Chinesische Staatsunternehmen verstehen

In Kap. 1 beschäftigen wir uns zunächst mit den näheren Umständen einer Entsendung nach China. Während sich, unserer Erfahrung nach, die meisten Mitarbeiter um eine solche Entsendung nicht gerade reißen, stehen Andere herausfordernden Aufgaben und einer neuen kulturellen Umgebung durchaus positiv gegenüber. Im Anschluss beschreiben wir die Entstehung der Sino Group – von der Gründung im Jahre 1949 über die Verstaatlichung im Jahre 2002 bis zum heutigen Tage –, im Speziellen erläutern wir die Entwicklung des Joint Ventures zwischen der Sino Group und der Auto AG. Die chinesischen Staatsautomobilisten befinden sich permanent in einem Spannungsfeld zwischen der Dynamik privater chinesischer Automobilhersteller und dem sehr hohen Niveau ihrer westlichen Joint-Venture-Partner. Insgesamt steckt die chinesische Automobilindustrie aufgrund der jungen Geschichte und der starken Dynamik in einer Krise. Die Staatsautomobilisten gehorchen zwar streng den Fünfjahresplänen der Zentralregierung, werden aber gleichzeitig vom Markt stark unter Druck gesetzt. So versuchen sie mit dem Know-how westlicher Experten einen Turnaround zu schaffen. Insofern beschreiben wir detailliert die ersten Projekte ausländischer Experten, die auf eine Reorganisation der Sino Group zielten – stets im Spagat zwischen Anspruch und Wirklichkeit des chinesischen Managements und der staatlichen Partner.

In Kap. 2 schildern wir die ersten Eindrücke eines Ausländers unmittelbar nach seiner Ankunft in China. Die schwierige Verständigung sorgt zwar zunächst für ein Gefühl der Hilflosigkeit, aber ein herzlicher Empfang und der Ausblick auf interessante Entdeckungen lassen die Vorfreude auf eine spannende Zeit steigen. Während die großen, internationalen Metropolen Schanghai und Beijing einiges für Ausländer bieten, ist in den Städten der zweiten und dritten Ordnung die englische Sprache weniger verbreitet. Entscheidend für das erfolgreiche Leben und Wirken eines Ausländers in China ist daher die Auswahl des Übersetzers. Mandarin, als Hauptdialekt der chinesischen Sprache, ist schwierig zu erlernen. Außerdem sind lokale Dialekte weitverbreitet, die sich vom Mandarin stark unterscheiden. Die chinesische Sprache ist im Allgemeinen sehr vieldeutig, oft erschließt sich der Sinn eines Satzes nur im Kontext. In diesem zweiten Kapitel zeigen wir nicht nur, wie man in China kompetente Übersetzer aussucht, sondern erläutern auch einige wesentliche Besonderheiten in der Kultur und im sozialen Umgang. Wir gehen in diesem Zusammenhang besonders auf die Beziehungspflege in China ein. Zu Themen des Alltags wie der Fortbewegung geben wir ebenso Empfehlungen wie für die vielen Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Dazu gehört auch ein soziales Engagement in der chinesischen Gesellschaft, was wir an einem Beispiel verdeutlichen.

In Kap. 3 beschäftigen wir uns mit dem beruflichen Alltag eines Ausländers in einem chinesischen Staatsunternehmen am Beispiel der Sino Group. Wir geben dabei unsere Einschätzung ab, welche Bedeutung ausländische Experten für die chinesische Wirtschaft haben. Darauf aufbauend markieren wir mit einem Überblick über den Aufbau und die Hauptfunktionen der Sino Group und einer Verhaltensskizze der Führungskräfte das Spielfeld, auf dem sich ein Ausländer in diesem Unternehmen bewegt. Der Leser bekommt detaillierte, situationsbezogene Empfehlungen für den Umgang mit chinesischen Führungskräften und Mitarbeitern. Des Weiteren gehen wir auf das Führungsmodell ein und zeigen für China allgemeine und für Staatsunternehmen spezifische kulturelle Unterschiede auf. Wir bereiten den Leser auf Konfliktpotenzial vor und geben eine Handlungsempfehlung für ein erfolgreiches Wirken in einem chinesischen Staatsunternehmen.

Im Kap. 4 beschreiben wir die Strukturreform in der Sino Group von 2008 bis ins Frühjahr 2016. Wir erläutern am Beispiel dieser Strukturreform in fünf Schritten, welche Möglichkeiten sich einem ausländischen Experten in einem chinesischen Staatskonzern bieten, aber auch die Grenzen, die sich auftun. Und wir zeigen die besonderen Faktoren auf, die auf die Sino Group einwirken: die staatlichen Vorgaben, die Anforderungen einer exzellenten Automobilproduktion, der extreme Wettbewerbsdruck auf dem chinesischen Automobilmarkt und die kulturellen Gegebenheiten in China. Diese Faktoren machen den Einsatz ausländischer Experten einerseits notwendig, erschweren aber andererseits erheblich deren Wirksamkeit.

Peter Atzler hat die Entwicklung der Sino Group seit nunmehr acht Jahren in unterschiedlichen Funktionen und Rollen begleitet. In dem vorliegenden Buch haben wir versucht, dem Leser einen zum Teil sehr detaillierten Überblick über nahezu alle Maßnahmen zu vermitteln, die aus unserer und der Sicht renommierter Consulting-Unternehmen für die Internationalisierung der Sino Group notwendig waren.