Zusammenfassung
Die aktuelle sozialstrukturelle Dynamik ist zum einen durch einen Wandel fundamentaler Strukturen des Erwerbssystems gekennzeichnet, angedeutet mit Stichworten wie: Auflösung von Normalarbeitszeit, Normalarbeitstag und Normalarbeitsverhältnis, Einführung neuer und flexibler Formen der Arbeitsorganisation und des Personaleinsatzes, Akzeptanz eines hohen Niveaus von Sockelarbeitslosigkeit. Sie ist zum anderen lebensweltlich charakterisiert durch eine Verflüssigung sozialer Lagen aufgrund einer Biographisierung des Lebenslaufs und einer Pluralisierung von Lebensformen und Lebensstilen. Diese Entwicklung, die auch unter dem Aspekt der Individualisierung diskutiert wird, hat nicht nur die Verwischung traditioneller sozialer Scheidelinien zur Folge. Sie macht zugleich eine Änderung der Perspektive auf soziale Ungleichheit erforderlich. Ich möchte deshalb mit meinem Beitrag den Blick weg von einer vorrangigen Betrachtung deskriptiver Merkmalskombinationen und sozialstruktureller Determinanten hin zu lebensweltlichen Medien der Produktion, Reproduktion und Transformation sozialer Ungleichheit lenken. Derartige Medien sehe ich in den Institutionen Lebenslauf, Biographie und Lebensführung. Ihrer Konzeptualisierung sowie der eher noch programmatischen Formulierung möglicher Konsequenzen für die Analyse sozialer Ungleichheit gilt der folgende, thesenhaft kondensierte Beitrag.
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Literatur
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© 1995 Leske + Budrich, Opladen
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Kudera, W. (1995). Lebenslauf, Biographie und Lebensführung. In: Berger, P.A., Sopp, P. (eds) Sozialstruktur und Lebenslauf. Sozialstrukturanalyse, vol 5. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99791-3_5
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