Zusammenfassung
Kontroverse Vorstellungen über Weiblichkeit und Männlichkeit, über Geschlechterrollen und Geschlechteridentitäten spielen seit rund dreißig Jahren in feministischen Diskursen, vor allem in der “Gender”-Debatte, eine zentrale Rolle (vgl. z. B. De Lauretis 1987, Butler 1991, als Überblick über die Theoriedebatte Vinken 1992, Benhabib u. a. 1993). Sie finden zunehmend auch Eingang in soziologische Diskurse (vgl. z. B. Beck/Beck-Gernsheim 1990). Traditionelle Leitdifferenzen wie die zwischen Männlichkeit als Kultur und Weiblichkeit als Natur, die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts weithin Gültigkeit besaßen, erweisen sich als nicht mehr tragfähig aufgrund von Veränderungen, die vor allem die Lebenssituation von Frauen betreffen. Vorstellungen von Beziehungsformen zwischen den Geschlechtern haben sich gerade in den letzten drei Jahrzehnten maßgeblich geändert. Die Ehe mit dem Ziel der Familiengründung ist höchstens noch eine Lebensform unter anderen, keineswegs aber mehr die exklusive. Mit der Schwangerschaftsverhütung ist es möglich, Sexualität und Gattungs-Reproduktion zu entkoppeln, es entstehen “reine Beziehungen”, die dem Druck der Selbstlegitimierung ausgesetzt sind und nur so lange fortgesetzt werden, “solange es für beide Parteien klar ist, daß alle Beteiligten sich in ihr wohl fühlen” (Giddens 1993, 69); oder es bilden sich Partnerschaften, die sich in Analogie zweier Geschäftspartner im Wirtschaftsleben oder zur demokratisch verfaßten Politik organisieren (vgl. Leupold 1993, 323). In Bewegung geraten ist durch solche Veränderungen die Semantik von Intimität und Liebe.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Similar content being viewed by others
Zitierte Literatur
Mg, Ien (1986): Das Gefühl Dallas Zur Produktion des Trivialen. Bielefeld.
Beauvoir, Simone (1951): Das andere Geschlecht. Sitte und Sexus der Frau. Reinbek bei Hamburg.
Beck, Ulrich und Elisabeth Beck-Gemsheim (1990): Das ganz normale Chaos der Liebe. Frankfurt am Main.
Benhabib, Seyla, Judith Butler, Druciall Cornell und Nancy Fraser (1993): Der Streit um Differenz. Feminismus und Postmoderne in der Gegenwart. Frankfurt am Main.
Benjamin, Jessica (1990): Die Fesseln der Liebe. Psychoanalyse, Feminismus und das Problem der Macht. Basel - Frankfurt am Main.
Brandt, Ulrich 1994: Krimistandards. Motive, narrative Strategien und Standardsituationen der amerikanischen Freitagabend-Krimiserien in der ARD von 1962–1978. München.
Brauerhoch, Annette (1994): Sein und Schein. Zur Differenz männlicher und weiblicher Schönheit im Film. In: Arnoldshainer Filmgespräche, Bd.11: “Bei mir bist du schön”. Die Macht der Schönheit und ihre Konstruktion im Film. Marburg 1994, S. 33–60.
Butler, Judith (1991): Das Unbehagen der Geschlechter. Frankfurt am Main.
De Lauretis, Teresa (1987): Technologies of Gender. Essays on Theory, Film, and Fiction. Bloomington-Indianapolis.
Doane, Mary Ann (1985): Film und Maskerade: Zur Theorie des weiblichen Zuschauers. In: Frauen und Film, Heft 38, S. 4–19.
Duerr, Hans Peter ( 1988, 1990): Der Mythos vom Zivilisationsprozeß. Bd. 1: Nacktheit und Scham. Bd. 2: Intimität. Frankfurt am Main.
Foucault, Michael (1977): Sexualität und Wahrheit. 1. Bd.: Der Wille zum Wissen. Frankfurt am Main.
Freud, Sigmund (1905/1970): Der Witz und seine Beziehung zum Unbewußten. Ges. Werke, Bd. IV, Frankfurt am Main.
Geraghty, Christine (1991): Women and Soap Opera. A Study of Prime Time Soaps. Cambridge.
Giddens, Anthony (1993): Wandel der Intimität. Sexualität, Liebe und Erotik in modernen Gesellschaften. Frankfurt am Main.
Goffman, Irving (1969): Wir alle spielen Theater. Die Selbstdarstellung im Alltag. München.
Hand aufs Knie, schöne Frau. In: Der Spiegel, Nr. 45, 1992, S. 296–302.
Klippel, Heike (1992): Orgie in Pastell. Zur Fernsehserie “Golden Girls”. In: Frauen und Film, Nr. 50/51, 1992, S. 92–106.
Kreutzner, Gabriele (1991): Next Time on Dynasty. Studien zu einem populären Serientext im amerikanischen Fernsehen der achtziger Jahre. Trier.
Krewani, Angela (1994): Das hybride Geschlecht. Gender-Debatten und Medienstrategien. In: Christian W. Thomsen (Hg.): Hybridkultur. Bildschirmmedien und Evolutionsformen der Künste. Annäherungen an ein interdisziplinäres Forschungsproblem. Siegen, S. 25–38 (Arbeitshefte Bildschirmmedien 46).
Künert, Ralf und Annamaria Rucktäschel (1991): Typologie von “Serienfrauen”. In: Neue Praxis, Heft 5/6, 1991, S. 482–487.
Leupold, Andrea (1983): Liebe und Partnerschaft Formen der Codierung von Ehen. In: Zeitschrift für Soziologie, Heft 4, S. 297–327.
Luhmann, Niklas (1982): Liebe als Passion. Zur Codierung von Intimität. Frankfurt am Main.
Meehan, Diana (1983): Ladies of the Evening: Women Characters of Prime Time Television. Metuchen, N.J.
Modleski, Tania (1987): Die Rhythmen der Rezeption: Daytime-Fernsehen und Hausarbeit. In: Frauen und Film, Heft 42, 1987, S. 4–11.
Thomsen, Christian W. (1989): Pastell und gestylt im Trendwind. “Miami Vice” als Fernsehserie der 80er Jahre. In: Christian W. Thomsen und Werner Faulstich (Hrsg.): Seller, Stars und Serien. Heidelberg, S. 131–148.
Updike, John (1962/1969): Wife-Wooing. In: The Penguin Book of American Short Stories. Ed. by James Cochrane. Harmondsworth, Middlesex.
Veblen, Thorstein (1899/1985): Theorie der feinen Leute. Eine ökonomische Untersuchung der Institutionen. Köln.
Vinken, Barbara (Hrsg.) (1992): Dekonstruktiver Feminismus. Literaturwissenschaft in Amerika. Frankfurt am Main.
Vinken, Barbara (1993): Mode nach der Mode. Kleid und Geist am Ende des 20. Jahrhunderts. Frankfurt am Main.
Von der Leyen, Katharina: Ladies first. In: Die Woche, 2. 12. 1993.
Weiderer, Monika (1993): Das Frauen-und Männerbild im Deutschen Fernsehen. Eine inhaltsanalytische Untersuchung der Programme von ARD, ZDF und RTL plus. Regensburg.
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1995 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
About this chapter
Cite this chapter
Schneider, I. (1995). Variationen des Weiblichen und Männlichen. In: Schneider, I. (eds) Serien-Welten. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-93853-4_7
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-93853-4_7
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-12703-3
Online ISBN: 978-3-322-93853-4
eBook Packages: Springer Book Archive