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Testung eines Modells zur Erklärung von Alkoholkonsum (Metallarbeiterstudie)

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Arbeitsbedingungen, Stress und der Konsum von Alkohol

Part of the book series: Forschung ((FS,volume 160))

  • 343 Accesses

Zusammenfassung

Nach den bisher referierten Untersuchungsergebnissen haben mit der beruflichen Tätigkeit verbundene Stressoren (wie z.B. die hier untersuchten Merkmale Zeitdruck und Rollenkonflikte) keinen, einen geringen oder sogar einen hemmenden Einfluss auf die Tendenz zum Alkoholkonsum. Demgegenüber erwiesen sich die Kontrollamitionen bzw. die Distanzierungsunfähigkeit als relativ starker Prädiktor. Hierbei ist allerdings einschränkend zu berücksichtigen, dass — wie schon zu Beginn der Untersuchung kurz angesprochen wurde — eine Veränderung der Belastungsstruktur im Erwerbsleben zu konstatieren ist und der Stellenwert „klassischer Belastungsfaktoren“ — wie der oben genannten — zunehmend fraglich geworden ist (s.o. Kapitel 1.1, Abbildung 1–1 und Abbildung l–2). Diese Veränderung der Wirksamkeit der Belastungsfaktoren kann als Folge eines sich verschärfenden wirtschaftlichen Wettbewerbes gesehen werden. Die Unternehmensleitungen begegnen der veränderten wirtschaftlichen Konkurrenzsituation u.a. durch Personalabbau (z.B. im Rahmen der „lean production“) und mit der Einführung neuer Technologien. Es mehren sich in jüngerer Zeit die Hinweise, dass mit der Implementation von neuen Technologien eine erhöhte gesundheitliche Belastung verbunden ist, die einerseits aus einem Anstieg von Leistungsanforderungen („Stress, Arbeitstempo, Hektik“ usw.) resultiert, zum anderen aber Folge einer zunehmenden Arbeitsplatzunsicherheit ist (vgl. Marstedt, 1994, S. 27, S. 56).

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Literatur

  1. Die empirische Basis der Studie gründet sich auf unterschiedliche Erhebungsmethoden, die in der Zeit zwischen August 1981 bis Mai 1983 in den oben genannten Industriezweigen zum Einsatz kamen: (a) Gespräche mit dem Management, mit betrieblichen Experten sowie mit Betriebsratsmitgliedern (Automobilindustrie: 54/Werkzeugmaschinenbau: 18/chemi- „Das Credo der neuen Produktionskonzepte lautet: a) Autonomisierung des Produktionsprozesses gegenüber lebendiger Arbeit durch Technisierung ist kein Wert an sich. Die weitestgehende Komprimierung lebendiger Arbeit bringt nicht per se das wirtschaftliche Optimum. b) Der restringierende Zugriff auf Arbeitskraft verschenkt wichtige Produktivitätspotentiale. Im ganzheitlicheren Aufgabenzuschnitt liegen keine Gefahren, sondern Chancen; Qualifikationen und fachliche Souveränität auch der Arbeiter sind Produktivkräfte, die es verstärkt zu nutzen gilt“ (Kern & Schumann, 1984/1990, S. 19).

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  2. Allerdings sehen die Autoren diese Probleme jenseits des eigenen Empiriezugriffs ihrerStudie (Schumann et al., 1994, S. 38).

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  3. In der neuen Auflage des Buches findet sich diese pessimistische Prognose nicht mehr(Friedrich & Wiedemeyer, 1998). Allerdings betonen die Autoren, dass es sich bei Vollbeschäftigung um eine Ausnahmesituation handelt (ebd., S. 329f.).

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  4. Bei Cooper et al. (1990) waren ¡ª neben der Konsummenge ¡ª auch das Trinken mit demZiel der Stressbewältigung und Alkoholprobleme als abhängige Variablen untersucht worden. Ferner haben die Autoren mehrere Moderatorhypothesen formuliert. Wie auch an anderen Stellen der Untersuchung werden hier nur die direkten Effekte untersucht (s.o. Kapitel 2.5.3), während die zahlreichen von Cooper et al. vermuteten Interaktionseffekte nicht berücksichtigt werden. Sie wurden von der Forschungsgruppe selbst wiederholt untersucht und führten zu keinen oder nur sehr geringen Effekten (Frone & Windle, 1997; Peirce, Frone, Russel & Cooper, 1996).

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  5. Eine Ausnahme ist der ERl-Index, der in enger Anlehnung an die Vorgaben der Forschungsgruppe um Siegrist (Siegrist & Peter, 1994) als Quotient berechnet wurde. Eine derartige Indexbildung ist im Bereich der Arbeitsstressforschung durchaus als üblich zu bezeichnen (vgl. Landsbergis et al., 1994).

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  6. Diese Vorteile der ULS-Methode sind allerdings auch mit einigen Nachteilen verbunden(vgl. Bollen, 1989, S. 112f.; Pfeiffer & Schmidt, 1987, S. 32). Ferner ist zu berücksichtigen, dass die ML-Methode relativ robust bei Verletzung der Multi-Normalverteilungs-Annahme ist (Jöreskog & Sörbom, 1989, S. 21). Schließlich ist zu bedenken, dass nach Ansicht mancher Autoren hohe Fallzahlen die Güte der Schätzer ohnehin sicherstellen (vgl. Brandmaier & Mathes, 1993, S. 115).

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  7. Das Interview in der Studie von Cooper et al. (1990) dauerte 90 Minuten. Die Responden-ten in dieser Studie erhielten für ihre Teilnahme 25 Dollar. Während längere Zeit durch derartige Belohungen die Qualität der erhobenen Daten fraglich erschien (vgl. den Oberblick bei Hafermalz, 139ff.), so wird dieses Risiko in neueren Studien geringer eingeschätzt (vgl. Porst, 1999; Singer, 1998). Der hier verwendete Fragebogen wurde im Mittel innerhalb von 75 Minuten ausgefüllt, bei einer allerdings sehr hohen Standardabweichung (72 Minuten). Die Entschädigung betrug DM 15,- bzw. 20,-. Diese Summe hätte nach dem Modell zur Vorab-Kalkulation von Heberlein und Baumgartner (1978) eine akzeptable Rücklaufquote von etwa 60% gewährleisten müssen (vgl. Habermehl, 1992, S. 120f.). Offensichtlich werden allerdings bei Betriebsbefragungen weitere Faktoren bedeutsam, die in diesem allgemeinen Modell zur Prädiktion von Rücklaufquoten bei schriftlichen Befragungen nicht erfasst werden. „The defect in the mailed questionnaire is not so much low response rates, as a great variability in response rates across investigators, subject populations,questionnaires, and procedures“ (Heberlein & Baumgartner, 1978, S. 458; Hervorhebungen im Original).

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  8. Dies gilt übrigens auch für „biologische Alkoholismusmarker“, die direkt auf eine Alkoholkrankheit hinweisen sollen. „Allerdings ist die Sensitivität aller biologischen Alkohol-marker, d.h. die Erkennungsrate in unausgewählten Bevölkerungsstichproben nur niedrig, so daß sie zum Screening in der Klinik oder Praxis wenig geeignet sind, da nur ein kleiner Teil der Betroffenen so erfaßt werden kann” (Wetterling, 1999, S. 46).

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  9. Von der IG-Metall wurde freundlicherweise hierfür ein Verzeichnis von Unternehmen miteiner Beschäftigtenzahl von mehr als 1.000 Personen zur Verfügung gestellt. Ergänzend wurde eine von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung herausgegebene Dokumentation von Unternehmen berücksichtigt, die im besonderen Maße Öffentlichkeitsarbeit betreiben und für die hier verfolgten Fragestellungen möglicherweise eher aufgeschlossen sind.

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  10. In einem vierten Betrieb wurde die Befragung auf Wunsch der Geschäftsführung und des Betriebsrates auch auf die Angestellten ausgedehnt, so dass diese Ergebnisse nicht in die Berechnungen eingehen.

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  11. In diesem Betrieb wurde die Befragung durch den Betriebsrat abgewickelt.

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  12. Die niedrige Ausschöpfungsquote ist u.a. durch folgende Faktoren bedingt: (l) Die Rückgabe der Fragebogen war auf drei Vormittage begrenzt, d.h. es war keine Erinnerungsaktion möglich. (2) 30% der Mitarbeiter sind nicht deutscher Nationalität. (3) Ferner wurde während der Befragung bekannt, dass ca. 400 Beschäftigte entlassen werden müssen, was das Klima im Betrieb drastisch verschärfte. So hatte der Betriebsrat bereits vor der Befragung für jede der 400 Personen ein symbolisches Holzkreuz vor dem Unternehmen aufstellen lassen.

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  13. In diesem Betrieb wurden die Adressen der Beschäftigten zugänglich gemacht, so dass sich die Befragung an der „Total Design Method“ von Dillman (1978) orientieren konnte. Dies war bei den anderen Betrieben nur in eingeschränktem Maße der Fall, da hier die Verteilung der Anschreiben bzw. Fragebogen über die Betriebsräte bzw. Betriebsleitungen erfolgte.

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  14. Dieser Trend bezieht sich allerdings nicht auf Mitarbeiterbefragungen, die als Instrument des Innovations-und Qualitätsmanagements verwendet werden (vgl. Bungrad & Jöns, 1997). Bei derartigen Mitarbeiterbefragungen können weitaus höhere Teilnahmequoten erreicht werden.

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  15. Der Wert derartiger Vergleiche von Befragungsdaten kann angezweifelt werden, da diese Daten von komplexen Urteilsprozessen abhängig sind und von dem Kontext, innerhalb dessen gefragt wurde, beeinflusst werden (vgl. Schwarz, 1987; vgl. allgemein den Überblick bei Strack, 1994). Ein Vergleich zwischen Befragungen wäre demnach nur im gleichen Kontext zulässig. Diese Voraussetzung dürfte bei den wenigsten Befragungen gegeben sein. Ferner ist zu bedenken, dass aus linguistischer Perspektive auch das Problem des Bedeutungswandels bei größeren Abständen zwischen den Befragungen einen derartigen Vergleich erschwert (Schmidtchen, 1986; vgl. hierzu die Einführung bei Ullmann, 1972).

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  16. Erwerbstätige Bewohner der Stadt München, 25 Jahre oder älter (Brinkman & Potthoff, 1983, S. 382).

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  17. Das Computer-Programm für „cross-lagged“-Korrelationen ist im Internet unter der URL http://userpage.fu-berlin.de/¡ªahahn/cross.htm (Stand 24.07. 2000) abrufbar.

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  18. Es hat sich zeigen lassen, dass mit diesem Verfahren in der Regel Zusammenhänge zwischen Arbeitsplatzstressoren und Befmdensbeeinträchtigungen aufgedeckt werden konnten, die sich auch durch LISREL-Analysen absichem ließen (Lehner, 1999, S. 114; vgl. Frese, 1985).

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  19. Die trotzdem exploratorisch durchgeführten Analysen in diese Richtung ergaben allerdings auch keinen substantiellen Befund. Ein derartiges Ergebnis kann nur mit sehr großen Einschränkungen als eine Widerlegung einer kausalen Wirkung von Arbeitsstressoren auf den Alkoholkonsum gewertet werden (vgl. Greif et al., 1983, S. 390). Mit der Analyse von cross lagged Korrelationen sind zahlreiche Probleme verbunden, die z.B. bei Rogosa (1980) diskutiert werden. Diese ¡ª hier im Detail nicht darzustellende ¡ª Diskussion um methodische Problempunkte der cross lagged Korrelationen hat deutlich werden lassen, dass es sich dabei eher um ein exploratives Verfahren handelt. Greif et al. (1983, S. 392) sprechen sich deshalb für eine sehr zurückhaltende Interpretation derartiger Korrelationen aus. Ergänzend müsste man noch anführen, dass eine derartige Untersuchungsstrategie nur dann Aussicht auf Erfolg hat, wenn ¡ª wie bereits erwähnt wurde (s.o. Kapitel 3) ¡ª die Messperiode der Wirkungsweise des Kausalfaktors entspricht (Engel, 1991). Ist diese Voraussetzung nicht gegeben, dann kann es sein, dass sich der kausale (Gesamt-)Effekt, den eine theoretische Variable auf eine andere ausübt, „über die Zeit hinweg aus kurz-und längerfristigen Teileffekten mit entgegengesetztem Vorzeichen zusammen [setztl“ (Engel, 1991, S. 20; Hervorhebung im Original). „So könnte beispielsweise der kurzfristige Effekt positiv, der mittelfristige negativ und der langfristige Effekt wieder positiv sein” (ebd.). Vor diesem Hintergrund sprechen die Befunde nicht unbedingt gegen einen kausalen Einfluss der Arbeitsplatzstressoren auf den Alkoholkonsum, sondern können auch Folge eines zu kurzen oder zu langen Wiederholungszeitraumes für die Messung sein.

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  20. Ein anonymer Reviewer hatte dieses starre Modell von Cooper et al. angezweifelt und auf die Möglichkeit hingewiesen, dass psychosoziale Variablen direkt auf den Alkoholkonsum einwirken (vgl. Cooper et al., 1990, S. 272, Anmerkung 7). Möglicherweise hätte eine iterative Modelloptimierung auch bei der Cooper-Studie zu dem selben Ergebnis wie in der hier durchgeführten Metallarbeiterstudie geführt.

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  21. Hier wurde die Rückwärtsselektion mit dem Likelihood-Ratio-Kriterium verwendet, die dem Wald-Kriterium überlegen sein soll (vgl. Norusis, 1990, S. 57).

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Puls, W. (2003). Testung eines Modells zur Erklärung von Alkoholkonsum (Metallarbeiterstudie). In: Arbeitsbedingungen, Stress und der Konsum von Alkohol. Forschung Soziologie , vol 160. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09280-3_4

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-09280-3_4

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