Zusammenfassung
Die in diesem Satz zusammengefaßten Vorurteile gegenüber amerikanischen Fernsehserien bestehen nach wie vor: es mangele ihnen an Realitätsbezug, und zwar in jeder Hinsicht. Weder fände die ‘äußere Realität’ eine angemessene Darstellung, noch seien die Dramaturgie oder der Aufbau der Konflikte realistisch, d.h. glaubwürdig konstruiert. Worin immer das ‘wahre Leben’ bestehen mag, amerikanische Serien haben angeblich keinen Bezug dazu. In dieser aus den 70er Jahren stammenden Terminologie umfaßt der Begriff des ‘Realen’ immer auch den des Sozialen bzw. einer konkreten gesellschaftlichen Erfahrung.2 Inzwischen ist es längst Konsens, daß solche, auf das Dokumentarische zielenden Ansprüche angesichts industriell produzierter Fiktionen wie Serien völlig fehlgehen. Dennoch ist es sinnvoll, die Frage zu stellen, wie Fernsehserien mit dem Bereich des Sozialen umgehen, denn sie existieren ja nicht im luftleeren Raum der Phantasie, sondern sind feste Bestandteile des Alltags der Fernsehzuschauer. Um ein absurdes Traumland handelt es sich nicht einmal bei Serien, die in der Steinzeit spielen (Familie Feuerstein) oder in denen Geister oder Wunderkräfte vorkommen (Bezaubernde Jeannie, Immer wenn er Pillen nahm) — im Gegenteil, der soziale Kontext ist hier sogar besonders deutlich ausgearbeitet. Kennzeichnend für Serien ist eine starke Tendenz zur Nivellierung und zur Beschränkung auf eine zeichenartige Skizzierung sozialer Milieus, ob sie damit aber ‘unrealistisch’ sind, ist eine andere Frage, die uns hier nicht interessieren soll. Vereinfachung und Homogeneisierung heißt zunächst einmal nicht, daß Serien gesellschaftliche Probleme ignorieren und in ihren Konfliktstellungen nicht davon beeinflußt werden.
“Aber die Amerikaner sind eben auch Amerikaner, und das bedeutet [...]: sie sind von einer barbarischen Naivität. Sie locken den Zuschauer in ein Traumland, das trotz eines Realitäts-Kolorits ganz absurd ist.” 1
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Literatur
Die Verteilung ist wie folgt: 1965-69: 30%, 1970-74: 36%, 1975-79: 25% und 1980-85: 19%.
Die Verteilung ist wie folgt: 1965-69: 6%, 1970-74: 11%, 1975-79: 14% und 1980-85: 23%.
Nach Schwankungen in den 70er Jahren pendelt sich der Prozentsatz in der ersten Hälfte der 80er Jahre wieder auf dem Wert der 60er Jahre ein: in den Serien der Jahre 1965-69 wurden 23% aller Konflikte durch Gerechtigkeit gelöst, 1970-74 waren es 19%, 1975-79 28% und 1980-85 wieder 22%.
Später bezieht sich nicht auf die Produktionszeiten der Serien, sondern auf die Ausstrahlung im deutschen Fernsehprogramm. Für den amerikanischen Markt wurden ja bereits von Anfang an Soaps produziert, im deutschen Fernsehen liefen sie allerdings erst seit 1980/81, beginnend mit den Prime Time Soaps Dallas und Denver.
Das Erstsendedatum ist nicht bekannt, die 1954 produzierte Folge wurde im deutschen Fernsehen vermutlich 1960 ausgestrahlt.
ZDF, ausgestrahlt im Zeitraum 1975-79, das genaue Sendedatum ist unbekannt.
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© 1995 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
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Klippel, H. (1995). Alles total normal. In: Schneider, I. (eds) Serien-Welten. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93853-4_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-93853-4_5
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