03.07.2024 | Cloud Computing | Interview | Online-Artikel
"Datensouveränität ist ein Must-have für KI"
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Im Interview erläutert der Cloud- und Rechenzentrumsexperte Falk Weinreich, warum ein Großteil der IT-Verantwortlichen in deutschen Unternehmen auf KI-Hosting in Europa setzt und welches Cloud-Modell sie dabei präferieren.
Falk Weinreich ist als General Manager für den europäischen Cloud-Anbieter OVHcloud tätig und leitet die Geschäfte im DACH-Markt.
OVHcloud
springerprofessional.de: Herr Weinreich, welche Rolle spielt die Frage des Standortes bei der Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) für deutsche Unternehmen?
Falk Weinreich: Die Frage des Standorts, an dem die Daten für KI-Modelle gehostet werden, spielt eine wichtige Rolle für deutsche Unternehmen. Je nach Standort des Rechenzentrums und des Firmensitzes eines Cloud-Anbieters fallen die Daten unter verschiedene rechtliche Bestimmungen wie die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) in der EU oder den US Cloud Act in den USA. Im Falle der USA bedeutet dies, dass in gewissen Szenarien die Behörden Einsicht in die Daten verlangen können. Für Branchen mit besonders sensiblen Daten wie den Gesundheitssektor, die Finanzbranche oder den öffentlichen Dienst ist dies ein kritischer Faktor. So gaben in einer aktuellen Umfrage, die Censuswide im Auftrag von OVHcloud unter 500 IT-Verantwortlichen deutscher Unternehmen durchgeführt hat, rund zwei Drittel (65 Prozent) der Befragten in Deutschland an, das Hosting der KI-Daten in Europa zu bevorzugen, um mehr Vertrauen in Datenresidenz und Datenschutz zu haben und die Kontrolle über die Daten zu behalten.
Dabei ist das Thema "KI-Anwendungen" ein noch recht junges Thema für die meisten deutschen Unternehmen. Laut unserer Umfrage nutzen 78 Prozent der Unternehmen KI-Anwendungen erst seit weniger als zwölf Monaten. Die Frage nach dem Standort der Daten ist also eine ganz zentrale, die von Anfang an mitgedacht wird.
Welcher Cloud-Ansatz wird dabei in der Praxis präferiert?
Auch wenn eine klare Mehrheit der IT-Verantwortlichen europäische Anbieter präferiert, ergibt sich in der Praxis ein differenziertes Bild. Die Umfrage zeigt, dass ein Multi-Cloud-Ansatz am weitesten verbreitet ist. 26 Prozent der Befragten hosten ihre KI-Daten und -Modelle exklusiv bei einem europäischen Cloud-Anbieter, während 19 Prozent sie exklusiv bei einem außereuropäischen Anbieter hosten. Dazwischen liegt jedoch ein weites Feld an Unternehmen, die verschiedene Mischformen aus beidem einsetzen. Und je nach Anwendungsfall können solche Multi-Cloud-Modelle durchaus Vorteile wie bieten, wie etwa zusätzliche Flexibilität.
Wie viel Wert legen die in der Studie befragten Unternehmen auf Datensouveränität, wenn sie KI-Anwendungen entwickeln, trainieren oder anbieten?
Für KI-Anwendungen bilden Daten das Fundament. Daher muss die Sicherheit und Integrität dieses Fundaments sichergestellt werden – dementsprechend spielt Datensouveränität für eine große Mehrheit der befragten IT-Entscheider eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von KI-Anwendungen. 96 Prozent legen großen oder sehr großen Wert darauf. Für nur vier Prozent spielte Datensouveränität eine untergeordnete Rolle. Mit anderem Worten: Datensouveränität ist ein Must-Have für KI.
Viele IT-Verantwortliche sagen, es sei eine große Herausforderung, die Bedeutung von Datensouveränität an die breite Wirtschaft zu kommunizieren und verstanden zu werden. Was folgern Sie daraus?
Hier klafft tatsächlich noch eine erhebliche Lücke in der Wahrnehmung. Laut der Studie haben 96 Prozent der IT-Verantwortlichen bereits Herausforderungen dabei erlebt, die Bedeutung von Datensouveränität dem eigenen Management und der breiteren Wirtschaft zu kommunizieren. Während also das Bewusstsein für datensouveräne KI-Anwendungen in den IT-Abteilungen hoch ist, besteht in anderen Unternehmensbereichen noch Aufholbedarf.
Das deckt sich auch mit dem Ergebnis, dass eine deutliche Mehrheit der Befragten ihre aktuellen Unternehmensrichtlinien als unzureichend für einen datensouveränen KI-Einsatz ansieht. Umso wichtiger ist es, das Thema aus den IT-Fachabteilungen herauszuholen und seine wirtschaftliche und gesellschaftliche Relevanz klarzumachen.