Skip to main content

Die Sucht-Prävention kann die Realität der Peergruppe nicht adäquat erfassen

  • Chapter
Das Elend der Suchtprävention
  • 230 Accesses

Zusammenfassung

>Just say no< lautet die zentrale Botschaft der Sucht-Prävention, weil sie davon ausgeht, dass es die Gleichaltrigen seien, die Peergruppe, die den Novizen verführen; Widerstands-Kompetenz, Selbstbewusstsein sollen sie entwickeln, um dem Druck dieser ‚Sub’-Kultur zu widerstehen; die Überwachung durch die Familie ist zu stärken, damit die eigenen Kinder am Wochenende diesen Peers nicht in die Hände fallen:

“In general the largest associations were seen between friends’ behaviours and illicit drug usage. As an illustration, pupils, who claimed that some, most or all of their friends smoked cannabis were vastly more likely than others to have smoked cannabis within the past 30 days. After weighting, 400 out of 1586 pupils (25,2%) whose friends smoked cannabis had smoked cannabis within the past 30 days. For those whose friends did not smoke cannabis the figure is 13 out of 981 (1,8%). After allowing for clustering the odds ratio is 27,11 (p<0.001).

Dies interpretieren die Autoren262 dann in der “conclusion and discussion” wie folgt: “Two variables yield significant relationships with use of all the substances tested. These are friends smoking cannabis and lack of parental monitoring (das auch erfragt wurde, doch bei Cannabis erheblich geringere ‘Raten’ als die peergroup-Variable aufwies). It seems highly plausible that parents not knowing who their children are with, particularly on Saturday evenings, implies that they are also unlikely to know about their child’s experimentation with illicit substances (...). Illicit drug use therefore seldom occurred in isolation. It was typically a social activity among a group of friends (...). These findings suggest that the family is a potent factor in influencing the ways in which young people use (or misuse) psychoactive substances”.

„Because to be bad, Mother, that is the real struggle: to be bad — and to enjoy it. That is what makes men of us boys, Mother. But what my conscience, so-called, has done to my sexuality, my spontaneity, my courage! I am marked like a road map from head to toe with my repressions.(...). See, I am too good too, Mother, I too am moral to the bursting point — just like you! Did you ever see me try to smoke a cigarette? (...) Yes, that’s how good I am, Momma. Can’t smoke, hardly drink, no drugs, don’t borrow money or play cards, can’t tell a lie without beginning to sweat.(...) Ma, Ma, what was it you wanted to turn me into anyway, a walking zombie (...) ? Where did you get the idea that the most wonderful thing I could be in life was obedient? A little gentleman?”

(Ph. Roth: Portnoy’s Complaint. Vintage 1999;124f)

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 54.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Anmerkungen

  1. Miller/Platt (2003;22ff), die 1999 im Rahmen der ESPAD-Studie in Großbritannien 2.641 SchülerInnen im Alter von 15/16 Jahren mit einem Fragebogen durch Lehrer klassenweise befragen ließen

    Google Scholar 

  2. In Zinneckers et al. (2002;61) für Nordrhein-Westfalen repräsentativen Jugendstudie aus dem Jahr 2001 waren von den 10–12-Jährigen 52% und bei den 16–18-Jährigen 81% in einer Clique, die sich etwa 4 mal pro Woche trafen, mit einer durchschnittlichen Anzahl von 7 Mitgliedern, die bei den 16–18-Jährigen auf 11 anstieg.

    Google Scholar 

  3. Um einen besseren ‚ethnographischen’ Eindruck von dieser uns Erwachsenen häufig so fremden wie früh-sexuell gefärbten Welt zu bekommen, empfehle ich das Kapitel „Im Schulbunker wimmelt es von ‚fiesen Hunden’ und ‚alten Knackern’. Aus der Welt der Schülersubkultur’ von Zinnecker (2001; 203ff), das zwar die Zeit der 70er Jahre erfasst, doch weithin, wie ich als Vater zu bestätigen weiß, auch heute noch gilt.

    Google Scholar 

  4. So rangierte in Zinneckers (et al. 2002;26f) Befragung bei den 10–12Jährigen die ‚Freundesgruppe’ in der Wichtigkeit schon vor den nicht-familiären Erwachsenen, während der ‚gute Freund/Freundin’ nach den Eltern und Oma/Opa mit den Geschwistern gleichzog; bei den 13–18-Jährigen zählen dann „die erwachsenen BetreuerInnen durchweg zu den weniger wichtigen Personen“; der gute Freund/Freundin kommen in ihrer Gewichtigkeit gleich nach Mutter/Vater und die ‚Freundesgruppe’ zieht jetzt mit Schwester und Oma gleich.

    Google Scholar 

  5. Morgan/Grube (1991) unterscheiden etwa in ihrer irischen Follow-up-Untersuchung zwischen dem ‚besten Freund’, ‚ guten Freunden’ und ‚Gleichaltrigen’ einerseits und dem ‚perceived drug use’ bzw dem ‚perceived approval of drug use’ andererseits, um zu zeigen, dass beim Rauch/Drogen-Beginn sowohl die guten und der beste Freund eine wichtige Rolle spielt, während beim Weiterrauchen vor allem der ‚beste Freund’ dominierte, und dass bei beiden der wahrgenommene Konsum wichtiger war als die erwarteten Zustimmung.

    Google Scholar 

  6. in ihrer holländischen Follow-up-Interview-Studie bei 1.063 14-Jährigen, in der sie jeweils für Raucher und Nicht-Raucher (in den letzten 4 Wochen) zunächst deren ‚rauchenden’ Peergruppen-Status und später nach drei Jahren (inzwischen also 17-jährig) die Veränderung dieses Gruppen-Status erhoben „by asking youngsters whether their current peer group configuration corresponded to the peer group“ der vorausgegangene Erhebung, wobei 55% angaben, dass die Hälfte oder mehr ihrer peergroup („inner circle of friends“) aus neuen Freunden bestanden

    Google Scholar 

  7. social network analysis mit Hilfe des Negopy software package

    Google Scholar 

  8. “smoking was something they did rather than something they were”

    Google Scholar 

  9. In 5 Wellen, die 1991 mit 776 14-Jährigen einsetzten und zuletzt 529 18-Jährige mit Fragebögen und einem qualitativen Interview erfassten

    Google Scholar 

  10. wegen erheblicher ‚sampling’ und Kontrollgruppen-Probleme und zumeist recht großer ‚attritions-’, d.h. Verlustraten zwischen den follow-up-Befragungen, die zwar — in den besseren Studien — zumeist erwähnt werden, aber durch Hinweis auf ähnliche Probleme bei analogen Studien zumindestens in den die ‚positiven’ Ergebnisse zusammenfassenden Abstrakts gerne bei Seite gelassen werden.

    Google Scholar 

  11. so auch Helfferich ‚’Ausdifferenzierung in der Prävention’ im Anhang 2 der >Stellungnahme< (S. 45–66) und Gaßmann (2000); einige Präventionsprojekte vor allem für jugendliche Aussiedler findet man im Drogen- und Suchtbericht (2003:35–43 bzw 2004;65ff)

    Google Scholar 

  12. Eine Religiosität, die heute bei deutschen Jugendlichen in West und insbesondere Ost auf den drei Dimensionen eines ‚Glaubens an ein Weiterleben’, beim Beten und insbesondere beim Gottesdienstbesuch auf ein historisches Tief gesunken ist (s. Tabelle in: Shell Jugendstudie Nr. 13, 2000;162). Vgl auch die unterschiedlichen Werte bei moslemisch und christlich erzogenen Jugendlichen in Zinnecker et al. (2002;98f)

    Google Scholar 

  13. auf die Risiken solcher ‚false positives’ und ‚false negatives’ verweisen auch Lösel/Bliesener (2003;18) in ihrer Untersuchung ‚schulischer Gewalt’ hin, glauben aber doch bei einer kleinen Gruppe von Hochgefährdeten ‚BullyingJugendlichen’ — nicht-stigmatisierend — präventiv eingreifen zu können bzw. zu müssen: „Die große Stabilität der Aggressivität und Delinquenz legt (...) nahe, dass sich ein intensives Problemverhalten im Jugendalter oft nicht von selbst ‚auswächst’“ (178)

    Google Scholar 

  14. Quensel/Butt-Behrmann (2002)

    Google Scholar 

  15. s. Anmerkung 7

    Google Scholar 

  16. Eine solche Cluster-Analyse folgt zunächst bestimmten numerischen Vorgaben (z.B. „Bilde vier Gruppen“). Inhaltlich hängt sie von denjenigen Variablen ab, deren Aufteilung man näher überprüfen will. Ihr realer Gehalt lässt sich in einem zweiten Schritt dadurch vertiefen, dass man die Zusammenhänge zwischen den so gebildeten Gruppen und weiteren Variablen (z.B. deren Freizeitaktivitäten) untersucht

    Google Scholar 

  17. in ganz derselben Weise unterscheiden auch Walter/Remschmidt (2004) in ihrer Marburger Längsschnitt-Studie (mit 14 Jahren delinquente Vorgeschichte erhoben, mit 18 getestet, mit 40 überprüft) zwischen einer kleinen Gruppe ‚’chronischer Täter’ und der sehr großen Gruppe vorübergehender Delinquenz, die sich jedoch nicht in ihrer Delinquenz vor dem 14. Lebensjahr unterschieden. Hauptsächliche prognostische Kriterien waren zunächst Lemprobleme und später fehlende berufliche Bildung

    Google Scholar 

  18. in der aus einer Gruppe von 700 14-jährigen SchülerInnen 465 Personen 1995 und 1999 als 18- und 22-Jährige erneut — u.a. mit Hilfe von Tiefen-Interviews — befragt wurden,

    Google Scholar 

  19. Dementsprechend fanden auch Farrington/West (1990 e.U), in ihrer Langzeituntersuchung von 411 Londoner Jungen: “Jungen, die in kriminogenen Umständen lebten und die nicht delinquent wurden, schienen nervös und ‘withdrawn’ und hatten keine oder nur wenig Freunde.

    Google Scholar 

  20. So erwähnt die >Expertise zur Primärprävention< (Künzel-Böhmer u.a.1993) zwar mehrfach diese Studie, doch betont sie hinsichtlich dieses ‚Experimentierer-Befundes’: „Die Ergebnisse (...) sind mit großer Vorsicht zu interpretieren, da u.a. die Stichprobe für die angewandte Methode sehr klein war“ (S.15) während sie deren ‚familien-erziehungs-bezogenen’ Ergebnisse mehrfach herausstreicht (46,51)

    Google Scholar 

  21. Ein ‚kurvilinearer’ Befund, den Clifford et al. (1991;52) in den USA bei etwas älteren Studentlnnen (AM = 22,16 Jahre) mit Hilfe einer interessanten >life-satisfaction<-Skala wiederholen konnten: „Small amounts of drug use may actually increase one’s self-reported life satisfaction because low to moderate drug usage is often associated with socializing and having fun. Complete abstinence, on the other hand, may be reflexive of a somewhat rigid life-style or a health problem which precludes the use of certain drugs”.

    Google Scholar 

  22. Ein Befund, der uns anfangs der 70er Jahre ein mehrjähriges ‚soziotherapeutisches’ Forschungsprojekt in einer Abteilung einer Jugenstrafanstalt abbrechen ließ, als sich herausstellte, dass unsere ‘Erfolge’ zu einer testmäßig erfassbaren stärkeren ‚Neurotisierung’ der Jugendlichen führte, ohne dass wir ihnen die entsprechenden Ausstiegs- und Aufstiegschancen bieten konnten.

    Google Scholar 

  23. Shellstudie — unter 10.2

    Google Scholar 

  24. Das sind die 13. und 14. Shell-Jugendstudie, im folgenden Abschnitt zitiert als I (2000) und II (2002) jeweils mit Seitenzahl

    Google Scholar 

  25. Beide Erhebungen wurden jeweils durch hoch interessante qualitative Interviews ergänzt, auf die wir hier jedoch nicht näher eingehen können

    Google Scholar 

  26. vgl zu den hier auf die Gesellschaft zukommenden Probleme die Titelgeschichte des Spiegel (2004 Nr.2:, S.38ff) >Der letzte Deutsche: Auf dem Weg zur Greisenrepublik<

    Google Scholar 

  27. und damit — zumindest in Frankreich — auch als RaucherInnen: „For both sexes, mobile phone ownerschip is one of the strongest predictors of smoking behaviour“ und zwar sowohl für das tägliche und mehr noch für das ‚heavy smoking’ (>10 per day) (Peretti-Watel et al. 2002;340f)

    Google Scholar 

  28. Nachrichten vom 16.9.2003

    Google Scholar 

  29. vgl. auch Brettschneider/Kleine (2001), die zu demselben Ergebnis gelangen

    Google Scholar 

  30. Auf das wir ja oben auch bei den angeführten Untersuchungen von Parker et al.(1998) und Williams/ Parker (2001) stießen

    Google Scholar 

  31. im Rahmen des WWW. DRUGNET-Survey wurden der Drogenkonsum in 7 Kategorien, demographische Daten (education level, age, marital status, happiness with marital status, ethnicity, employment und lifestyle), frühere Erfahrungen mit der Justiz und policy issues erfragt sowie ein standardisierter GeneralWell-Being Fragebogen mit den Dimensionen: No health concern, energy level, satisfying life, cheerful/depressed, relaxed/tense und emotions under control beantwortet.

    Google Scholar 

  32. wie dies der Spiegel in seinem Artikel >Nobel statt Nabel< (Nr.28;2003;129) unter Bezug auf Adomo als Kennzeichen ‚autoritärer Persönlichkeiten’ so überzeugend formuliert.

    Google Scholar 

  33. Kawachi et al. (1999

    Google Scholar 

  34. in der die hohen Negativwerte an den beiden Enden einer Drogen-Skala auftreten, während die niedrigsten Werte in deren Mitte zu finden sind

    Google Scholar 

  35. Vgl. dafür auch Guallar-Castillon u.a. (2001) in ihrer landesweiten Langzeit-Gesundheitsstudie in Spanien, wonach mit zunehmendem ‚normalen’ Alkoholkonsum die subjektive Einschätzung der eigenen Gesundheit zunahm, selbst wenn man Geschlecht, Tabakkonsum sowie chronische Erkrankungen wie Diabetes, Asthma, Bronchitis und Bluthochdruck kontrollierte.

    Google Scholar 

Download references

Authors

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2004 Springer Fachmedien Wiesbaden

About this chapter

Cite this chapter

Quensel, S. (2004). Die Sucht-Prävention kann die Realität der Peergruppe nicht adäquat erfassen. In: Das Elend der Suchtprävention. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-07648-3_5

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-07648-3_5

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-531-14269-2

  • Online ISBN: 978-3-663-07648-3

  • eBook Packages: Springer Book Archive

Publish with us

Policies and ethics