Zusammenfassung
Wenn ich mich zum Zwecke einer Darstellung von Reflexionsstufen der kritischen Medientheorie im folgenden vornehmlich auf das Kulturindustriekapitel in der Dialektik der Aufklärung stütze, rechtfertigt sich diese Einschränkung trotz maßgeblicher weiterer Texte Adornos zur Massenkulturkritik1 dadurch, daß in diesem Text diejenigen Hauptelemente der kritischen Medientheorie Adornos mit ihrer Verbindung zur dialektischen Gesellschaftstheorie aufgehoben sind, auf deren Herausarbeitung es zunächst ankommt.
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Literatur
Gemeint sind damit auch die zahlreichen Texte, die der Abfassung des Kulturindustriekapitels vorausgingen und die im wesentlichen die Musikentwicklung der ersten Hälfte des zwanzigstens Jahrhunderts behandeln. Zu nennen sind hier vor allem: Th. W. Adorno, Zur gesellschaftlichen Lage der Musik, in: ZfS, Jg. 1, 1932, S. 103–124 u. S. 356–378, ders. (unter dem Pseudonym Hektor Rottweiler), Über Jazz, in: ZfS, Jg. 5, 1936, S. 235–259, ders., Über den Fetischcharakter in der Musik und die Regression des Hörens, in ZfS, Jg. 7, 1938, S. 321–356, ders., On Popular Music, in: SPSS, Vol. 9, 1941, S. 17–48. Vgl. zu einer zusammenfassenden Behandlung über die Stellung und Bedeutung dieser Arbeiten Adornos Heinz Steinert, Die Entdeckung der Kulturindustrie oder: Warum Professor Adorno Jazz-Musik nicht ausstehen konnte, Wien 1992. Ebenfalls ders., Adorno in Wien, Frankfurt/M. 1993. 2 Vgl. R. Williams, Television. Technology und Cultural Form, London 1975
Vgl. dazu weiter unten Kapitel V u. VI. Die Formulierung Technologie und kulturelle Form verweist grundsätzlich auf den von Williams entfalteten theoretischen Ansatz des kulturellen Materialismus. Vgl. dazu mit aktuellen Bezügen z.B. S. Zielinski, Audiovisionen, a.a.0.
Vorwiegend findet das Radio und das Kino Behandlung, aber auch das Fernsehen stand schon mit im Blickpunkt, wenn auch erst am Rande. Vgl. DdA, S. 148.
Vgl. zu dem Zusammenhang von Antisemitismus und Kulturindustrie auch L. Löwenthal, Adorno und seine Kritiker, in: LS-Bd. 4, Frankfurt/M. 1984, S. 59–73, bes. S. 61. Vgl. dazu auch weiter unten Anm.32. Die Fragestellung über den Zusammenhang von Kulturindustrie und Antisemitismus werde ich im Rahmen dieser Arbeit jedoch nicht weiter verfolgen.
Vor allem das nationalsozialistische Deutschland, aber auch das stalinistische Rußland.
Jürgen Habermas, Technik und Wissenschaft als Ideologie, Frankfurt/M. 1969. Vgl. Thomas McCarthy, Kritik der Verständigungsverhältnisse, Frankfurt/M. 1989, S. 34. Vgl. ferner A. Honneth, Ein unabgeschlossenes Kapitel kritischer Gesellschaftstheorie, in: Ästhetik und Kommunikation, 1981, Nr.45/46, S. 162–170, bes. S. 163f.
Vgl. A. Honneth, Ein unabgeschlossenes Kapitel kritischer Gesellschaftstheorie, a.a.O., S. 163.
Vgl. dazu L. Löwenthal und Frithjof Hager, Gespräche, in: Frithjof Hager (Hrsg.), Geschichte Denken. Ein Notizbuch für Leo Löwenthal, Leipzig 1992. Dort sagt Löwenthal: “Es ist aber mit dem Angriff auf die Technologie genauso wie mit dem Angriff auf die Massenmedien. Die Medien, die Medien… sind überhaupt an gar nix (sic!) schuld. Das Radio und die Filmapparatur und die Fernsehapparaturen sind völlig unschuldig, und dasselbe gilt auch für alle anderen Technologien. Das ist so eine Art von Alibidenken […] Eine anonyme DIE (sic!) Organisation-[…] die Medien, die Technologie, die Medientechnologien tun gar nix (sic!), sondern nur die Leute, die sie anwenden. Und ohne die Medienapparaturen, ohne die technologischen Apparaturen wären wir vielleicht noch viel schlechter dran, als wir sowieso schon dran sind.” Ebd., S. 62.
Vgl. Walter Benjamin, Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit, Frankfurt/M. 1963. Vgl. zu Adornos Reaktion auf diesen Aufsatz: Th. W. Adorno, Wissenschaftliche Erfahrungen in Amerika, a.a.O., S. 117.
Vgl. W. Benjamin, Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit, a.a.O., S. 9.
Vgl. dazu Norbert Bolz, Theorie der neuen Medien, München 1990. Bolz formuliert zu dem Gegensatz von Benjamin und Kritischer Theorie: “Benjamins anthropologischer Materialismus, der Technik als Organ eines ‘sadistisch’ ummontierten Menschenleibs begreift, ist von der Kritischen Theorie nicht rezipiert worden. Damit hat sie sich den Zugang zur Realität der neuen Medien planvoll verstellt. Das von Benjamin geschaltete interface zwischen der Gutenberg-Galaxis und der Welt der neuen Medien wurde von der Tabu-Vokabel ’Kulturindustrie’ zerschlagen; Ideologiekritik verdrängte die Medienästhetik.” Ebd., S. 103. Ob der Zugang zu den neuen Medien mit der Kulturindustrie-Vokabel tatsächlich verstellt ist, ist solange als ungeklärt zu betrachten, solange nicht alle Elemente der Medientheorie der Kritischen Theorie in Betracht gezogen werden und solange keine Anschlußpunkte zu anderen Theorietraditionen, wie im vorliegenden Fall mit dem Cultural Studies Approach, untersucht werden.
Vgl. B. Lindner, Technische Reproduzierbarkeit und Kulturindustrie, Benjamins ‘Positives Barbarentum im Kontext’, a.a.O., S. 197f.
Vgl. zu Benjamin u.a.: B. Lindner (Hrsg.), Walter Benjamin im Kontext, a.a.O., Rolf Tiedemann, Studien zur Philosophie Walter Benjamins, Frankfurt/M. 1973. Werner Fuld, Walter Benjamin. Zwischen den Stühlen, München 1979. Zu medientheoretischen Aspekten: Sabine Schiller-Lerg, Walter Benjamin und der Rundfunk, a.a.O.
Friedrich Pollock, Is National Socialism a New Order?, in: SPSS, Vol. 9, 1941, S. 440–455.
Vgl. Franz Neumann, Behemoth. Struktur und Praxis des Nationalsozialismus 1933–1944, Frankfurt/M. 1976. Vgl. dazu R. Wiggershaus, Die Frankfurter Schule, a.a.O., S. 314ff., ebenfalls M. Jay, Dialektische Phantasie, a.a.O., S. 185ff., im weiteren A. Söllner, Geschichte und Herrschaft, a.a.O., S. 156ff.
Herbert Marcuse, Some Implications of Modem Technology, in: SPSS, Vol. 9, 1941, S. 414–439.
Vgl. ebd., S. 414.In diesem Zusammenhang muß auch Herbert Marcuses ‘stille Mitautorschaft’ an der DdA Erwähnung finden. Diese ‘stille Mitautorschaft’ begründet sich u.a. in verschiedenen, zu Beginn der vierziger Jahre einsetzenden Veränderungen im Institut für Sozialforschung und gestaltet sich bis 1941 darin, daß das ’Dialektik Projekt’ Horkheimers bereits mit im Umfeld der letzten Sondernummern der SPSS verfolgt wurde, in denen Marcuse, Adorno und Horkheimer-aber auch Löwenthal-entscheidende Aufsätze veröffentlichten, die nachfolgend auch als Grundlage der DdA dienten. Die Veröffentlichung von Horkheimers Aufsatz “The End of Reason” im letzten Heft der SPSS gilt als deutliches Kennzeichen dafür. Vgl. näheres dazu bei Rolf Wiggershaus, Die Frankfurter Schule, a.a.O., S. 327ff. Vgl. ebenfalls Hauke Brunkhorst, Die Welt als Beute. Rationalisierung und Vernunft in der Geschichte, in: Willem van Reijen/ Gunzelin Schmid Noerr (Hrsg.), Vierzig Jahre Flaschenpost: “Dialektik der Aufldärung” 1947 bis 1987, Frankfurt/M. 1987, S. 154–191, hier S. 157. Ausdrücklich findet bei Brunkhorst auch der Beitrag Leo Löwenthals zur DdA Erwähnung, der sich auch auf das Kulturindustriekapitel erstrecken dürfte.
Vgl. für die spätere Ausarbeitung unter anderem H. Marcuse, Der eindimensionale Mensch, Neuwied 1967.
Th. W. Adorno, Résumé über Kulturindustrie, a.a.O., S. 63f. Hervorh. von mir.
Rainer Erd, Kulturgesellschaft oder Kulturindustrie? Anmerkungen zu einer falsch formulierten Alternative, in: ders. et al. (Hrsg.), Kritische Theorie und Kultur, Frankfurt/M. 1989, S. 216–235, hier S. 228 u.230.
Th. W. Adorno, Freizeit, in: ders., Stichworte, Frankfurt/M. 1969, S. 57–67, hier S. 65f.
Vgl. im Hinblick auf eine theoretische Öffnung das Gespräch zwischen Adorno und Becker in: Th. W. Adorno, Fernsehen und Bildung, in: ders., Erziehung zur Mündigkeit, Frankfurt/M., 1971, S. 50–69. Weitere Stellen in Adornos Werk, in denen eine Öffnung zum Ausdruck kommt, hat H. Steinert in seiner Untersuchung über die Rolle von Adomos Jazz-Kritik für die “Ästhetische Theorie” aufgezeigt. Steinert findet, das es bei Adorno durchaus auch eine “L.] sehr deutliche Absage an irgendwelches Ausgeliefertsein der Konsumenten an ‘Wirkungen’ der Kulturindustrie” gibt, wobei weitere Aussagen als Relativierung des Einflusses der Kulturindustrie gesehen werden können. Vgl. H. Steinert, Die Entdeckung der Kulturindustrie…, a.a.O., S. 189. Ganz so weit läßt sich im Hinblick auf den Schluß des Zitats aus dem Vortrag “Freizeit” aber nicht gehen. Adorno rechnet die unterschiedlichen Strategien der Kulturindustrie, die Konsumenten weiterhin zu erfassen, schließlich nach wie vor mit ein und relativiert auch nicht deren Absicht und Wirkung.
Vgl. Gérard Raulet, Die neue Utopie, in: Manfred Frank et al. (Hrsg.), Die Frage nach dem Subjekt, Frankfurt/M. 1988, S. 283–316, hier S. 285.
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Göttlich, U. (1996). Hauptelemente der Kulturindustriethese und ihre Verknüpfung vor dem Hintergrund der dialektischen Theorie der Gesellschaft. In: Kritik der Medien. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95652-1_3
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