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Die Stadt als performativer Raum

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Das Soziale als Ritual

Zusammenfassung

In diesem Kapitel soll die Schule, von der die Untersuchung der „Rituale als Soziales“ ihren Ausgang nimmt, als Teil des sozialen Gebildes einer Stadt, einer Großstadt, der neuen alten Metropole Berlin, beschrieben werden. Der Fokus liegt dabei auf der Beschreibung der Stadt als performativem Raum, also auf den Prozessen und Ritualen, die den (groß-)städtischen Raum erzeugen. Das Phänomen Stadt als Lebensraum mit seiner Architektur, seinen sozialen Schichtungen, seinen unterschiedlichen Kulturen, seinen Sinneseindrücken und seiner Geschichte wird dabei als Raum aufgefaßt, der von den städtischen Akteuren permanent neu gestaltet, re-inszeniert wird. Dabei wird besonders auf die Prozesse der Erzeugung der charakteristischen „Atmosphäre“ (Böhme 1998) einer Stadt — in diesem Fall Berlin — eingegangen. Der Begriff des performativen Raums wird im Folgenden in drei Schritten veranschaulicht, wobei sich der Fokus immer mehr verengen wird: von der Stadt (1) auf den Innenstadtbezirk (2) und schließlich auf die Schule (3).

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Literatur

  1. Martina Löw kommentiert hier nicht ohne Bissigkeit: „Die Behälterraum-Vorstellung ist im Alltagsbewußtsein weit verbreitet und taucht immer dann in sozialwissenschaftlichen Arbeiten auf, wenn nicht der Raum selbst zur Diskussion steht, sondern der Autor oder die Autorin zu wissen glaubt, was Raum ist und soziale Strukturierungen analysiert“ (LOw 1999, 49).

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  2. Sie sind nach einem Ausdruck von Hannerz (1980) „networks of networks“, in denen Kultur und ihre Rituale kontinuierlich durch Kommunikationsprozesse aus unterschiedlichen Relevanzbereichen (Arbeit, Wohnen, Verkehr, Freizeit und Verwandtschaft) entstehen. Diese unterschiedlichen Kulturen müssen permanent neu gedeutet und vernetzt werden, Hannerz zufolge sowohl eine „diversity of access” wie einen „access of diversity“, einen Zugang zur Vielfalt ermöglichen, die Möglichkeit zu „Sub”kulturen und differenten Deutungen von Kultur schaffen, die von den Mehrheitsmeinungen und -lebensformen abweichen (zit. n. Schiffauer 1997, 93ff.).

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  3. Die Bürotürme gewähren nicht nur in den obersten Etagen ihrer Führungsriege den Durchblick und den Überblick über die Stadt, sondern auch den Vorbeiflanierenden Einblick in die Büros ihrer unteren Chargen. Die gläsernen Büros entsprechen somit den Inszenierungen der Macht, die Foucault 1977 in „Überwachen und Strafen“ beschrieben hat: „Indem sie die,Zellen`, die,Plätze` und die,Ränge` organisieren, fabrizieren die Disziplinen komplexe Räume aus Architektur, Funktionen und Hierarchien”(Foucault 1977, 190 ).

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  4. Böhme rekurriert hier auf die synästhetischen Charaktere von Räumen, die der Philosoph Hermann Schmitz anhand der Veränderungen der Atmosphäre des Tages in der Dämmerung ausgeführt hat: „Diese Änderung (Schmitz meint hier die Änderung der räumlichen Umgebung, die sich in der Dämmerung vollzieht), kann hauptsächlich in vier Skalen verfolgt werden: der thermischen, optischen, akustischen und kinetischen. Die Atmosphäre des Tages ist in diesen vier Skalen typischerweise betont nach den Seiten des Warmen, Hellen, Lauten und Schnellen; entsprechend ist die Atmosphäre der Abenddämmerung kühl, fahl, still und ruhig,der darauf folgenden Nacht kalt, dunkel, still und ruhig. Schmitz sagt im weiteren, daß man erst verstehen könne, was es mit diesen Änderungen auf sich hat, wenn man die genannten Qualitäten der Abenddämmerung kühl, fahl, still und ruhig nicht als sinnliche Qualitäten oder gar im Sinne der Physik auffasse, sondern als synästhetische Charaktere. Synästhetische Charaktere sind auch bei Schmitz, was man sonst darunter versteht, nämlich intermodale Qualitäten: als kühl kann ich auch das Verhalten einer Person bezeichnen oder einer Farbe. Aber entscheidend ist bei Schmitz, daß synästhetische Charaktere leibliches Befinden widerspiegeln., indem nämlich Kategorien der Leiblichkeit — also etwa Engung und Weitung oder Spannung und Schwellung — in die sinnlichen Qualitäten investiert werden. (Schmitz 1964 zit. n. Böhme 1998, 23; Herv vom Verf.)

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  5. Levine ( 1998, 206ff.) bezieht sich bei seiner Analyse von verschiedenen „Kulturen der Zeit“ u.a. auf die Untersuchungen der Herzspezialisten Friedman/Rosenman aus den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts, die feststellten, daß Menschen in ihrem gesundheitlichem Wohlbefinden sehr unterschiedlich auf das schnelle Tempo großer Städte reagierten. Sie stellten fest, daß Menschen des Typ A; die das von Eile geprägte Lebenstempo der Stadt suchen und in einer selbsterzeugten chronischen inneren Spannung lebten, sehr viel öfter Symptome koronarer Herzerkrankungen zeigten als der geruhsamere Typ B, der eher dazu neigt, die schnellen Orte zu verlassen.

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  6. Der Berliner (Stadt-)Ethnologe Patrick Baltzer stellt fest, daß die symbolische Aufwertung wie die symbolische Abwertung zwei Seiten derselben Medaille im Prozeß der sozialräumlichen Polarisierung sind. Er beruft sich dabei u.a. auf den amerikanischen Stadtsoziologen Peter Marcuse, der diese Gleichzeitigkeit von Auf-und Abwertung konzeptionell zu fassen versucht: „Gentrification wie abandonment sind zwei Seiten desselben, aus der sich wandelnden Ökonomie der Innenstadt resultierenden, Prozesses. (…) (Abandonment) manifestiert sich vor allem in den älteren Arbeiterquartieren der Stadt. In jenem,grauen’ Ring auf halbem Weg zu den historischen Beschäftigungszentren der Innenstadt“ (Marcuse 1992, zit. n. Baltzer 1999, 81 ).

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  7. Um die Mittagszeit, etwa 12 bis 1, ist die Straße von Kindern freier, aber dann tauchen tausend Blond-und Braunköpfe von 2 bis 13 Jahren an allen Enden hervor. Wie schon bemerkt, ist der Verkehr kein großer; hier und da zeigen sich Lastwagen, zumeist nur solche Gefährte, die Nahrungsmittel bringen, Wägelchen der Gemüse-und Milchhändler, die Flundewagen der kleinen Kohlenverkäufer u.s.w. Droschken sind ziemlich spärlich, noch seltener fahren Privatwagen durch die Straße. So bildet sie einen einzigen großen Spielplatz. Die Menge der Kinder ist eine ungeheure. Eines Tages habe ich um 5 Uhr nachmittags auf einer Strecke, die von 15 Häusern auf jeder Seite begrenzt wird, 218 gezahlt“ (Leixner 1891, zit. n. Lindenberger 1995, 54 ).

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© 2001 Leske + Budrich, Opladen

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Althans, B. (2001). Die Stadt als performativer Raum. In: Das Soziale als Ritual. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91361-6_2

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-91361-6_2

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-8100-3132-7

  • Online ISBN: 978-3-322-91361-6

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