Auszug
Laut aktuellen Diagnosen der Arbeitsforschung (vgl. Sauer 2004) haben die strukturellen Wandlungsprozesse in der Bundesrepublik in den 1990er Jahren an Dynamik und qualitativer Durchschlagskraft gewonnen. Doch nicht nur für die Umbrüche in der Erwerbsarbeit, die sich etwa in der Erosion des männlichen Normalarbeitsverhältnisses, in der Vermarktlichung von internen Unternehmensstrukturen oder in dem veränderten, ‚subjektivierten ‘Integrationsmodus der Arbeitskraft zeigen, markierten die 1990er Jahre einen ‚Umschlagspunkt ‘(ebd.). Mit dem Zusammenbruch der DDR und dem Ende des sowjetisch geprägten Sozialismus insgesamt stand die neu konturierte bundesdeutsche Gesellschaft vor der Aufgabe, Transformationsprozesse in Ost wie West voranzutreiben, die von Ungleichzeitigkeiten, Eigendynamiken und divergenten Interessenkonstellationen bestimmt waren (und sind). Die bislang ungleich drastischeren Verwerfungen und die soziale Schärfe, die diese Prozesse in Ostdeutschland charakterisieren (Völker 2005), verweisen dabei jedoch weniger auf eine Sonderentwicklung Ost. Sie richten den Blick auf die ‚gesamtdeutsch ‘weitreichenden Folgen für die Verfasstheit von Arbeits- und Geschlechterverhältnissen, für soziale Ungleichheiten und deren institutionelle Regulierung. Wachsende soziale Verwundbarkeiten einerseits, Diskrepanzen zwischen ‚realen ‘und, gefühlten ‘Arbeitsplatzunsicherheiten andererseits, dauerhaftes Leben jenseits der Erwerbsarbeit und zunehmende soziale Polarisierungen zwingen zum Über- und Neudenken ungleichheitssoziologischer Konzepte (vgl. Bude 1998, Kronauer 2002).
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Literatur
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Völker, S. (2006). Umstellungsstrategien in ostdeutschen Arbeitnehmerinnenmilieus: Pragmatische Selbstbehauptungen. In: Bremer, H., Lange-Vester, A. (eds) Soziale Milieus und Wandel der Sozialstruktur. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90281-4_12
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