Zusammenfassung
In den vorausgegangenen Thesen habe ich das Funktionieren und die Funktion der gegenwärtigen Sucht-Prävention untersucht. Zuletzt bin ich auf die Entwicklung ‚realer’ Probleme eingegangen, denen — aus präventiver Sicht — mit einer (weithin fehlenden) auch politisch gefärbten >strukturellen Prävention< zu begegnen wäre. Eine strukturelle Prävention die weder ‚sucht’-bezogen zu begründen wäre, noch — kombiniert — die Erfolge der gängigen Sucht-Prävention verbessern könnte.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Anmerkungen
Mancher ehemals strikt therapeutisch ausgerichteter Verein legte sich alsbald mit einem Methadon-Programm ein zweites ertragreiches Standbein zu.
vgl. Snow et al. (2001) zu dieser in ‚drogen-präventiver’ Hinsicht bisher wenig untersuchten höchst heterogenen Gruppe ‚lerngestörter’ Jugendlicher („learning disabilities, attentional disorders, intellectual disability, conduct disorders, sensory deficit, acquired brain injury“ und insbesondere „attention deficit/ hyperactivity disorder: ADHD”)
Benard’s Ausführungen entsprechen ganz unmittelbar unseren Erfahrungen aus den 60er Jahren während eines 5-jährigen Forschungsprojektes in einer Jugendstrafanstalt
D’Emidio-Gaston/Brown (1998)
In die sie ihre befragten Focus-Gruppen aufgeteilt hatten
So gaben 32% der von Zinnecker et al. (2002;152f) befragten 13–18-Jährigen >Bravo< als nützlichsten ‚Ratgeber aus einer Liste von 13 ganz unterschiedlichen Ratgebern an’: Vor allem Mädchen (41%) und jüngere Jugendliche mit 13 Jahren (47%) glauben an Bravo
einen Eindruck in die hier noch anstehende Aufgabe kann der Blick in die an den Kiosken vertriebene Zeitschrift > Hanfl < vermitteln
Eine wohl sehr typische Schwierigkeit vor allem die ‚problematischeren’ Schulen zu erreichen zeigte sich beim Münchener >inside@school<-Projekt, in dem — neben den internen Schulpsychologen — extern bezahlte Fachkräfte zwar in daran besonders interessierten Gymnasien und (verstärkt in Anspruch genommenen) Realschulen über drei Jahre arbeiten konnten, Hauptschulen dagegen gar nicht in Betracht gezogen (?) oder zumindest im Evaluationsbericht nicht erwähnt werden (Schlanstedt/Schu 2003)
s. Quensel (2001) und Aveyard (1999;243): Studierende einer englischen Universität waren vor allem daran interessiert, etwas über „side effects, how the drugs act, long-term implications and help available“ zu erfahren, während „a smaller proportion of students expressed interest in aspects such as safer drug use, fines, and other penalties associated with drug use“
vgl. Marquardt/Merkle (2003), die (laut Einleitung der Herausgeber) betonen, dass diese Werbung „nicht unabhängig von den sozialen Einbindungen ihrer Rezipienten gesehen werden kann und nie ‚autonom’ wirkt, sondern immer nur einen Stimulus unter anderen darstellt, der zudem auf unterschiedliche Rezipienten höchst unterschiedlich wirkt“.
Ein solcher Mythos sei z.B: die These, dass das Passivrauchen in Deutschland jährlich 400 LungenkrebsFälle verursache. So die Anzeige des BZgA in >Bravo< Nr.22 (2004;17). Vgl. hierzu die Analysen von Überla (1997) aus epidemiologischer Sicht und von Nilsson (1997) aus toxikologischer Sicht sowie zum Hintergrund: Treutlein (1998), auf die ich im Nachwort noch einmal zurückkomme. Vgl. dagegen die Broschüre „Passivrauchende Kinder in Deutschland — frühe Schädigungen für ein ganzes Leben“ des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg (www.rauchfrei2004.de)
s. www.eve-rave.net sowie www.eve-rave.ch
Holterhoff-Schulte (2001;224) möchte diese Art der Aufklärung (unter dem ‚Sucht-Apekt‘ freilich) mit Recht sogar schon im Kindergarten einsetzen lassen: „Häufig fühlen sich Eltern — auch durch eine entsprechende Berichterstattung in den Medien — dem ‚Drogenproblem‘ machtlos ausgeliefert und glauben, selbst keine Handlungsmöglichkeit zu haben. Deshalb ist es sehr wichtig, bei ersten Kontakten mit Eltern das Bild zurecht zu rücken und deutlich zu machen, dass Suchtmittel zum Leben dazugehören, dass alle Menschen Suchtmittel gebrauchen — auch sie selbst, dass der Missbrauch legaler Suchtmittel insgesamt sehr viel größer ist als der Missbrauch bestimmter illegaler, harter Drogen und dass die Gefährdung ihrer Kinder in erster Linie für den Missbrauch legaler Drogen besteht, dass sie selbst etwas tun können, um diese Gefährdung zu verringem, und zwar durch ihren konkreten Umgang mit dem Kind und nicht zuletzt auch durch ihr Vorbild“.
Immer wieder findet man (freilich nicht allzu hohe) Korrelationen zwischen rauchenden und trinkenden Eltern einerseits und dem entsprechenden Drogenkonsum der Jugendlichen andererseits
zur rechtlichen Situation von Lehrern und Schulleitung s. Rumrich/Fischer (2001)
vgl. Quensel (1985). Rosenbaum (1998;198) belegt dies recht eindeutig mit dem Schicksal des Buches von Weil/Rosen (1983): “perhaps the most thorough and informative book for teenagers (...) was hastily removed from drug education curricula shortly after its publication because it stressed the importance of nonabusive relationships with drugs rather than total abstinence”.
Zur rechtlichen Situation etwa beim Alkohol für unter 16-Jährige vgl. Fleck (2001)
Rights and permissions
Copyright information
© 2004 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Quensel, S. (2004). Drogen-Erziehung setzt Vertrauen zwischen den Beteiligten voraus. Vertrauen erwächst aus richtiger Information. In: Das Elend der Suchtprävention. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-07648-3_8
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-07648-3_8
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-14269-2
Online ISBN: 978-3-663-07648-3
eBook Packages: Springer Book Archive