Zusammenfassung
Die Begriffe „männlich“ und „weiblich” gehören — wie Sigmund Freud in einer melancholischen Fußnote feststellte — „in der Wissenschaft zu den verworrensten“1. In den meisten Alltagssituationen sind die Begriffe „männlich” und „weiblich“ ziemlich klar. Der Unterschied zwischen den Geschlechtern dient uns als Grundlage für einen großen Teil unserer Kommunikation und unseres Handelns. Aber dieselben Begriffe beginnen zu wabern wie der Nebel über der Donau, wenn wir beginnen, sie logisch zu hinterfragen. Sie erweisen sich dann als schwer zu fassen und zu bestimmen.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Freud [1900] 1972.
The Glebe and Western Weekly“ (Sydney) 7. Juli 1993.
Eine nützliche Sammlung solcher Behauptungen findet sich bei K. Thompson 1991.
Eine etwas arg mythologisierte Version dieser zu lokaler Berühmtheit gelangten Wortwechsel hat nun der Wirt herausgegeben: Elliott 1992.
Mannheim 1985 gilt als der Klassiker in der Wissenssoziologie. Eine Feldstudie bei Wissenschaftlern findet man bei Charlesworth et al. 1989. Foucault 1995 bietet eine ausgezeichnete geschichtliche Untersuchung des praktischen Kontexts des Wissens.
Kessler und McKenna 1978; West und Zimmermann 1987.
Die Krieger-DNS stammt aus Bly 1991, S. 212. Für die mittlerweile umfangreiche Literatur zu Geschlecht und Wissenschaft siehe Keller 1986, Harding 1991; speziell zu Männlichkeit siehe Easlea 1983.
Der Zusammenhang von Evolutionstheorie und Gesellschaftskritik wird klar in der Darwin-Biographie von Desmond und Moore 1992. Zum grundsätzlich rekonstrukti- ven Charakter der Wissenschaft hat Lakatos 1970 einen klassischen Beitrag geliefert.
Große Erzählungen, siehe Lyotard 1984; ökonomischer Rationalismus, siehe Pusey 1991.
Wie Marcuse 1990 und Mitchell 1984 argumentieren.
Freud [1900] 1972, 1973, 1979.
Freud 1969, [ 1905 ] 1991. Wer Lust bekommen hat, diese Fallgeschichte zu lesen, sollte sich folgendes erstaunliche Dokument nicht entgehen lassen, in dem der Wolfsmann seine Sicht der Dinge schildert: Pankejeff 1971.
Freud [1930] 1977. Laplanche und Pontalis 1973 fassen die Theorie des Über-Ich zusammen; die Anwendung auf Männlichkeit findet sich bei Silverman 1986.
Die Weiblichkeits-Debatte wird bei Chodorow 1985 und Garrison 1981 behandelt. Die Originalschriften sind Klein 1928, Boehm 1930, Horney 1932.
Reik 1990; Bieber et al. 1962; ein Beispiel, wo eine Normalisierung als Behandlung eingesetzt wurde, findet sich bei Dolto 1974.
Lewes 1988.
Jung 1981. Die hier zitierten Thesen finden sich ohne grundlegende Veränderung in einer Reihe von Büchern und Aufsätzen; z.B. Jung 1982. Jungs Bruch mit Freud wird bei Wehr 1988 beschrieben.
Jung 1981.
Bethal 1985, Bly 1991 und andere, zu zahlreich um sie zu erwähnen.
Zum Beispiel Kaufman und Timmers 1983, K. Thompson 1991.
Erikson 1992.
Zur Kerngeschlechtsidentität siehe Stoller 1968, 1976. Zur kindlichen Entwicklung siehe Tyson 1986; zur Homosexualität siehe Friedman 1988, eine anthropologische Anwendung findet sich bei Stoller und Herdt 1982. Mit der Erfindung des Transsexuellen beschäftigt sich King 1981, und eine bemerkenswerte Untersuchung der Szene gibt es von Bolin 1988.
May 1986. In Mays eigener Arbeit über das soziale Geschlecht (1980) betont er vor allem die Phantasie, beruft sich aber auf eine eigenartig rigide Dichotomie.
Adler 1956 (S. 55); 1966; 1928. Bei dem in letzter Zeit wiederaufgelebten Interesse an der Psychoanalyse vergißt man Adler größtenteils. Einen Abriß seines Wirkens präsentiert Ellenberger 1970. Die detaillierteste Beschreibung seines Verhältnisses zu Freud findet man bei Stepansky 1983, dessen Beschreibung des Bruchs zwischen den beiden ich übernommen habe. Stepansky kommt jedenfalls zu dem erstaunlichen Schluß, daß Adlers Beobachtungen zum sozialen Geschlecht weder eine „politische“ noch eine „soziale” Analyse begründen, und daß Adlers umfangreiche Schriften über gesellschaftliche Themen nur eine Art Vorwand für noch unausgereifte psychologische Ideen bildeten. Daß Stepansky den Feminismus in Adlers Umfeld völlig ignoriert, beweist auch die Eingeschränktheit seiner Sichtweise.
Reich 1986, 1972.
Horkheimer 1987, Fromm 1966, Adorno et al. 1973. Die amerikanischen Diskussionen über „Die autoritäre Persönlichkeit“ dokumentieren Christie und Jahoda 1954.
Malinowski 1977, und als späterer Unterstützer Parsons 1964.
Sartre 1991, de Beauvoir 1968.
Laing 1987, Laing 1973, Laing und Esterson 1964.
Wie im späteren Werk von Sartre zu sehen (1968). Dessen Bedeutung für das soziale Geschlecht ist in Connell 1982 thematisiert.
Das ist eine sehr kurze Zusammenfassung einer Reihe von Positionen. Die Geschichte der Schule Lacans findet sich bei Roudinesco 1990. Ihre Einflüsse auf den Feminismus sind bei Mitchell 1984, Irigaray 1985 und Grosz 1990 nachzulesen.
Deleuze und Guattari 1977, Hocquenghem 1978.
Chodorow 1985a, 1985b; Dinnerstein 1979. Craib 1987 verwendet auch die Theorie der Objektbeziehung und besitzt zudem ein größeres Verständnis für die institutionellen Grundlagen männlicher Dominanz, führt seine Arbeit aber nicht zu Ende. Eine Kritik dieser Art von Männlichkeitstheorie bietet McMahon 1993.
Rosenberg 1982.
Epstein 1988. Die sehr umfangreiche Zusammenstellung von Maccoby und Jacklin 1975
Unter anderem durch Florian Znaniecki, Talcott Parsons, Ralph Linton, Siegfried Nadel, Bruce Biddle. Ich habe diese Entwicklung in Connell 1979 beschrieben.
Komarowsky 1964, Parsons und Bales 1956. Eine ausführlichere Beschreibung bietet Carrigan et al. 1985.
Hacker 1957, vgl. Hartley 1959.
Schools Commission 1975. Eines der beliebtesten Modelle einer Geschlechtsrollenreform war „Androgynie“, siehe dazu Bem 1974, Lenney 1979.
Pleck und Sawyer 1974, Farrell 1974 und Nichols 1975 sind frühe Schriften über die Männerbewegung. Farrells konservative Kehrtwende wird im neunten Kapitel angesprochen. Die zitierten Titel stammen von Balswick und Peek 1971, sowie Harrison 1978.
Pleck 1976, 1977; Snodgrass 1977. Die Anfänge einer Abwendung von Feminismus dokumentiert eine Stellungnahme des Männerzentrums in Berkeley, abgedruckt in Pleck und Sawyer 1974 (S. 174); aber auch Goldberg 1979.
Pleck 1981 (S.160).
Über das Rollenkonzept allgemein, siehe Urry 1970, Coulson 1972, und Connell 1979. Zur Geschlechtsrollentheorie siehe Edwards 1983, Stacey und Thorne 1985. Ihre Anwendung in der Männerforschung wurde kritisiert von Carrigan et al. 1985, Kimmel 1987.
Stearns 1979, Pleck und Pleck 1980 sind hierfür Beispiele. Es gäbe noch viel schlimmere, die ich aber aus Nachsicht nicht anführe.
Eine Übersichtsstudie bietet Rotundo 1993, lokale Untersuchungen dokumentieren Carnes und Griffen 1990, Roper und Tosh 1991, und vor allem Heward 1988 und Grossberg 1990.
Seccombe 1986. Das Argument vom politischen Charakter des Familieneinkommens wird von detaillierten regionalen Untersuchungen gestützt, z. B. Metcalfe 1988 über australische Minenarbeiter, Rose 1992 über britische Weber.
Gilding 1991.
Phillips 1980, 1984, 1987.
Mead 1970. Ihre späteren Arbeiten über das soziale Geschlecht waren konservativer, Mead 1972.
Herzfeld 1985; ein Beispiel für die Diskussion über Machismo findet sich bei Bolton 1979.
Herdt 1981, 1982, 1984. Modjeska 1990 stellt die Verbreitung dieser „ritualisierten Homosexualität“ in Frage.
Gilmore 1991.
Strathern 1978, 1981.
Schieffelin 1982.
Clifford und Marcus 1986, Strathern 1991.
Über Interaktion und soziales Geschlecht siehe West und Zimmerman 1987; zu Männlichkeiten siehe Messner 1992, Klein 1993.
Gruneau and Whitson 1993, Fine 1987.
Donaldson 1991.
Collinson, Knights und Collinson 1990, Tolson 1977, Messerschmidt 1993, Staples 1982.
Willis 1977, Kessler et al. 1985.
Carrigan, Connell und Lee 1985 bieten eine Definition hegemonialer Männlichkeit; eine Kritik dieses Konzepts findet man bei Donaldson 1993.
Walker 1988.
Zur Dialektik in Schulen siehe Connell 1989, beim Sport siehe Klein 1993.
Cockburn 1983 (S. 171f). Ihre späteren Arbeiten haben den politischen Charakter des Prozesses stärker herausgestrichen, Cockburn 1991. Über Stahlarbeiter siehe Corman, Luxton, Livingstone und Seccombe 1993.
Hearn 1987, Seidler 1989. Andere von der britischen Linken haben ähnliche Themen behandelt, z.B. Brittan 1989, Hearn und Morgan 1990, und Segal 1990 (wird im nächsten Abschnitt diskutiert).
Am deutlichsten wird das in den Publikationen der Männerbewegung, z. B. „Achilles Heel“ (Großbritannien), „Changing Men” (USA) und „XY“ (Australien). Ein fundamentalistisch-religiöser Standpunkt findet sich bei Cole 1974.
Weinberg 1973, Herek 1986.
Mieli 1980 über geheime Begierden; Connell, Davis und Dowsett 1993 über Sexualisierung.
Altman 1972, Watney 1980.
Morgan 1970, Mitchell 1981. Einen nützlichen Überblick über das Konzept findet man bei Walby 1989.
Corner 1974; Dalla Costa und James 1972. Segal 1983 dokumentiert die britischen Diskussionen über die Rekonstruktion von Familienbeziehungen.
Einen Überblick über diese Strömung feministischen Denkens liefert Segal 1987, mit deren Bedeutung beschäftigt sich Smith 1989.
Ehrenreich 1984. Die feministische Skepsis gegenüber der akademischen Männerbewegung findet sich bei Canaan und Griffin 1990.
Chester 1978; Segal 1990.
Badinter 1993. Kemper 1990 hat die Testosteron-Forschung gesichtet und zeigt die Verwobenheit sozialer und biologischer Ursachen.
Mein Argument bezieht sich hier auf die „Kritische Theorie“ der Frankfurter Schule, dennoch möchte ich die Bedeutung empirischen Wissens für die Kritik hervorheben. Die Kritik sollte wissenschaftlicher sein als der kritische Positivismus: mit Fakten behutsam umzugehen, die soziale Realität gründlich zu untersuchen. Nützliche Modelle wurden in Pädagogik-Studien entwickelt: Giroux 1983, Sullivan 1984, Wexler 1992.
Rights and permissions
Copyright information
© 1999 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Connell, R.W. (1999). Die Wissenschaft von der Männlichkeit. In: Der gemachte Mann. Geschlecht und Gesellschaft, vol 8. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09604-7_1
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-09604-7_1
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-663-09605-4
Online ISBN: 978-3-663-09604-7
eBook Packages: Springer Book Archive