Zusammenfassung
„Die Deutschen haben uns hierher eingeladen“, erklärte die russisch-jüdische Putzfrau des Hotels bereitwillig, „damit wir hier die Schwarzarbeit machen und das allgemeine kulturelle Niveau erhöhen.“ Diese klassische Anekdote über russischjüdische Migration in die Bundesrepublik arbeitet mit der Spannung zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung in Migrationskontexten.
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Notes
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Die überwiegend städtischen, sowjetischen Jüdinnen und Juden zeichneten sich trotz struktureller und alltäglicher Diskriminierungen durch hohe Bildungs- und Aufstiegsorientierung aus. Für die Migration der 1990er sprechen verschiedene Autor_innen von einer 40-70%igen „Hochqualifizierten- oder Akademikerquote“ (wobei diese Zahlen mit Vorsicht zu genießen sind). Auf dem deutschen Arbeitsmarkt konnte diese Gruppe ihr hohes kulturelles Kapital ebenso wenig umsetzen, wie ihre oft langjährigen Berufserfahrungen, für die 2000er Jahre zeigen sich 40-60 Prozent der als Kontingentflüchtlinge eingereisten Menschen von sozialen Transferleistungen abhängig oder in prekären Arbeitsverhältnissen beschäftigt. Gründe hierfür sind neben sprachlichen Problemen vor allem die Nichtanerkennung der ausländischen Bildungsabschlüsse und Berufserfahrungen (vgl. Cohen/Kogan 2007, Remennick 2007, Gruber 1999). Einige Autor_innen prognostizieren aber besonders für die zweite Generation eine wesentlich verbesserte Position auf dem Arbeitsmarkt (vgl. Liebau 2010).
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Im deutschsprachigen Raum sind es paradigmatisch Emine Sevgi Özdamar und Feridun Zaimoglu, die in den 90er-Jahren auch auflagenstark einen gewitzten, selbstbewussten Ton anschlagen. Für die Literatur von Migrant_innen aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion sind der lakonische oder ironische Ton und das Spiel mit absurden Momenten eines Sergej Dovlatov stilbildend. Für heutige Autor_innen wie Wladimir Kaminer, Lena Gorelik, aber auch Gary Shteyngart, Anya Ulinich, Marina Lewycka ist dieser Ton fast schon eine notwendige Publikationsbedingung.
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In Bachtins Analyse steht das Prinzip der Umkehr der Herrschaftsverhältnisse im Zentrum. Der weltlichen Macht ist der Karnevalskönig, der Macht der Kirche die Verballhornung der heiligen Schrift gegenübergestellt (Bachtin 1995: 52f.).
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Die Namen wurden anonymisiert.
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Mat ist ein im russischen Sprachraum tabuisierter und zugleich weit verbreiteter Soziolekt basierend auf Schimpfwörtern.
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Konversationelle Scherzaktivitäten umfassen neben Witzen eine Reihe anderer Figuren und Genres, dabei können innerhalb von Gruppen auch neue scherzhafte Genres kreiert werden (für einen Überblick zu Genres und Formen von Scherzaktivitäten vgl. Kotthoff 1998:347ff.). Für die von mir untersuchte Gruppe konnte ich vielfältige Scherzaktivitäten herausarbeiten, die hier genannten sind für den kommunikativen Stil der Gruppe besonders relevant.
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Bajka ist der russische Begriff für eine persönliche, humoristische Erzählung oder Anekdote.
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Rabinowitsch ist eine klassische Figur jüdischer, aber auch antisemitischer Witze. Der heldenhafte Rotarmist Chapaev und der Nazis bekämpfende KGB-Agent Stirlitz sind Protagonisten populärer Filme und Serien, die in Witzserien weitergeführt wurden (vgl. Graham 2003).
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Lange Passagen beschäftigten sich beispielsweise mit der Verhandlung verschiedener Konzepte jüdischer Identität, mit der Vermittlung von mehrfachen Gefällen zwischen Deutsch- und Russischkenntnissen.
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Russ.: aöpHflaTbCfl/abrydat’sja: Ist ein Neologismus aus dem Wort heulen, weinen und dem Präfix aß, was mit „voll“ oder „durch“ übersetzt werden kann.
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Ein Partikel aus dem Russischen, der so etwas in der Art wie „Na“ bedeutet.
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Mildes, häufig im Alltag verwendetes Schimpfwort Ejum/Blin/Pfannkuchen ersetzt das richtige Maf-Schimpfwort Bljad/Schlampe.
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Im Russischen heißt Fahrrad Veloziped, Fahrradfahrer Velozepidist.
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„Kruta“ („steil“), ist ein umgangssprachliches Wort für cool.
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Klingenberg, D. (2013). Zähne zeigen. Humor in der kritischen Migrationsforschung. In: Mecheril, P., Thomas-Olalde, O., Melter, C., Arens, S., Romaner, E. (eds) Migrationsforschung als Kritik?. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19144-7_13
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