html“.

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  16. Die Ergebnisse der zahlreichen Vorträge und Diskussionen sind in einem über sechshundert Seiten starken Bericht abgedruckt, der 1996 in deutscher Übersetzung erschienen ist (A. Pritchard et al. 1996).

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  17. Unter den 54 Referenten der Konferenz waren 15 Psychologen und psychologische Psychotherapeuten sowie drei Psychiater (A. Pritchard et al. 1996: 586–592).

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  18. Bei Zweifeln über den Betroffenenstatus helfen auch bei diesem Problem Ratgeber wie der „Alien Abduction Survival Guide“(von Michelle LaVigne, Wild Flower Press 1996).

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  19. So nennt Mack den seelischen Zustand, der eintritt, wenn die Behandlung den Betreffenden ‘klar macht’, daß ihre Alpträume Wirklichkeit sind und sie sich tatsächlich in der Gewalt von Außerirdischen befunden haben. „Viele Entführte sagen, daß der Schrecken des physischen Traumas gering ist, verglichen mit dem Schrecken, daß unser Weltbild erschüttert wird, oder daß wir uns der Tatsache bewußt werden, daß unser Universum nicht das ist, als was wir es kennen.“(J. E. Mack 1996: 526). In meinen Worten: Ein solcher als Schock erlebter Bewußtseinszustand tritt ein, wenn unter dem Ein-fluß des Entführungsmusters das bisherige Bild der Wirklichkeit durch ein anderes, und zwar ein in hohem Maße beängstigendes, abgelöst wird.

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  20. Eine selbstdeklarierte Betroffene berichtete auf der MIT-Konferenz: „Während der vergangenen Jahre habe ich mich damit abgefunden, ein Außenseiterleben fuhren zu müssen. Ich ziehe eine klare Trennungslinie zwischen meinen alten Freunden und meinen neuen Bekannten aus UFO-Kreisen.“(A. Pritchard et al. 1996: 152).

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  21. Bei objektivistischer Betrachtung hätten die Entführungen durch Außerirdische damit einen ähnlichen Stellenwert, wie ihn Fuller und Myers (1941a) oder Merton (1961) Naturkatastrophen zusprechen: Auch wenn das Ereignis selbst keine sozialen Ursachen hat, kann doch die Art seiner Verarbeitung durch die Gesellschaft zum Ausgangspunkt eines sozialen Problems werden. (Damals konnte die Soziologie noch guten Gewissens zwischen ‘sozialen’ und ‘natürlichen’ Ursachen der untersuchten Diskrepanzen — soziale Standards vs. soziale Realität — unterscheiden, was uns heute so eindeutig weder bei Überschwemmungen, Lawinenunglücken noch der weltweiten Ausdehnung der Wüsten gelingen mag.)

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  22. Interessant ist in diesem Zusammenhang eine statistische Auswertung von Entführungsberichten (J. Randles 1996), nach denen die in den USA beschriebenen Alientypen sich deutlich von denen in Großbritannien, diese sich wiederum von jenen im restlichen Europa unterscheiden. Wenn man diesen Befund nicht — gleichsam objektivistisch — als Folge von geographischen Zuständigkeitsbereichen verschiedener außerirdischer Gruppen interpretieren will, könnte er Hinweise auf nationale bzw. kontinentale Modifikationen des jeweils dominierenden Entführungsmusters liefern. Die von Randles vorgelegten Daten reichen meines Erachtens für eine nähere Analyse jedoch nicht aus.

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  23. Je mehr die eindeutige Wirklichkeit in der Ordnung der Simulation entschwindet, desto vehementer rekurrieren die Akteure auf sie. Für Baudrillard ist dies geradezu ein Charakteristikum jener Ordnung. „In einem Prozeß fortwährender Produktion und Überproduktion versucht die gesamte Gesellschaft das Verschwinden des Realen aufzuhalten und es wieder auferstehen zu lassen.“ (J. Baudrillard 1978:40).

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  24. Gelegentlich (so bei J. Nyman 1996) wird jedoch über Vorahnungen oder Vorzeichen (wie Lichter am Himmel) einige Tage vor der eigentlichen Entführung berichtet — eine Forderung, solchen Eindrücken besondere Aufmerksamkeit zu widmen, ist in dem Bericht jedoch nicht intendiert.

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  25. In dieser auch in Deutschland sehr beliebten Fernsehserie aus den USA versuchen zwei FBI-Agenten ungewöhnliche Verbrechen (eben die „X Files“, die der Serie den Namen geben) aufzuklären. Neben anderen mysteriösen Fällen, in denen es z. B. um außersinnliche Wahrnehmungen oder umweltbedingte Mutationen geht, handeln die Folgen mehrheitlich von UFOs und den medizinischen Experimenten, die deren Insassen an Menschen vornehmen. Die bei Pro7 ausgestrahlte Serie erreicht in Deutschland bis zu sechs Millionen Haushalte. (Die deutsche X-Files FAQ: http://www.ac-copy. com/~j_schiffmann/X-Faq.txt — Zugriff 16.2.1997)

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  26. Shaeffer (1966: 350) stellt gar die These auf, daß die Hauptelemente der zeitgenössischen UFO-Entführungen sich bereits in Comics aus den dreißiger Jahren finden.

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  27. Ähnliches zeichnet Jenkins (1994: passim) für das Problem „Serial Homicide“ nach.

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  28. Der Film wurde von 1,83 Millionen Zuschauern gesehen und erreichte damit an diesem Abend — werbetechnisch betrachtet — einen Markanteil von 5,9 Prozent (AGV/GfK-Fernsehforschung).

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  29. Dies ist — wohl nicht ganz ohne Berechnung — genau die Erklärung, welche Skeptikerorganisationen bis heute für den Travis Walton-Fall geben (vgl. G. Price o.J.).

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  30. Die erste Ausstrahlung im Deutschen Fernsehen fand zum Jahreswechsel 1992/93 bei RTL statt (J. Fiebag 1994: 92) — Einschaltquoten liegen mir hier leider nicht vor.

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  31. So die Kennzeichnung des Films im Entführungsbuch von Fiebag (1994).

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  32. Deutsch „Eindringlinge — Die unheimlichen Ereignisse in den Copley Woods“. Hamburg: Kellner 1991

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  33. Hier scheinen die Erfahrungen des Psychiaters John E. Mack eine Rolle gespielt zu haben, der — so gibt der Nachspann an — als wissenschaftlicher Berater des Filmes fungierte.

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  34. Verschiedene Andeutungen im Film weisen kundige Verbreiter des Musters auf die Geheimorganisation „Majestic 12“ hin, die — so eine beliebte Verschwörungstheorie aus dem UFO-Umfeld — vom US-Präsidenten Ende der vierziger Jahre ins Leben gerufen wurde, um alle Beweise für die Existenz Außerirdischer zu beseitigen und die Öffentlichkeit systematisch zu desinformieren.

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  35. In jenem Jahr soll auch der inzwischen legendäre ‘Roswell-Zwischenfall’ stattgefunden haben, bei dem US-Militärs nach Auffassung vieler Anhänger der UFO-Deutung mehrere Leichen Außerirdischer aus einem abgestürzten Raumschiff bargen. ‘Roswell’ ist heute ein Mythos, in dem sich große Teile der allgemeinen UFO-Deutung in komprimierter Form finden (vgl. R. Thieme 1996 und M. Pilkington 1996).

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  36. „As a result of these investigations, studies and experiences gained from investigating UFO reports since 1948, the conclusions of Project Blue Book were: (1) no UFO reported, investigated and evaluated by the Air Force was ever an indication of threat to our national security; (2) there was no evidence submitted to or discovered by the Air Force that sightings categorized as ‘unidentified’ represented technological developments of principles beyond the range of modern scientific knowledge; and (3) there was no evidence indicating that sightings categorized as ‘unidentified’ were extraterrestrial vehicles.“ (USAF Fact Sheet 1995)

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  37. Bereits im Jahre 1990 erreichte das Thema das Europaparlament, als ein Abgeordneter dort einen Antrag (B3–1990/90) zur Schaffung eines Europäischen Beobachtungszentrums für UFOs einbrachte. Der Antrag wurde an den Ausschuß für Energie, Forschung und Technologie überwiesen, der dort erstellte Bericht in Form eines Entschließungsantrags (DOC-DE/RR/241196 PE 202.202) im Dezember 1993 an das Europäische Parlament weitergeleitet. Der Ausschuß schlägt darin vor, das staatliche französische Zentrum für unbekannte Atmosphärenphänomene (SEPRA) EU-weit als Ansprechpartner für UFO-Fragen zu betrachten. Begründet wird der Vorschlag damit, daß in der Öffentlichkeit — aufgrund der geschilderten Medienberichterstattung — „große Verwirrung“ über verschiedentlich beobachtete unbekannte Flugobjekte herrsche und daß sich ein „parawissenschaftlicher Glaube“ an solche Phänomene immer mehr ausbreiten würde.

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  38. Der hohe Dokumentationsgrad hängt hier insbesondere damit zusammen, daß seit dem „Freedom of Information Act“ alle Dokumente von US-Bundesbehörden öffentlich gemacht werden müssen, soweit nicht Interessen der Nationalen Sicherheit o. ä. dem entgegen stehen. Dieses Gesetz hat eine große Anzahl von UFO-Akten bei den verschiedensten Behörden ‘zu Tage gefördert’, die jedoch offensichtlich allesamt keinerlei Hinweise dafür enthalten, daß es sich bei den untersuchten UFOs um außerirdische Raumschiffe handelt.

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  39. Dies stellt in hohem Maße konsensuales Wissen dar: Die Existenz geheimer, der sog. Nationalen Sicherheit dienender Dienststellen und die Durchführung zahlreicher (im üblichen Skandalmodus würde es heißen: zahlloser) Operationen im In- und Ausland seit dem zweiten Weltkrieg wird in den USA heute auch offiziell nicht bestritten. Nach Ende des kalten Krieges sind zumindest einige der amtlichen Dokumente über diese Stellen und ihre Aktivitäten freigegeben worden. Die allgemein anerkannte Existenz eines umfangreichen Geheimdienstapparates hat zur Ausbildung der verschiedensten Verschwörungstheorien beigetragen und fungiert auch als wichtige Schnittstelle für UFO- und Entführungsdeutungen. Die selbst eingestandene Rolle der US-amerikanischen Geheimdienste bei der Entstehung der UFO-Deutung schildert der quasi amtliche Bericht von General Haines (1997).

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  40. Nach der bereits zitierten Gallup-Studie aus dem Jahre 1996 (http://www.aufora.org/news/8.html — Zugriff 15.7.1997) glauben 71 Prozent der Erwachsenen in den USA, daß ‘ihre’ Regierung ihnen Wissen über die Existenz Außerirdischer vorenthält.

  41. Ein Konsens ist hinsichtlich der Annahme vorstellbar, daß die Betroffenen subjektiv vom Realitätsgehalt ihrer Schilderungen überzeugt sind. Gerade von ‘Skeptikern’ wird jedoch häufig unterstellt (typisch sind hier wiederholte Ausführungen bei R. Thieme 1996 und W. Walter 1996), die Entführungsopfer würden ihre Erlebnisse bewußt fabulieren, um in den Genuß finanzieller oder sozialer Gratifikationen zu gelangen.

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  42. Einen kurzen Überblick über die in den USA in den ‘zuständigen’ Wissenschaften dominierende Position liefert die NASA. (http://www.nasa.gov/hqpao/new_FAQ_answers2.html#ufos — Zugriff 11.7.1997).

  43. In der Literatur nach der dominierenden Erscheinungsform auch ‘satanic ritual abuse’ (SRA) genannt. Das Attribut ‘satanisch’ soll den spezifischen Charakter der Kulte kennzeichnen, die für die Mehrzahl der rituellen Mißbrauchshandlungen verantwortlich gemacht werden.

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  44. Über die Situation in Europa berichten Crombag und Merckelbach (1997: 282–288).

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  45. Nicht überraschen kann in diesem Zusammenhang, daß im niedersächsischen Lüneburg auch Deutschlands erste Beratungseinrichtung für Opfer rituellen Mißbrauchs ihren Sitz hat (siehe dazu den Bericht bei T. Becker/P. Felsner 1996).

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  46. Die wissenschaftliche Anerkennung des Musters dokumentieren u.a. verschiedene Beiträge im „Journal of Psychohistory“ (I.Brenner 1994, L. DeMause 1994, R. C. Summit 1994, R.B.Rockwell 1995).

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  47. Kritik am Muster findet sich nicht nur, aber auffallend häufig in soziologischen Analysen des Problems (R. Lippert 1990; B. M. Crouch/K. R. Damphousse 1992; P. Jenkins/D. Maier-Katkin 1992; T. L. Kern 1994; M. deYoung 1994, J. S. Victor 1994, B. L. Bottoms/S. L. Davis 1997).

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  48. Die FBI-Studie ist im Internet vollständig (http://www.religioustolerance.org/ra_rep03.html), die Untersuchung des ‘National Center’ in einer Zusammenfassung zugänglich (http://www.religioustole rance.org/ra_rep00.htm).

  49. Nach vielen „unwirksamen Therapien“ entdeckte sie den eigenen Betroffenenstatus durch das Buch „The Courage to Heal“ (E. Bass/L. Davies 1988), einen in den USA weit verbreiteten Ratgeber für Opfer sexuellen Mißbrauchs. Selbst dann brauchte sie noch lange eine Therapeutin zu finden, die das spezielle Problem des rituellen Mißbrauchs zusammen mit ihr bewältigen konnte (M. Smith 1994: 95–98). Diese Schilderung verweist in eindrücklicher Weise auf den im vorigen Kapitel vorgestellten Zyklus zwischen Ratgebern, neuen Opfern und der nächsten Generation von Ratgeberliteratur.

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  50. Bereits diese Namenswahl liefert einen ersten Hinweis auf die — unterstellt man einmal, daß ‘Mrs. Smith’ selbst fest von dem überzeugt ist, was sie den Lesern und Leserinnen mitteilt — vom Problemmuster beherrschte Denkwelt der Autorin. ‘Smith’ ist in den USA traditionell der Name, den Geheimdienstmitarbeiter usw. verwenden, wenn sie dem Gegenüber signalisieren wollen, daß sie nicht beabsichtigen, ihren wirklichen Namen preiszugeben. Als Pseudonym verwendet definiert der Name einen Kontext von Geheimoperationen, Verschwörungen und Schattenweiten. Auf ‘Smith’ (hier: Michelle) lautete außerdem auch das Pseudonym der ersten Betroffenen, die mit einem Bekenntnisbuch zum rituellen Mißbrauch an die Öffentlichkeit trat (M. Smith/L. Pazder 1980).

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  51. Zu nennen sind hier die Bücher von L. Stratford (1994) und U. Fröhling (1996), in denen jeweils ‘persönliche Erfahrungen’ geschildert werden, sowie der Bericht von T. Becker/P. Felsner (1996) — beide Sozialarbeiter — über die Arbeit des „Aktionsprojekts Ritueller Mißbrauch“in Lüneburg.

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  52. Es findet sich, in leicht veränderter Fassung, auch als Beitrag im von Enders (1995) selbst herausgegebenen „Handbuch gegen sexuelle Gewalt an Mädchen und Jungen“.

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  53. Auf eine explizite Zuordnung der einzelnen Aussagen zu den von mir theoretisch unterschiedenen Musterbestandteilen verzichte ich hier — die Leser und Leserinnen dürften sie inzwischen selbst vornehmen können.

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  54. Eine von de Young (1994: 398) zitierte Selbsthilfeorganisation unterscheidet 36 rituelle Mißbrauchs-praktiken; eine umfangreiche Typologie aus klinischer Sicht findet sich bei W. Bernet/D. K. Chang (1997).

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  55. Als ‘Opfer’ werden im ganzen Beitrag auffälligerweise nur die zur Beteiligung an den Handlungen gezwungenen Kinder und Jugendlichen, nie aber die — nach den Aussagen der Autorin — in großer Zahl getöteten Säuglinge und Kleinkinder (die zumeist aus der Dritten Welt oder Osteuropa stammen sollen) apostrophiert. Dies könnte mit einer helferspezifischen Sichtverengung zusammenhängen, nach der nur diejenigen Personen als ‘Opfer’ von Interesse sind, die nach der Tat noch als Objekt von sozialarbeiterischem oder therapeutischem Engagement zur Verfügung stehen.

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  56. Auffällig ist, daß alle drei hier vorgebrachten Gründe dafür, warum die meisten der Taten nicht entdeckt werden, sich in ganz ähnlicher Form auch im Entführungsmuster finden. Im dritten Argument schwingt sogar etwas von der (zunächst doch recht amerikanisch wirkenden) Theorie einer staatlichen Verschwörung mit — wobei der Unterschied zum Entführungsproblem in den USA darin besteht, daß beim rituellen Mißbrauch in Deutschland nur einzelne ‘Ordnungshüter’, nicht jedoch Sicherheitsbehörden als Ganze involviert sein sollen. Aus Sicht der relativistischen Problemtheorie können alle drei Argumente nicht nur als Einzelheiten des Hintergrundwissens gelesen werden, sondern auch als Bestandteile einer umfangreichen Immunisierungslogik des Problemmusters. (Ich werde im nächsten Abschnitt darauf zurückkommen.)

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  57. Die Argumentation schließt hier an den in den USA seit Mitte der siebziger Jahre immer wieder kolportierten ‘Mind-Control-Mythos’ an, nach der Regierungsstellen und/oder geheime Organisationen sich nach 1945 verschiedener von ‘den Nazis’ entwickelter Methoden bedient haben sollen, um Teile der Bevölkerung unter ihre Kontrolle zu bringen. Entsprechende Darstellungen finden sich bezüglich des rituellen Mißbrauchs auch bei Becker und Felsner (1996: 41–42), hinsichtlich der Verwicklung von Regierungsbehörden in das Abduktionsphänomen bei Lammert und Lammert (1997: 27–76).

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  58. Leider macht es der Text nicht immer ganz leicht, zwischen den Ergebnissen dieser Studie und den Schilderungen eigener Erfahrungen der Autorin zu unterscheiden.

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  59. Auffällig ist die berichtete homogene Zusammensetzung der (ausschließlich über Beratungsstellen für Opfer rituellen Mißbrauchs rekrutierten) Betroffenen: Bis auf zwei Ausnahmen handelt es sich bei allen um weiße Frauen mittleren Alters, die überwiegend aus stark religiös orientierten Elternhäusern stammen; 60 Prozent der Befragten werden — aufgrund ungenannter Kriterien — der „Mittelklasse“zugeordnet (M. Smith 1994: 44–49).

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  60. Im Buch von Smith (1994: 203–205) findet sich an dieser Stelle auch — für mit Verschwörungstheorien vertraute Leser und Leserinnen vielleicht überraschend — die kurze Beschreibung der im 18. Jahrhundert entstandene Geheimgesellschaft „Die Illuminaten“, die später insbesondere wegen der Mitgliedschaft von Herder und Goethe bekannt geworden ist. Ein Typ von mißbrauchenden Kultgruppen soll in der Tradition dieser geheimen Gesellschaft stehen. Wie es mir scheint, haben wir es bei den Schilderungen von Smith eher mit dem Ableger des modernen Mythos einer weltweiten Verschwörung zu tun, die seit dem Erscheinen der sog. Illuminatus-Trilogie von Robert Shea und Robert A. Wilson in verschiedenen Subkulturen Verbreitung gefunden hat. Die dort in fiktionaler Form geschilderte Illuminaten-Verschwörung ist Ursprung auch eines heute populären Internetmythos. Als solcher spielte sie eine beherrschende Rolle in Aufstieg und Fall des einmal ‘real existierenden’, inzwischen aber nur noch ‘legendären’ Hackers Karl Koch („Hagbard“), dessen Leben im Kinofilm „23 — Nichts ist so wie es scheint“(Deutschland 1998, Regie Hans-Christian Schmidt) dramaturgisch aufbereitet wurde. Dieser Spielfilm, der eine ‘wahre Geschichte’ zu erzählen behauptet, handelt von einem Menschen, der eine Romantrilogie für die Realität hält und dies schließlich — so kann man den Film interpretieren — mit seinem Leben bezahlt. Offenbar schreitet die Verschränkung zwischen Fakten und Fiktionen unaufhaltsam voran. Gleichzeitig verknüpfen einzelne ideelle Entitäten, wie die genannte Illuminaten-Verschwörung, auch die entferntesten Deutungsmuster zu großen simulativen Wissensnetzen. Ähnliches gilt für den Mind-Control-Mythos (siehe Fußnote 256).

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  61. Diese Dimension fokussiert deYoung (1994): Strenggläubiger katholischer Psychiater heiratet Patientin mit multipler Persönlichkeitsstörung und klassischen Hysteriesymptomen — aus dieser Verbindung geht das Deutungsmuster des satanisch-rituellen Mißbrauchs hervor.

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  62. Neben dem „McMartin“-Fall in California und dem „Country Walk“-Fall in Florida wird in der Literatur immer wieder die Geschichte des Polizisten Paul Ingram aus dem US-Staat Washington erzählt (R. J. Ofshe 1992, E. F. Loftus 1993, H. F. M. Crombag/H. L. G. Merckelbach 1997: 224–228). Eine seiner Töchter beschuldigte ihn zunächst des sexuellen Mißbrauchs. Der Fall nahm dann jedoch sehr schnell eine satanisch-rituelle Färbung an und weitete sich immer mehr aus. Zusammen mit verschiedenen Familienmitgliedern, Freunden und Kollegen wird Ingram schließlich von der Staatsanwaltschaft angeklagt, einer satanischen Sekte anzugehören. In dieser Sekte sollen nach Angabe der Hauptzeugin, Ingrams Tochter, in über 800 rituellen Zusammenkünften Kinder körperlich, seelisch und sexuell gequält, junge Frauen gewaltsam geschwängert und mindestens 25 Kleinkinder ermordet worden sein. Dieser Fall wird von Kritikern des Konzepts der unterdrückten Erinnerung gern bemüht, weil es Richard Ofshe, der als psychiatrischer Gutachter zugezogen worden war, hier gelungen sein soll, dem Hauptbeschuldigten Erinnerungen an frei erfundene Mißbrauchsszenen zu suggerieren.

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  63. Das ‘Gegenstück’ zum McMartin-Vorschul-Fall war in Deutschland wohl der sog. Montessori-Pro-zeß gegen einen Erzieher aus der Nähe von Münster wegen sexuellen Mißbrauchs von 63 Kindern. Das Verfahren endete 1995 nach zweieinhalb Jahren Dauer mit einem Freispruch für den Angeklagten (vgl. H. F. M. Crombag/H. L. G. Merckelbach 1997: 272). Interessant ist in unserem Zusammenhang, daß auch dieser Fall im Verlauf der polizeilichen Ermittlungen eine satanisch-rituelle Dimension ausbildete: Einige der als mögliche Opfer befragten Kinder berichteten von sexuellen Handlungen auf Altären, rituellen Morden und über unterirdische Gänge unter dem Kinderhaus (G. Fried-richsen/G. Mauz 1995a: 80). „Es wurde von Fallgruben, unterirdischen Gängen mit Fledermäusen, Särgen und geschlachteten Frauen phantasiert. Der Turnhallenboden wurde aufgerissen, um nach den Gängen zu suchen.“(T. Duve 1994: 239). Eine besondere Note erhält dieser Fall noch dadurch, daß in den Aussagen einiger Kinder auch von der Beteiligung Außerirdischer am Mißbrauch die Rede war(G. Friedrichsen/G. Mauz 1995b: 88).

    Google Scholar 

  64. In Ratgebern und Handbüchern zum Mißbrauch bzw. zur Kindesmißhandlung tauchen die rituellen Taten hingegen erst nach den spektakulärsten Prozessen auf (E. Showalter 1997: 234).

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  65. Eine besondere Rolle spielten hier „cult cops“, Polizeioffiziere, die auf Sekten und von ihnen begangene Straftaten spezialisiert sind (vgl. H. F. M. Crombag/H. L. G. Merckelbach 1997: 231).

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  66. Victor (1994: 317) nennt neben den lokalen Polizeibehörden vier weitere kollektive Musterverbreiter: fundamentalistische Prediger, Sozialarbeiter aus dem Kinderschutzbereich, auf multiple Persönlichkeitsstörungen spezialisierte Psychotherapeuten sowie Anti-Kult-Organisationen.

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  67. Mit demselben Gesetz wurde der „Code of Criminal Procedure of 1963“dahingehend ergänzt, daß bei Anklagen wegen sexuellem und rituellem Mißbrauch „testimony by an expert, qualified by the court relating to any recognized and accepted form of post-traumatic stress syndrome, shall be admissible as evidence“(725 ILCS 5/115–7.2 — http://www.legis.state.il.us/ilcs/ch725/ch725act5articles/ch725act5Sub22.htm — Zugriff 7.4.1999).

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  68. Quelle: http://www.legis.state.il.us/ilcs/ch720/ch720act5articles/ch720act5Subl2.htm — Zugriff 7.4.1999.

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  69. Auch der Wortlaut dieser beiden Bestimmungen findet sich im Internet (http://www.religioustole rance.org/ra_law.htm — Zugriff 14.4.1999).

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  70. In Großbritannien, wo es ebenfalls einige Pozesse mit großer öffentlicher Aufmerksamkeit gegeben hatte, beauftragte die Regierung 1994 eine Anthropologin, alle bekannt gewordenen 84 Fälle satanisch-rituellen Mißbrauchs vergleichend zu untersuchen. Die Wissenschaftlerin konnte in keinem dieser Fälle Beweise für die Richtigkeit der Erinnerungen der Betroffenen finden. Wichtig scheint mir auch das Ergebnis, daß in den untersuchten Berichten keine Einzelheiten über die rituellen Miß-brauchsszenarien identifiziert werden konnten, die nicht schon vorher in Büchern, Zeitschriftenartikeln und Fernsehsendungen veröffentlicht worden waren (H. F. M. Crombag/H. L. G. Merckelbach 1997: 259–260). Dies demonstriert meines Erachtens die Dominanz symbolischer Prozesse bei Entstehung des Opferstatus.

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  71. Die Autoren geben hierfür keine Quelle an.

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  72. Zu nennen sind hier insbesondere der spektralanalytische Nachweis zahlreicher komplexer Kohlenstoffverbindungen im interstellaren Gas und Staub, die Identifizierung von mehr als einem Dutzend Planetensystemen in der näheren Entfernung unserer eigenen Sonne und die Entdeckung vielfältiger Lebensformen in verschiedensten — nach früheren Definitionen — absolut ‘lebensfeindlichen’ Umgebungen auf der Erde. Folge dieser und anderer wissenschaftlicher Erkenntnisse ist die — aktuell zu beobachtende — Institutionalisierung einer neuen Fachdisziplin mit Namen Astrobiologie. Einen Überblick über den jeweils aktuellen Stand in Forschung und Theoriebildung hierzu liefert „The Astro-biology Web“(http://www.reston.com/astro/index.html).

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  73. Einige Astronomen haben bereits die Suche nach den Radiosignalen fremder Zivilisationen in Angriff genommen (http://www.seti-inst.edu/ufo.html — Zugriff 17.2.97).

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  74. Mack (1996: 13) berichtet von „einer bewußten oder durch Hypnose unterstützen Rückführung in die Situation“in „manchmal bis zu acht mehrstündigen Hypnosesitzungen“. Ich sehe keinen Grund, seinen Versicherungen, er sei bei der Anwendung dieser Methode nach allen ‘Regeln der Kunst’ vorgegangen, keinen Glauben zu schenken.

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  75. Per Fragebogen wurden im Jahre 1992 in den USA 869 niedergelassene Psychotherapeuten zu ihrem Wissen und ihren Einstellungen über die Verwendung von Hypnose befragt.

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  76. Um möglichen — bei stark affekthaltigen Deutungsmustern regelmäßig auftretenden — Fehlinterpreta-tionen entgegenzutreten: Es geht auch an dieser Stelle ausschließlich um das Teilphänomen des vergessenen Mißbrauchs (vgl. dazu die differenzierenden Überlegungen bei M. D. Yapko 1996: 23–25 und H. F. M. Crombag/H. L. G. Merckelbach 1997: 35–41).

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  77. Seit Ende der achtziger Jahre werden Zeugenaussagen, die ausschließlich auf ‘zurückgeholten’ Erinnerungen basieren, in mehreren Bundesstaaten der USA als Beweis anerkannt (R. J. Ofshe/E. Watters 1993: 14; M. de Young 1994: 404). Ein Beispiel gibt Fußnote 265 in diesem Kapitel wieder. Erst in den letzten Jahren ist — unter dem Stichwort ‘false memory syndrome’ — eine internationale Kontroverse über die Validität dieser Methode entbrannt (vgl. E. F. Loftus 1993, E. F. Loftus/K. Ketcham 1994, E. L. Nelson/P. Simpson 1994, C. Tavris 1994 sowie M. D. Yapko 1996). In der Bundesrepublik ist diese Debatte, von wenigen Ausnahmen (U. Undeutsch 1994 sowie S. Offe/H. Offe 1994) abgesehen, allerdings bislang ignoriert worden.

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  78. Bücher sind hier insofern etwas Besonderes, als ein Spiel mit dem Realitätsstatus des Berichteten zu beobachten ist, seit es dieses Medium gibt: ‘Tatsachen’ wurden seit Jahrhunderten in Romanform erzählt, um die Zensur zu umgehen, anders herum bedienten sich Romane des stilistischen Mittels, ‘Erfundenes’ in dokumentarischer Form darzustellen. In beiden Fällen machte die Formwandlung in der Vergangenheit jedoch nur Sinn, wenn die Autoren annehmen konnten, die Leser würden sie durchschauen und ‘im Kopf rückgängig machen. Es war hier die Ausnahme und nicht — wie heute bei den digitalen Medien — die Regel, wenn der Realitätsstatus der Darstellungen unklar blieb. Das Problem, zwischen Fakt und Fiktion nicht unterscheiden zu können, thematisiert der bereits angesprochene Film „23“(s. Fußnote 259) als individuellen pathologischen Realitätsverlust. Entsprechend wird das Versagen der Realitätskontrolle der Hauptperson im Film von der permanenten Benutzung digitaler Medien lediglich verstärkt, jedoch von einem klassischen Medium, einer Romantrilogie nämlich, ausgelöst. Auch wenn im Mittelpunkt dieses Films eine neues, digitales Medium steht, folgt er damit doch einer eindeutig zur Ordnung der Produktion gehörende Erklärungslogik.

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  79. Ganz explizit hierzu Fiebag (1994: 136): „Beweise dieser Art zuzulassen, liegt nicht im Interesse derjenigen, die dahinterstehen.“

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  80. Detailliert werden diese Verschwörungstheorien im Buch von Helmut und Marion Lammer (1997) entfaltet.

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  81. Das jedenfalls ist das Ergebnis einer Diskussion unter mehreren Entführungsforschern auf der bereits mehrfach erwähnten MIT-Konferenz (A. Pritchard et al. 1996: 440–441).

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  82. Daß es sich hier mitnichten nur um ein sozialwissenschaftliches Paradigma handelt, zeigt z. B. die aktuelle Kognitionstheorie (vgl. G. Roth 1997: passim).

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  83. Diese Sekte lehrte, ein im Schweif des Kometen Hale-Bopp verstecktes UFO würde die Seelen der Auserwählten nach ihrem Tode mitnehmen und in einen neuen Bewußtseinszustand überführen — so berichtet es jedenfalls „Time: the weekly magazin“(Heft 14/1997, S. 26–35) unter der Überschrift „A Well-Choreographed Departure — The arrival of the Hale-Bopp comet was the sign that 39 members of Heaven’s Gate waited for to take a final trip to the ‘next level’.“

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  84. Auch für die ‘objektive’ Naturwissenschaft par excellence, die Physik, erscheint die Welt in zunehmendem Maße unbestimmt. Am Ende des 20. Jahrhunderts vereinen physikalische Objekte in sich nicht nur sich scheinbar ausschließende Eigenschaften, sondern diese sind auch noch vom Beobachter abhängig. Das Bild der Welt, daß Relativitäts-, Quanten- und Chaostheorie heute zeichnen, steht im Widerspruch zu den eindeutigen Kausalitäts- und Zeitrelationen der klassischen Physik. „Solche philosophischen Umwälzungen, die auch von den wissenschaftlichen Kreisen selbst ausgehen, haben die rationalistisch-materialistische Weltanschauung radikal verändert und einer Quantenrealität Platz gemacht, in der sich Physik und Metaphysik oft genug überschneiden (…) Die Wissenschaften können kein kohärentes Bild der Wirklichkeit mehr darstellen…“(M. Dery 1996: 74).

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Schetsche, M. (2000). Virtuelle Probleme am Ende des 20. Jahrhunderts. In: Wissenssoziologie sozialer Probleme. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-90336-5_5

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