Zusammenfassung
Organisationen bestehen aus zwei parallel existierenden Ebenen: der formalen und der informalen. Darauf, dass hierbei Parlamente keine Ausnahme machen, hat für den Fall des Deutschen Bundestages explizit zuerst Gerhard Loewenberg (1969: 169–172) in seiner wegweisenden Studie „Parlamentarismus im politischen System der Bundesrepublik Deutschland“ aufmerksam gemacht. Der Loewenbergsche Hinweis auf diesen Aspekt war jedoch keineswegs die Initialzündung für eine intensivere Beschäftigung der politikwissenschaftlichen Profession mit diesem Themenkreis, sondern bildete lediglich den Ausgangspunkt zunehmender Verweise auf das Forschungsdesiderat (vgl. z. B. Oberreuter 1984: 240). Erst mit der verstärkten Etablierung entscheidungs-, handlungs-, organisations- und rollentheoretischer Ansätze Ende der achtziger Jahre richtete sich die Aufmerksamkeit der Fachvertreter verstärkt auch auf die informale Ebene (vgl. Hartwich/ Wewer 1991, Hanke 1994, Töller 1995). Heute herrscht wohl über die zentrale Bedeutung der Analyse dieser „Parlamentsfrage von substantieller Art“ (Wolfgang Zeh in Deutsche Vereinigung für Parlamentsfragen 1994: 507) in Kreisen der Parlamentarismusforschung, insbesondere der Fraktions- und Reprasentationsforschung, breiter Konsens (vgl. den Überblick zum Forschungsstand bei Schwarzmeier 2000: 31–42).
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Schwarzmeier, M. (2001). „Nur“ Stilfragen? Informale Verhaltensregeln und Handlungsnormen im Deutschen Bundestag. In: Oberreuter, H., Kranenpohl, U., Sebaldt, M. (eds) Der Deutsche Bundestag im Wandel. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09595-8_2
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