Einleitung
Co-Working-Spaces als Treffpunkte
Typisierung von Co-Working-Spaces
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Co-Working-Spaces vom Typ A (Third Space) basieren auf intensiven sozialen Kontakten zwischen ihrer Leitung und den NutzerInnen. Eigeninitiative, ein starker Gemeinschaftsgedanke und die Hilfsbereitschaft unter den NutzerInnen sind wesentliche Kennzeichen. Die BetreiberInnen der Co-Working-Spaces handeln zwar auf Basis ökonomischer Prinzipien, allerdings steht bei ihnen nicht die Gewinnorientierung im Vordergrund, sondern vor allem die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, Entscheidungen zu treffen, Geschäftsmodelle zu entwerfen und über Kombinationen von Ressourcen neue Lösungen zu erarbeiten. In der Konsequenz entstehen recht bunte und teilweise chaotisch wirkende Co-Working-Spaces (Abb. 2). Die materielle Gestaltung der Räume ist dabei nicht willkürlich, sondern transportiert deren Anspruch, Offenheit und Kreativität zu fördern (Wagner und Growe 2020). Die Gestaltung dieser Co-Working-Spaces unterstützt auch die Idee, einen Ort zu schaffen, der weder Arbeits- noch Wohnort ist: einen sogenannten Dritten Ort (Third Space) (Brown 2017). Der Gemeinschaftsgedanke und die grundsätzliche Offenheit dieser Einrichtungen äußern sich auch in einem (im Vergleich zu Typ B) deutlich stärkeren Bezug auf das umgebende Quartier, beispielsweise in Form von öffentlich zugänglichen Cafés. Auch benachbarte KleinunternehmerInnen können von den Co-Working-Spaces profitieren: So fragen die Co-WorkerInnen beispielsweise Backwaren aus benachbarten Bäckereien nach; auch werden SchreinerInnen oder SchneiderInnen für die Anfertigung der Ausstattung herangezogen. Vielfach können auch benachbarte KleinunternehmerInnen in den Co-Working-Spaces Produkte ausstellen. Anzutreffen sind Typ-A-Co-Working-Spaces in Heidelberg in eher von Gentrifizierung betroffenen, innenstadtnahen Stadtvierteln.
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Co-Working-Spaces vom Typ B (High Investment) sind charakterisiert durch kapitalintensive Investitionen. Ihre BetreiberInnen agieren typischerweise explizit gewinnorientiert, was besonders deutlich wird, wenn kommerzielle AnbieterInnen eine vergleichbare Start-up-Atmosphäre an Co-Working-Spaces in verschiedenen Städten zu generieren suchen. Das Angebot eines flexibel nutzbaren, aber auch verlässlichen Arbeitsorts mit einer modernen räumlichen und technischen Ausstattung steht im Vordergrund. Der Co-Working-Space wird primär als ein Arbeitsort verstanden, auch wenn seine innenarchitektonische Gestaltung eine klare Abgrenzung von traditionellen Büroarbeitsplätzen bewirkt (Grazian 2019). Ein klares Anliegen der BetreiberInnen ist das Schaffen von Austauschmöglichkeiten innerhalb des Co-Working-Spaces, beispielsweise im Rahmen von Veranstaltungen und Events. Die Cafés dieser Co-Working-Spaces und Vernetzungsveranstaltungen sind der Öffentlichkeit typischerweise nicht zugänglich. Wenngleich die NutzerInnen des Co-Working-Spaces auch einzelne Produkte (z. B. Backwaren) und Leistungen aus der unmittelbaren Quartiersumgebung nachfragen mögen, impliziert letzterer Aspekt doch auch eine recht klare Trennung des betreffenden Co-Working-Space und seiner NutzerInnen vom umgebenden Stadtteil. Typ-B-Co-Working-Spaces sind beispielsweise in Immobilien zu finden, die überregional vermarktet werden und damit typischerweise in solchen Stadtvierteln lokalisiert, in denen konventionelle Büroflächen zur Verfügung stehen.
Name | Größe (m2; Arbeitsplätze) | Kosten in Euro (Arbeitsplatz pro Tag; Arbeitsplatz pro Monat) | Typ | Einschätzung |
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Action House | 100; 20 | 5; k. A. | A | Räumliche Nutzung flexibel und an aktuelle NutzerInnen angepasst Einrichtung von NutzerInnen selbst konzipiert und gestaltet Starker persönlicher Austausch untereinander mit familiärer Atmosphäre |
Fensterplatz | 75; 10 | 15; 120 | A | Zwischennutzungslocation, Pop-up-Co-Working-Space Räumlichkeiten ohne festes Designkonzept, selbst gestaltet und von aktuellen NutzerInnen beeinflusst Offener Treffpunkt mit stark familiärem Charakter |
Coworking im Dezernat 16 | 240; 36 | 11; 170 | B (mit Nähe zu A) | Zwischennutzungslocation Einrichtung unkompliziert (funktional, familiär) und an NutzerInnen angepasst Austausch mit weiteren Kultur- und Kreativwirtschaftsakteuren aus dem Dezernat 16 sowie mit der Stadtbevölkerung erfolgt im Café Leitstelle im Dezernat 16 |
CoMaking Space | 262; 10–20 | k. A.; 25 | A | Bietet technische Hardware und Know-how, damit NutzerInnen eigene Projekte umsetzen können Räumlichkeiten in hohem Maße werkstattorientiert Treffpunkt für Technikinteressierte mit hoher Vertrauensbasis |
breidenbach studios | 350; 12 | k. A.; 100 | A | Vermietet Ateliers und Proberäume Räumlichkeiten können selbst gestaltet werden Öffentlichkeit hat Zugang durch einen Galerieraum für Ausstellungen und Events |
DAI Makerspace | 160; 10–40 | 0; 0 | A | Einrichtung gemeinwohlorientiert, Möglichkeit zur Verwirklichung eigener Projekte und zur Pflege des Austauschs mit Gemeinschaft Qualität und Robustheit bei Inanspruchnahme gemeinschaftlicher Räume im Vordergrund; alles soll selbsterklärend und einfach zu handhaben sein |
B_Fabrik | 500; 50 | 25; 199 | B (mit Nähe zu A) | Co-Working-Arbeitsplätze für EinzelnutzerInnen und Bereitstellung von Räumen für Co-Working-Arbeitsplätze für Unternehmen Hohe Investition in modernes Design mit Bezug zur Thematik „Nachhaltigkeit“, gewerblicher Look (Bezug zum Genius Loci) Förderung interaktiven Arbeitens Fokus auf Nutzung von lokalen Produkten aus der Nachbarschaft (beispielsweise Kaffee) |
ZGC Innohub | 420; 40 | k. A.; 320 | B | Vorrangig Arbeitsplätze, mit Möglichkeit zur Kommunikation untereinander Hohe Investitionen in hochwertige Einrichtung und Design |
Design Offices | 4000; 350 | 29; 290 | B | Corporate-Co-Working-Anbieter mit deutschlandweitem Standortnetz Meistens Neubauten in designstarkem Fabrikstyle mit moderner Arbeitsplatzinfrastruktur Orientierung an größeren Unternehmen und damit Bezug zur Wirtschaftsregion |
Fazit
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In Co-Working-Spaces beider Typen wird die Vernetzung der NutzerInnen des Co-Working-Space untereinander unterstützt.
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Die innenarchitektonische Gestaltung ist zwar nicht primär ausschlaggebend für die Vernetzung der NutzerInnen untereinander, jedoch werden infolge der unterschiedlichen Gestaltungsmöglichkeiten verschiedene NutzerInnen angesprochen, so dass die innenarchitektonische Gestaltung indirekt die Zusammensetzung der Community in Co-Working-Spaces und damit auch im Stadtteil beeinflusst.
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Die Öffnung des Co-Working-Space gegenüber dem Quartier unterscheidet sich deutlich zwischen den beiden Typen. Während bei Co-Working-Spaces vom Typ A (Third Spaces) eine deutliche Öffnung des Co-Working-Space zum Quartier beobachtet werden kann, sind Co-Working-Spaces des Typs B (High Investment) eher als vom Quartier abgekoppelt und primär als auf interne Vernetzungen fokussiert anzusehen.